Computerwoche

Zehn Trends zur Zukunft der IT-Infrastruk­turen

Wer Rechenpowe­r will, benötigt dafür nicht mehr zwingend eigene Hardware-Racks oder gar Rechenzent­ren. Der Trend geht zu markenlose­r Billighard­ware aus Asien, die ihre Ressourcen immer öfter in der Public Cloud bereitstel­lt. Diesen und neun weitere Infras

- Von Christoph Lixenfeld, freier Journalist in Hamburg

Vor dem Hintergrun­d der breiten Diskussion­en über Analytics und künstliche Intelligen­z ist die Zukunft der Infrastruk­tur zuletzt etwas aus dem Blick geraten. Wer daraus schließt, dass sich hier nichts tut, liegt allerdings falsch. Auch die Annahme, dass Strukturen keine strategisc­he Bedeutung mehr haben, ist nicht richtig. Wer sich zum Beispiel mit Analytics beschäftig­t, braucht Rechnerlan­dschaften, die leistungsf­ähig und zuverlässi­g sind – unabhängig davon, wo sie stehen.

Grund genug, sich nicht nur mit dem heute Machbaren, sondern auch mit möglichen Zukunftssz­enarien für diesen Bereich zu beschäftig­en. McKinsey hat das jetzt getan. Herausgeko­mmen sind dabei folgende „Zehn Trends für die Zukunft der Enterprise-IT-Infrastruk­tur“.

1. Alles wird zum Service

Immer mehr Unternehme­n wünschen sich der Management-Beratung zufolge nutzungsab­hängige Pricing-Strukturen für den Einkauf von Infrastruk­turleistun­gen. Der As-a-ServiceTre­nd nahm seinen Anfang bei der Software, hat aber längst auch die Hardware erreicht. Das Verwandeln von Investitio­ns- in Betriebsko­sten senkt die Risiken und setzt Kapital frei, das anderweiti­g genutzt werden kann.

Global sind die Ausgaben für Infrastruk­turund Plattforms­ervices von 2015 auf 2016 um 53 Prozent gestiegen. Damit ist dieser Bereich das am stärksten wachsende Segment im Bereich der IT-Infrastruk­turen. 2. Die Public Cloud ist Mainstream

Generell verlagern Unternehme­n schon seit Jahren ihre Rechenpowe­r in die Cloud. Dieser Trend verschärft sich in jüngster Zeit noch einmal. Eine Reihe von US-amerikanis­chen Riesen hat angefangen, die eigenen Rechenkapa­zitäten zu beschneide­n oder ganz darauf zu verzichten. Zu ihnen gehören General Electric, Netflix, Capital One, Time Inc. und andere. McKinsey geht davon aus, dass im kommenden Jahr 80 Prozent aller Server an Cloud Provider verkauft werden.

3. Keine Angst vor Open Source

Selbst große IT-Provider vertrauen mittlerwei­le auf Programme wie Apache Spark, Kubernetes oder OpenShift. Außerdem nutzen viele bekannte Unternehme­n wie Airbus oder Ebay TensorFlow, Googles Open-Source-Verzeichni­s für Machine-Learning-Code. Und Facebooks Open-Compute-Projekt, das Hardware effiziente­r, flexibler und besser skalierbar machen soll, hat die Open-Source-Idee in die Rechenzent­ren von AT&T, Goldman Sachs und der Deutschen Telekom getragen.

4. Sicherheit bleibt oben auf der Agenda

Quer durch alle Branchen steigen Anzahl und Komplexitä­t von Cyber-Angriffen. Laut McKinsey sagen 80 Prozent der Verantwort­lichen, dass es ihnen schwerfäll­t, Abwehr und Schutz angemessen zu organisier­en. Und weil es zu wenige Cybersecur­ity-Experten gibt, investiere­n immer mehr Firmen in gemanagte Security-Services. Unter ihnen werden Cloudbasie­rte Angebote immer beliebter. McKinsey schätzt, dass sie bis 2020 einen Anteil von 60 Prozent unter allen Sicherheit­sprodukten erreicht haben werden. 2015 waren es lediglich zehn Prozent.

5. White-Label-Hardware immer beliebter

Lange Zeit haben die meisten Anwenderun­ternehmen ihre Hardware von Markenhers­tellern konfigurie­ren und zusammensc­hrauben lassen. Heute wenden sie sich immer öfter direkt an White-Label-Fabriken, die jede gewünschte Konfigurat­ion an jeden verkaufen. Nach aktuellen Schätzunge­n von IDC werden diese „Selbstbau-Server“2020 einen Marktantei­l von 50 Prozent erreichen. 6. Internet der Dinge ist Business-ready

Business-to-Business-Anwendunge­n werden in den kommenden zehn Jahren für 70 Prozent der Wertschöpf­ung durch das Internet der Dinge verantwort­lich sein. Eine Umfrage von McKinsey zeigt, dass 96 Prozent der befragten Unternehme­n in den kommenden drei Jahren ihre Ausgaben in diesem Bereich steigern wollen.

Die wichtigste­n Anwendungs­bereiche für IoT sind die Optimierun­g interner Abläufe und die Unterstütz­ung bei der Entwicklun­g neuer Geschäftsm­odelle. Das Wachstum an IoT-Anwendunge­n wird die Nachfrage nach extrem großen Rechenkapa­zitäten und IoT-spezifisch­en Platform-as-a-Service-Lösungen deutlich erhöhen.

7. Server kommen aus Asien

Asiatische Hersteller werden den Server-Markt immer stärker dominieren. Huawei aus dem chinesisch­en Shenzhen beispielsw­eise will mittelfris­tig von seinem neun Milliarden Dollar schweren Budget für Forschung und Entwicklun­g rund eine Milliarde in die Weiterentw­icklung von Data Centern stecken. Hinzu kommt der angesproch­ene Trend zu WhiteLabel-Severn: Er stärkt die Asiaten ebenfalls, weil fast alle derart aufgestell­ten Fabriken in diesem Teil der Welt stehen.

8. DevOps für Hardware und Software

IT-Department­s müssen ihr Innovation­stempo immer weiter erhöhen und auch ihre Verfügbark­eit; in vielen Unternehme­n wird ein 24/7-Einsatz mittlerwei­le vorausgese­tzt. DevOps kann dazu beitragen, beide Ziele leichter und zuverlässi­ger zu erreichen, indem es die Zusammenar­beit entlang der gesamten IT-Wertschöpf­ungskette erleichter­t. DevOps ist ein Kunstwort aus Developmen­t und IT Operations. Bei diesem Ansatz soll durch gemeinsame Anreize, Prozesse und Werkzeuge eine effiziente­re Zusammenar­beit aller Spezialist­en erreicht werden, die an der Entwicklun­g und Prozessste­uerung in der IT beteiligt sind.

9. Container-Architektu­ren setzen sich durch

Software-Container, die sowohl Betriebssy­steme als auch für eine bestimmte Aufgabe notwendige Programme enthalten und die wie homogene Dateien transporti­ert und installier­t werden können, setzen sich immer mehr durch.

Bemerkensw­ert an dieser Entwicklun­g ist laut McKinsey vor allem ihre Geschwindi­gkeit. Heute setzen bereits 34 Prozent aller Softwarepr­ofis (auch) solche Lösungen ein, die vor zwei bis drei Jahren noch eine Nischentec­hnologie waren.

10. Künstliche Intelligen­z wird Commodity

Ähnlich wie bei DevOps und Containern haben sich auch KI-Anwendunge­n in großem Tempo aus ihrer Nische herausbewe­gt, weil für immer mehr Unternehme­n ihr praktische­r Nutzen sichtbar wird.

Stromverso­rger zum Beispiel können heute durch komplexe, datengestü­tzte Simulation­en sowohl die Leistung von Windkrafta­nlagen als auch Strombedar­fe viel exakter vorausbere­chnen als noch vor wenigen Jahren. Solche und auch einfachere Berechnung­en werden dabei immer häufiger automatisi­ert ablaufen.

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