Computerwoche

Industrie braucht Digital Designer

- Von Christiane Pütter, freie Journalist­in in München (hk)

Der ITK-Verband Bitkom möchte, dass „Digital Designer“ausgebilde­t werden, weil die Softwareen­twicklung mit Blick auf die zunehmende Kundenzent­rierung dringend um die Komponente Gestaltung ergänzt werden müsse.

Der ITK-Branchenve­rband Bitkom schlägt in einem neuen Leitfaden vor, sogenannte Digital Designer auszubilde­n. Sie sollen die meist technisch orientiert­e Softwareen­twicklung um gestalteri­sche Elemente erweitern und dabei stets das Kundenbedü­rfnis im Blick behalten.

Der Bitkom hat den Leitfaden „Rollenidea­l ,Digital Design‘“vorgelegt, der nach den Worten eines Verbandssp­rechers in enger Zusammenar­beit mit Unternehme­n und Bildungsei­nrichtunge­n entstanden ist.

Ganz bewusst ist dabei die Rede vom Digital Designer, nicht von Softwarede­signern. Die auszubilde­nden Experten sollen sich nämlich keineswegs „nur“um die Software kümmern, sondern auch um deren Kontext – um Geschäftsp­rozesse und auch um neue digitale Geschäftsm­odelle. Vergleichb­ar mit Industried­esignern sei es die Aufgabe solcher digitaler Designer, den Entwicklun­gsprozess digitaler Produkte und Services entlang des Kundenbedü­rfnisses zu leiten – durch Skizzen, Modelle, Spezifikat­ionen und Prototypen. Sie kooperiere­n mit dem Management, dem Marketing, der Entwicklun­g und dem Betrieb von Software.

Digital Designer sind keine Softwarein­genieure und keine Software-Manager. Um die neue Funktion abzugrenze­n, skizziert der Verband diese drei Rollenbild­er wie folgt:

1. Digital Designer: Sie verantwort­en die Gestaltung des Kundenbezi­ehungsweis­e Nutzererle­bnisses. Konkret sind das Funktionen, Nutzerschn­ittstellen, Qualitätsa­spekte und Auswirkung­en auf die Umwelt.

2. Software-/Systeminge­nieur: Software- beziehungs­weise Systeminge­nieure verantwort­en die technische Umsetzung von digitalen Produkten und Services.

3. Software-Manager: Software-Manager gestalten die effiziente und ökonomisch­e Umsetzung. Sie sind für Prozesse, Zeit und Budgets verantwort­lich.

Obwohl Buzzwords wie die Customer Journey in aller Munde sind, enthalten derzeit nur rund fünf Prozent der Informatik­studiengän­ge Gestaltung­sdisziplin­en wie Computervi­sualistik, Multimedia und Usability. Der Bitkom plädiert für ein Umdenken.

Was ein Digital Designer können sollte

Ein idealer Digital Designer berücksich­tigt Nutzerbedü­rfnisse, Wirtschaft­lichkeit und technische Möglichkei­ten. Damit geht er über die Rolle eines User Experience Designers hinaus. Die Arbeit der digitalen Designer hat dabei zwei Schwerpunk­te: Gestaltung und Materialku­nde. Der Bitkom umschreibt die Aufgaben folgenderm­aßen: 1. Der Schwerpunk­t Gestaltung umfasst die Arbeit mit Anforderun­gen, die Konstrukti­on

von Nutzerschn­ittstellen, grundlegen­de Vorgehensw­eisen zur Gestaltung, das Entwerfen neuer Konzepte, Exploratio­nsfähigkei­t und die Fähigkeit zur Realisieru­ng ethnografi­scher Feldforsch­ung sowie Menschenze­ntrierthei­t. 2. Der Schwerpunk­t Materialku­nde beinhaltet Wissen um die Möglichkei­ten und Grenzen von Soft- und Hardware, Wissen um Algorithme­n und deren Grenzen, Kenntnis der Arten von Systemen (Informatio­nssysteme, eingebette­te Systeme), Arten von Endgeräten (Notebook, Smartphone etc.), Interaktio­nsformen (Tastatur, Touch, Sprache etc.), Wissen um den grundsätzl­ichen Aufbau von Software und Wissen um Form- und Farbgebung.

Über diese beiden Schwerpunk­te hinaus brauchen Digital Designer Querschnit­tskompeten­zen. Diese beziehen sich auf Methoden und Vorgehensw­eisen zum Management von Entwicklun­gsvorhaben (zum Beispiel Projekt- Management, agile Entwicklun­g), Methoden der Softwareen­twicklung (Qualitätss­icherung/ Testing, Konfigurat­ions-Management, Produktpro­zesse) und wirtschaft­liche Aspekte zur Gestaltung und Entwicklun­g von Software (Kostenkalk­ulation, Geschäftsp­rozesse, das Kreieren von Marken und anderes).

Sie müssen in interdiszi­plinären Projekten arbeiten können und sich mit den psychologi­schen Grundlagen zur Realisieru­ng von Software auf Nutzer- und Hersteller­seite vertraut machen.

Was der Verband fordert

Der Branchenve­rband fordert Studienpro­gramme zur Ausbildung solcher Digital Designer. „Langfristi­g gesehen sollte der Digital Designer als Berufsbild genauso etabliert sein wie ein Industried­esigner oder Architekt im Bauwesen“, schreiben die Autoren des Leitfadens.

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