Marco Börries braucht die Telekom
Mit der Gründung und dem Verkauf von Star Division wurde Marco Börries zum Millionär. Jetzt will er den Erfolg mit „Enfore“wiederholen – einer Cloud-basierten Business-Software für Kleinbetriebe. Die Telekom ist mit im Boot.
Acht Jahre haben Marco Börries und sein Team getüftelt, um ihre Cloudbasierte Business-Software für Kleinbetriebe fertigzustellen. Seit ein paar Wochen ist Enfore nun am Markt – mit der Deutschen Telekom als Vertriebspartner.
Zu Marco Börries muss man nicht viele Worte verlieren. Mitte der 70er Jahre gründete der damalige Schüler aus Lüneburg im zarten Alter von 16 Jahren das Softwareunternehmen Star Division, das mit großem Erfolg eine Alternative zum OfficePaket von Microsoft anbot. Ende der 90er verkaufte Börries die Firma für einen hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag an Sun Microsystems und muss seitdem nicht mehr arbeiten. Eigentlich. Tatsächlich blieb der Softwareunternehmer immer ruhelos. Enfore heißt das Unternehmen, das nun nach beträchtlicher Entwicklungsphase durchstarten und den Star-Division-Erfolg wiederholen oder sogar toppen soll. Die Idee: Kleinbetriebe aus dem Einzelhandel, Gastgewerbe oder dem Dienstleistungssektor erhalten eine Komplettlösung aus Hardware und Cloud-basierter Software, mit der sie ihre Geschäfte abwickeln können.
Enfore hat dazu ein integriertes Point-of-Sale(POS-) und Serviceangebot entwickelt, das unter anderem ein Kassensystem (EnforeDasher), ein Karten-Terminal (EnforePaypad) sowie eine Business-Anwendung namens EnforePOS mitbringt – wobei Letztere je nach Branche mit unterschiedlichen Softwaremodulen geliefert wird. Diese sollen lokale Kleinbetriebe in allen Arbeitsschritten, von der Warenwirtschaft und der Lagerhaltung über die Abrechnung bis hin zur Kunden-Management, digital unterstützen.
Die Lösung setzt dabei konzeptionell an einem Punkt an, den jeder Kleinbetrieb kennt: an der Kasse. Direkt über das POS-Terminal werden branchenspezifische Softwaremodule für Prozesse wie vorbereitende Buchhaltung, Personalplanung oder Kundenbetreuung zur Verfügung gestellt. Nutzer haben so im Kassen-, Theken- oder Rezeptionsbereich Zugriff auf diese Softwaremodule. Bezahlt wird für Hardware, Connectivity und Support, die Softwaremodule sind indes kostenfrei. Die Apps laufen dabei nicht nur auf dem POS-Terminal, sondern auch auf anderen Endgeräten vom iPad übers iPhone bis hin zu PC und Mac. Anwender können also, sofern sie einen BusinessAccount haben, ortsunabhängig auf verschiedenen Endgeräten mit ihrer gewohnten Nutzeroberfläche und ihren jeweiligen Daten arbeiten. Sie können Rechte für Mitarbeiter vergeben, Geschäftsdaten in der Cloud archivieren und in Kürze auch ihre Online-Profile auf Seiten wie Facebook, Google oder Yelp pflegen. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen Nutzer die Möglichkeit haben, Produkte und Services „mit wenigen Klicks“auf Plattformen wie Amazon Marketplace, Ebay, Google oder Facebook anzubieten.
„Meine Mission ist es, den über 200 Millionen kleinen Unternehmen weltweit die Tür ins digitale Zeitalter zu öffnen“, gab sich Börries auf der IFA selbstbewusst. Es gebe viele Firmen, die wenig Geld und wenig digitales Know-how hätten. Die wolle er mit Enfore erreichen. Dass der Softwareunternehmer groß denkt, verwundert angesichts seiner Biografie und seinen Erfahrungen im Silicon Valley wenig. 60 Prozent vom Markt hofft er zu erobern, und das, obwohl beispielsweise mit Firmen wie Lexware, Sage, Scopevisio, Weclapp und anderen jede Menge Konkurrenz vorhanden ist.
Eine Komplettlösung inklusive Hardware bieten die allerdings nicht. Enfore liefert eine Tablet-Kasse mit integriertem Bondrucker und Barcodescanner (Dasher) für knapp 800 Euro und das Kartenzahlungsgerät PayPad für 200 Euro. Es handelt sich dabei um AndroidGadgets, die in China produziert werden.