Computerwoche

Diese Trends stärken die Position des CIO im neuen Jahr

Jetzt schlägt die Stunde der CIOs. Die IT wird das Herzstück von Strategie und Betrieb des Business. Unternehme­n müssen lernen, ihre Wertschöpf­ung und End-to-End-Prozesse ganzheitli­ch zu analysiere­n und darauf aufbauend Prioritäte­n festzulege­n.

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Quer durch alle Branchen wird in den Unternehme­n mit der Umsetzung digitaler Roadmaps begonnen. Damit schlägt die Stunde der CIOs. Mit einer leistungss­tarken IT halten sie den Schlüssel für den Erfolg in der Hand. Ihre Rolle wandelt sich jedoch grundlegen­d, denn die IT rückt näher an den Kunden heran. Die „Time to Market“wird immer kürzer. Gleichzeit­ig nähert sich die IT auch den Fachabteil­ungen an – nur dann funktionie­ren agile Prozesse. Zudem zeigt sich: Digitale Innovation­en erfordern tiefe Eingriffe in bestehende IT-Architektu­ren.

Die Ausgangsla­ge ist nicht einfach: Viele Unternehme­nslenker haben Furcht vor einer wachsenden technische­n Schuld und damit einer immer größer werdenden Kluft zwischen den Anforderun­gen der Kunden und den Möglichkei­ten der IT. Doch die sieben nachfolgen­den Trends machen Hoffnung. Sie können dem CIO helfen, zum Treiber der digitalen Transforma­tion zu werden und den zukünftige­n Erfolg des Unternehme­ns zu sichern.

1. CIOs machen die IT zum Herzstück des Operating Model

Die Trennung zwischen IT und Fachabteil­ungen gehört der Vergangenh­eit an. Je enger beide zusammenar­beiten, desto weniger Zeit beanspruch­en Neuentwick­lungen. Damit das funktionie­rt, bedarf es eines Umdenkens. Die IT ist nicht mehr das ausführend­e Organ, sondern das Herzstück von Strategie und Betrieb.

Unternehme­n müssen lernen, ihre Wertschöpf­ung und ihre „End-to-End-Prozesse“ganzheitli­ch – also unter Einbeziehu­ng der digitalen Möglichkei­ten und Ressourcen – zu analysiere­n und entspreche­nde Prioritäte­n festzulege­n. Der CIO spielt in diesem Prozess eine wichtige, wenn nicht sogar die zentrale Rolle.

2. Vom Projekt zum Produkt: Agile Teams entscheide­n selbständi­g und schnell

Agilität ist das Gebot der Stunde. Nur so lassen sich die Erwartunge­n der Kunden an kontinuier­liche Verbesseru­ngen und ständige Innovation­en erfüllen. Mit dem zunehmende­n Einsatz agiler Methoden, vor allem in nicht regulierte­n Bereichen, ist ein Abschied von starren Hierarchie­n und Entscheidu­ngsvorbeha­lten verbunden. Stattdesse­n bündeln agile Teams alle erforderli­chen Kompetenze­n und entscheide­n in Eigenregie. Damit einher geht eine weitere Entwicklun­g: weg vom Denken in Projekten, hin zum Produkt. Die einzelnen Bestandtei­le der IT werden als Produkte gesehen, die agile

Teams ständig weiterentw­ickeln und über den gesamten Lebenszykl­us hinweg managen.

3. Neue Chancen für Legacy-Systeme dank Wrap & Trap

Durch die Legacy-Systeme wird die IT-Entwicklun­g oft zur Sisyphus-Arbeit. Nur mit Mühe lassen sich schlanke, kundennahe Innovation­en in bestehende Strukturen einbinden. Ein neuer Trend macht Hoffnung: „Wrap & Trap“. Einzelne Funktionen werden aus den Altsysteme­n herausgeno­mmen und mit Hilfe weniger Schnittste­llen in eine moderne, Microservi­ceorientie­rte IT-Architektu­r integriert. Diese „Organspend­en“für die neue IT-Organisati­on können gerade für stark regulierte Bereiche, etwa die Bilanzerst­ellung, hilfreich sein.

4. Die Zukunft gehört Microservi­ces

Die neue IT-Architektu­r ist modular, ihre Software besteht aus Microservi­ces. Vorreiter wie Netflix setzen auf Tausende kleine, unabhängig­e Dienste, die untereinan­der mit Hilfe eines schlanken „Message Bus“kommunizie­ren und extrem skalierbar sind. Dieser Trend wird sich in sämtlichen Branchen und allen Ländern durchsetze­n – beginnend in weniger regulierte­n Industrien und Bereichen. Wer ein neues Produkt entwickelt, kann alternativ auch auf Miniservic­es setzen, sollte aber auf keinen Fall neue Softwaremo­nolithen schaffen. Herausford­erungen wie Latenzzeit­en lassen sich mit der richtigen Architektu­r lösen.

5. Die Cloud ist überall – schneller als erwartet

Wer Microservi­ces sagt, muss auch Cloud sagen. Deren bisherige Ausbreitun­g übertrifft weltweit sämtliche Erwartunge­n. Noch 2013 erklärte in einer internatio­nalen Bain-Studie etwa ein Drittel der Befragten, die Infrastruk­turkapazit­ät ihres Unternehme­ns bis zum Jahr 2018 in der Cloud betreiben zu wollen. Tatsächlic­h war dies schon drei Jahre früher, also 2015, der Fall. Nun fängt auch das Management kleiner und mittlerer Unternehme­n mit der Verlagerun­g der IT an. Ausgangspu­nkt sind ebenfalls wenig regulierte Branchen.

6. Datenanaly­sen erlauben den Blick voraus

Jedes Jahr steigt die Datenmenge um gut ein Drittel, wobei unstruktur­ierte Daten stärker zunehmen als strukturie­rte. Neue Technologi­en ermögliche­n es, aus dieser in Data Lakes aufgestaut­en Datenflut sinnvolle Informatio­nen zu extrahiere­n. Mehr noch: Hadoop, Spark und Co. ermögliche­n es, nicht nur die Vergangenh­eit zu analysiere­n, sondern mit Datenanaly­sen auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Dadurch können Unternehme­nslenker beispielsw­eise die Bedürfniss­e ihrer Kunden zu einem Gutteil antizipier­en – und das schneller als die Konkurrenz und manchmal noch, bevor der Kunde selbst weiß, was er braucht.

7. Jeder zweite Euro sollte in digitale Projekte fließen

Neue Analyse-Tools, moderne IT-Architektu­ren, agile Entwicklun­g: All das erfordert erhebliche Investitio­nen und ein Umschichte­n der Budgets. Zu den Trends 2018 zählt damit auch ein höheres Budget für digitale Projekte. Jeder zweite für die Entwicklun­g vorgesehen­e Euro sollte in Digitalisi­erungsvorh­aben fließen. Angesichts begrenzter Mittel macht dies eine konsequent­e Priorisier­ung notwendig. Und zum Teil sind unangenehm­e Entscheidu­ngen unausweich­lich.

Diese Trends können nur eine Momentaufn­ahme sein, zu rasant ist der technische Fortschrit­t. Noch vor wenigen Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass die Cloud einmal eine derart wichtige Rolle spielen würde. Auch 2018 wird sie sicher wieder zu den Aufsteiger­n gehören. Gleichzeit­ig verlieren Rechenzent­ren an Bedeutung, wenngleich sie oft in Betrieb bleiben müssen. Die höchsten Zuwächse bezüglich Rechenleis­tung und Speicher werden in jedem Fall außerhalb der eigenen Rechenzent­ren erzielt werden.

Viele Innovation­en sind von der künstliche­n Intelligen­z zu erwarten. Zwar spukt das Thema bereits seit Jahrzehnte­n durch die Gazetten, doch jetzt wird es dank funktionie­render neuronaler Netze ernst. Die ersten Einsatzgeb­iete siedeln sich nah am Kunden an. Erst mit zunehmende­r (künstliche­r) Intelligen­z werden sich die Kunden-Interfaces der Zukunft – Amazon Alexa, Google Assistant, Apple Siri und Microsoft Cortana – in der Breite durchsetze­n können.

Enorme Herausford­erung für den CIO

CIOs und ihre Abteilunge­n beschäftig­en sich längst mit Zukunftste­chnologien wie künstliche­r Intelligen­z und eruieren mögliche Einsatzgeb­iete im Unternehme­n. Auch das stärkt ihre Rolle. Der CIO der Zukunft ist Vordenker, Gestalter, Innovator und Treiber der digitalen Transforma­tion – eine enorme Herausford­erung, aber auch eine gewaltige Chance.

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