Oracle präsentiert starke Zahlen – doch das Cloud-Geschäft enttäuscht
Mit einem gut sechsprozentigen Umsatzplus hat Oracle in seinem zweiten Fiskalquartal 2017/18 überzeugt. Doch Analysten blicken derzeit vor allem auf die Cloud-Einnahmen, und hier blieb Oracle leicht unter den Erwartungen.
Oracle tut sich schwer, Anschluss im Cloud-Business zu finden. Der Datenbankriese war vergleichsweise spät mit As-a-Service-Lösungen gestartet und hatte die Cloud in frühen Tagen noch als Modeerscheinung abgetan. Diese Fehleinschätzung rächt sich nun. Die Akzente im Cloud-Markt setzen andere Unternehmen wie Amazon, Microsoft und Google sowie Salesforce.
Die Erwartungen sind angesichts des allgemein boomenden Cloud-Markts hoch. Oracle meldete für sein gerade abgelaufenes Geschäftsquartal einen Cloud-Umsatz von 1,52 Milliarden Dollar, ein Plus von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das war den Börsianern nicht genug. Sie hatten mit CloudErlösen von 1,56 Milliarden Dollar gerechnet und straften den US-Konzern daher mit einem Kursminus von rund drei Prozent ab.
Insgesamt belief sich Oracles Umsatz von September bis November 2017 auf 9,63 Milliarden Dollar, rund 6,2 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahrs. Der Löwenanteil entfiel einmal mehr auf das klassische LizenzBusiness. Hier verbuchte der Konzern einen Umsatz von 6,3 Milliarden Dollar, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Allerdings stagnierte das Geschäft mit Neulizenzen bei 1,35 Milliarden Dollar. Geld brachten wie so oft Wartung und Support: Hier setzte Oracle 4,95 Milliarden Dollar um, vier Prozent mehr als vor einem Jahr.
Wie abhängig Oracle nach wie vor vom klassischen Geschäft ist, zeigt die Tatsache, dass die Einnahmen aus Wartung und Support gut die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen. Die Erlöse im Hardwaregeschäft reduzierten sich im Quartalsvergleich um sieben Prozent auf 940 Millionen Dollar. Die Servicegeschäfte legten um ein Prozent auf 856 Millionen Dollar zu.
In ihrer Bewertung der aktuellen Zahlen wurden die Oracle-Verantwortlichen nicht müde, die Cloud-Erfolge ins rechte Licht zu rücken. CEO Mark Hurd stellte fest, Oracle sei mit über 5000 Fusion-Kunden der klare Marktführer bei Back-Office-SaaS-Applikationen. Man werde in den kommenden vier Quartalen weitere CloudVerträge mit einem Volumen von zwei Milliarden Dollar unterzeichnen. Das sei mehr SaaSGeschäft, als jeder andere Wettbewerber vorweisen könne. Oracle-Gründer und Chief Technology Officer (CTO) Lawrence Ellison verwies auf die kürzlich vorgestellte intelligente und autonome Datenbank, die sich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz weitgehend selbst administrieren könne. Deren Betrieb koste in der Oracle-Cloud gut 50 Prozent weniger als eine Datenbank in der Amazon-Cloud, sagte Ellison: „Das garantieren wir!“
Offenheit heißt das neue Cloud-Mantra
Damit wird ein Problem in der Oracle-Strategie offensichtlich. Der Konzern versucht, seine One-Stop-Shop-Strategie aus der klassischen Softwarewelt in die Cloud zu übertragen. Kunden sollen möglichst alles aus einer Hand beziehen – von Oracle nämlich. Das reicht von der Cloud-Infrastruktur über Plattformfunktionen bis hin zu Anwendungsservices. Ob dieser Ansatz funktioniert, ist jedoch zweifelhaft. Die anderen Anbieter bemühen sich eher um mehr Offenheit. Ziel ist, rund um die eigene Plattform ein attraktives Ökosystem aufzubauen, in dem Kunden eine Vielzahl nützlicher Applikationen – auch von anderen Anbietern – für ihr Geschäft finden.