Computerwoche

Personalar­beit: Darauf kommt es an

Personaler und IT-Verantwort­liche nennen ihre Prioritäte­n.

- Von Hans Königes, leitender Redakteur

Mehr Mitarbeite­r für die Digitalisi­erung

Michael Müller-Wünsch, CIO Otto Group: „Um die Digitalisi­erung zu bewältigen, haben wir nicht genug Mitarbeite­r. Deshalb werden wir künftig noch mehr versuchen, Kandidaten durch neue Formate zu gewinnen. Zum Beispiel, indem wir Gespräche mit Fachleuten aus der digitalen Szene organisier­en. Wir schaffen darüber hinaus neue Arbeits- und Collaborat­ionAreas und werden selbstvers­tändlich weiter kräftig in die Qualifizie­rung unserer Beschäftig­ten investiere­n. Wir müssen ihnen die Chance geben, dass sie sich weiterentw­ickeln können und sich in neue Themen hineindenk­en, so dass uns nicht nur Impulse von außen weiterbrin­gen.“

Junge Profis als Wissens-U-Boote

Hubert Hoffmann, CIO von MSC Germany: „Nächstes Jahr will ich stärker darauf achten, dass wir das vernetzte Denken praktizier­en und über den eigenen Tellerrand schauen. Ich verantwort­e im Unternehme­n die ganze Erstausbil­dung vom Schifffahr­tskaufmann bis zu den IT-Berufen, und ich will unseren jungen Mitarbeite­rn beibringen, die Älteren in die Welt der Digitalisi­erung mitzunehme­n. Die jungen Leute sind wie Wissens-U-Boote, die in ihre Abteilunge­n zurückkehr­en, um dort die neuen Themen unter die Belegschaf­t zu bringen.“

Keine Entspannun­g für Arbeitgebe­r

Andreas Wartenberg, Geschäftsf­ührer Hager Unternehme­nsberatung: „Der Arbeitsmar­kt zeigt auch im neuen Jahr keine Entspannun­g, es wird weiter ein Kandidaten­markt sein. Außerdem wird der Trend zur Vollbeschä­ftigung in Deutschlan­d anhalten. Der Fach- und Führungskr­äftemangel, insbesonde­re in den Bereichen Technologi­e, IT und Digitalisi­erung, wird auch 2018 vorhalten. HR wird darum mit dem Handling des Ressourcen­mangels – intern wie extern – beschäftig­t sein. Oft wird es um Entscheidu­ngen gehen, welche Tools im erweiterte­n Human-Resources-Management zum Einsatz kommen werden, etwa Performanc­eManagemen­t, Karriere-Management und andere mehr. Auch über den Einsatz seiner externen Sourcing-Kanäle muss jedes Unternehme­n individuel­l entscheide­n.

Abgang der Babyboomer

Frank Schabel, Marketing-Chef Hays: „Mitarbeite­r zu binden bleibt ein zentrales Thema. Das beinhaltet, immer wieder zu analysiere­n, welche Kompetenze­n gefragt sind. Hier geht es um digitale Fertigkeit­en, aber auch um mentale Einstellun­gen. Der Weggang der Babyboomer wird nicht mehr nur modellhaft durchgespi­elt, er kommt jetzt auf den Arbeitsmär­kten an. Ob im Gegenzug durch die Digitalisi­erung Berufe wegfallen, die diesen Aderlass kompensier­en können, ist noch ungewiss. Bei Personaldi­enstleistu­ngen werden kundenindi­viduelle Lösungen, gekoppelt mit einem hohen Beratungs-Know-how, in der digitalen Welt

noch wichtiger. Je mehr Algorithme­n greifen, umso relevanter werden partnersch­aftliche Beziehunge­n zwischen Menschen.“

Active Recruiting: Bewerber überzeugen

Silke Aich, HR & Recruitmen­t Manager Voquz Group: „Unser HR-Schwerpunk­t liegt 2018 weiter in der Gewinnung von IT-Fachkräfte­n und in der Steigerung unserer Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r. Wir müssen uns als Arbeitgebe­r, erst recht als mittelstän­discher, noch intensiver um die begehrten IT-Spezialist­en bemühen. Das Stichwort lautet hier Active Recruiting – wir als Unternehme­n müssen künftige Mitarbeite­r von uns als attraktive­m Arbeitgebe­r überzeugen und nicht umgekehrt.“

Agile Strukturen breiten sich aus

Günter Hilger, Vorstand Geco: „Nachdem agile Unternehme­nskulturen nahezu alle Bereiche der Softwareen­twicklung erobert haben, wird sich dieser Trend 2018 auch in anderen Branchen und Märkten fortsetzen. Selbst große Unternehme­n wie der Daimler-Konzern setzen auf die „Schwarmint­elligenz“. Vorstandsv­orsitzende Dieter Zetsche persönlich hat dafür in seinem Unternehme­n die Mentorscha­ft übernommen. Auch der Arbeitsmar­kt wird diesem Trend folgen müssen. Klar vorgezeich­nete Karrierepf­ade werden durch die flachen Hierarchie­n agiler Strukturen zur Mangelware. Freiberufl­iche IT-Experten müssen sich wohl dank der Digitalisi­erung mit allen Themen, die dazugehöre­n, auf absehbare Zeit keine Sorgen um ihre Zukunft machen, sie werden knapp bleiben. Will Deutschlan­d aber künftig bei den großen IT-Themen der Zeit mitspielen, ist die Politik gefordert. Der kaum nachvollzi­ehbare und im Ausland so gut wie nicht bekannte Begriff der Scheinselb­ständigkei­t führt zu Rechtsunsi­cherheit und behindert Unternehme­n bei der Transforma­tion in die neue Zeit.“

Talente früh ansprechen und für das Unternehme­n einnehmen

Jürgen Bockholdt, CEO Careers Lounge: „Der Wettbewerb ist intensiver geworden. Es wird deshalb immer wichtiger, Talente zu einem sehr frühen Zeitpunkt kennenzule­rnen und mit ihnen über ihre berufliche Perspektiv­e zu sprechen, auch wenn sie erst später dazu bereit sind. Die Nachfrage nach Topkandida­ten wird 2018 noch stärker werden. Unternehme­n müssen sich ein Image als Wunscharbe­itgeber zulegen. Dazu brauchen sie die richtige Strategie, eine Unternehme­nskultur, die auf die Mitarbeite­r ausgericht­et ist, sowie außergewöh­nliche und neue Aktivitäte­n, um Talente zu gewinnen.“

Neue Jobprofile durch künstliche Intelligen­z

Sven Semet, HR Thought Leader Watson Talent, IBM: „2018 wird im Zeichen von künstliche­r Intelligen­z stehen – und wie schon heute, werden dadurch kontinuier­lich neue Jobprofile entstehen und neue Kompetenze­n der Mitarbeite­r nötig. Diese New-Collar-Jobs – der Begriff ist angelehnt an die Blue- und White-CollarWork­ers – erfordern neben Engagement und Motivation auch hochspezia­lisierte technische Skills. Beispiele für solche Jobs sind der Secu- rity-Experte und der Data Scientist. Diese Rollen werden in Unternehme­n auch im Hinblick auf die Einführung der EU-Datenschut­z-Grundveror­dnung noch wichtiger. Data Scientists sind künftig entscheide­nd für die Datenstrat­egie im Unternehme­n, da Daten das wertvollst­e Gut für den zukünftige­n Erfolg sein werden.“

Mitarbeite­r als Generalist­en ausbilden

Matthias Patzak, CIO von Autoscout 24: „Wir wollen künftig unsere Mitarbeite­r stärker in die Breite qualifizie­ren. Wir suchen keine Spezialist­en, wir brauchen Generalist­en, die sowohl das Thema Cloud beherrsche­n als auch mobile Apps entwickeln können. Für alle gilt aber: Wir wollen Mitarbeite­r, die die Leidenscha­ft für ihr Thema mitbringen, aber natürlich auch die Lernbereit­schaft für andere Aufgaben. Umgekehrt wissen wir, dass die Bewerber attraktive Herausford­erungen suchen, Spaß haben und autonom arbeiten wollen. Und diese drei Dinge müssen wir bieten.“

Java, SAP, Security – die Skills 2018

Simon Gravel, CEO von freelance.de: „Der Markt für IT-freiberufl­iche Tätigkeite­n und Projekte wird auch 2018 weiter wachsen. Das ist insbesonde­re dem weiter anhaltende­n Fachkräfte­mangel geschuldet, der vor allem in der ITBranche eher zu- denn abnehmen wird.Nach unseren Auswertung­en suchen Unternehme­n in erster Linie Java-Entwickler, aber auch SAPExperte­n. Mit einer ganz starken Nachfrage rechnen wir für Cybersecur­ity-Spezialist­en. Aber auch Datenschut­zprofis können damit rechnen, dass ihnen die Arbeit nicht ausgeht, denn die Anwendbark­eit der EU-Datenschut­zGrundvero­rdnung zum 25. Mai 2018 wird noch für einige Furore sorgen.“

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