Coalition for Better Ads: Google Chrome mustert störende Werbeformate aus
Mitte Februar will Google beginnen, störende Werbeformate in seinem ChromeBrowser zu blockieren. Der Suchmaschinenprimus ist Mitglied der „Coalition for Better Ads“. Deren Ziel ist es, nervige Werbung zu unterbinden.
Vom 15. Februar an wird Chrome in Übereinstimmung mit den Richtlinien der CBA alle Anzeigen von Seiten entfernen, die einen ,Failing‘- Status haben“, heißt es bei Google. Der Konzern beruft sich auf seine Mitgliedschaft in der Coalition for Better Ads (CBA), in der eine Vielzahl von Internet-Konzernen, darunter auch Microsoft und Facebook, sowie jede Menge große Verlage und Verbände organisiert sind. Auf dem Desktop will Chrome künftig vier Werbetypen blockieren, auf mobilen Android- und iOS-Geräten sollen sogar acht Formate nicht mehr erscheinen. Dabei hält sich der Internet-Gigant an die Beschlüsse der CBA, die sich wiederum auf Empfehlungen eines Konsumenten-Panels stützt.
Geblockt werden beispielsweise Formate auf dem Desktop, die als Popups automatisch Videound Audioinhalte abspielen, eine CountdownUhr ablaufen lassen oder die Seite zu mehr als einem Drittel mit Werbung füllen, die auch dann sichtbar bleibt, wenn der User scrollt. Google will dabei Schritt für Schritt vorgehen, um große Verlage mit kommerziellen Interessen nicht zu verprellen. So soll sich der Chrome-Browser künftig auf eine Whitelist der CBA stützen, in die sich Publisher – gegen Bezahlung – eintragen lassen und einen Zertifizierungsprozess durchlaufen können. Die Betreiber von Websites, die dort gelistet sind, bekennen sich dazu, inakzeptable Werbeformate Schritt für Schritt abzuschaffen. Die CBA will so Seiten mit hohem, oft längerfristig gebuchtem Werbevolumen mitnehmen, ohne dass ihnen finanzieller Schaden entsteht. Websites, die sich nicht von der CBA zertifizieren lassen wollen oder als nicht compliant bewertet werden – die also nicht auf der Whitelist zu finden sind –, werden die beanstandeten Werbeformate nicht mehr ausspielen können. Der Eintrag auf der Whitelist soll kostenpflichtig sein, ließ die CBA verlauten. Die Gebühren sollen gestaffelt werden, die Obergrenze liegt offenbar bei 5000 Dollar für große Verlage. Kleinere Publisher müssen möglicherweise aber gar nichts bezahlen. Vieles stehe noch nicht fest, beispielsweise ob die Gebühren nur einmalig oder jährlich zu zahlen seien. Die Überlegungen zu Evaluationen und Zertifikaten liefen im Januar 2018, hieß es.
Alle ziehen an einem Strang
Schon vor rund zehn Jahren gab es Bestrebungen, störende Werbeformate im Web zu verbannen. „Do Not Track“war beispielsweise so ein Versuch, der aber wegen unterschiedlicher Interessen der großen Player im Markt nicht recht vorankam. In der CBA zögen nun die großen Internet-Anbieter, Verleger und Verbände an einem Strang, betonte CBA-Sprecher Brendan McCormick. Außerdem basiere die Initiative auf intensiver Marktforschung, was Web-Nutzer akzeptierten und was nicht.
Entscheidend für den Erfolg der Initiative ist wohl auch die Tatsache, dass Google mit dem meistgenutzten Browser der Welt an Bord ist. Mehr als die Hälfte aller Desktop-User arbeiten nach Messungen von Net Applications und Statcounter weltweit mit Chrome. Bleibt die Frage, ob Google technisch überhaupt in der Lage sein wird, in der Werbung Spreu vom Weizen zu trennen. Es sei eine echte Herausforderung, die nicht akzeptablen Werbeformate auszufiltern, zitiert die COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation „Computerworld“einen Google-Mitarbeiter, der die bevorstehende Blocking-Aktion in einem Support-Thread kommentiert hatte. „Das Chrome-Team sucht gerade den besten Weg, um diese Aufgabe zu meistern.“