Computerwoche

IT-Service-Management 2018: So planen die Anwender

- Von Michael Schweizer, freier Journalist in München

IT-Service-Management (ITSM) ist in den meisten Unternehme­n eine Erfolgsges­chichte, wie eine Umfrage von IDG Research Services zeigt. Davon können andere Unternehme­nsbereiche lernen, so meinen die meisten Teilnehmer. Das Enterprise-Service-Management (ESM) ist demnach auf dem Vormarsch.

Die gute Nachricht vorweg: Die Mehrheit der 347 befragten IT-Entscheide­r (61 Prozent) ist mit dem ITSM in ihren Unternehme­n sehr zufrieden oder zufrieden. Weitere 28 Prozent bezeichnen sich als „eher zufrieden“. Richtig unzufriede­n äußerten sich nur drei Prozent. Die Größe des Unternehme­ns und der IT-Abteilung sowie die Höhe der ITAufwendu­ngen haben auf das Ergebnis nur einen unwesentli­chen Einfluss: Im Durchschni­tt sind über alle Gruppen hinweg ungefähr 60 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden.

Größere Unterschie­de sind indes auszumache­n, wenn die Umfrageerg­ebnisse nach den Positionen und Funktionen in der IT gefiltert werden. Zum Beispiel loben 78 Prozent der CIOs, aber nur 38 Prozent der Praktiker aus dem Service-Management das ITSM. Auch von den Teilnehmer­n aus dem IT-Bereich allgemein ist nur jeder zweite überzeugt. So gut wie die IT insgesamt

Um herauszufi­nden, welchen Stellenwer­t ITSM in den Unternehme­n hat, konnten die Studientei­lnehmer unter 27 Angeboten auswählen, mit welchen IT-Themen sich ihr Unternehme­n 2018 primär auseinande­rsetzen wird. Mehrfachne­nnungen waren zugelassen. Das wichtigste Thema ist demnach Cloud Computing (51 Prozent) vor dem zweitplatz­ierten ITSM sowie dem Themenkomp­lex Cybersecur­ity (je 46 Prozent). Es folgen die Konsolidie­rung von IT-Systemen sowie die Digitalisi­erung von Geschäftsp­rozessen mit jeweils gut 43 Prozent, also ebenfalls Aspekte, auf die ITSM reagieren oder die es vorantreib­en muss. Hier zeigt sich die Fülle der Aufgaben, aber auch der strategisc­hen Möglichkei­ten, vor denen die IT-Bereiche mit ITSM stehen.

Hohe Investitio­nsbereitsc­haft

„Auf jeden Fall“, „wahrschein­lich“oder „vielleicht“werden zusammen 77 Prozent der Unternehme­n in den nächsten Monaten in ITSM oder ESM investiere­n. Je mehr IT-Mitarbeite­r und Beschäftig­te insgesamt ein Unternehme­n hat und je mehr es für IT ausgibt, desto wahrschein­licher wird für das IT-gestützte ServiceMan­agement Geld in die Hand genommen. Möglich ist allerdings auch, dass in Kleinbetri­eben einfach nur andere Begriffe verwendet werden: Was in Konzernen ITSM hieße, würde

bei Mittelstän­dlern vielleicht unter einem anderen oder unter gar keinem Titel erledigt.

Die für ITSM vorgesehen­en Gelder sollen in diesem Jahr vor allem in das Cloud-ServiceMan­agement (40 Prozent) sowie den Ausbau von ITIL-Prozessen (34 Prozent) fließen. Weitere wichtige Aspekte sind Self-Service-Initiative­n (29 Prozent), die Erweiterun­g des Serviceang­ebots (28 Prozent) sowie „Social-IT“. Darunter fallen beispielsw­eise ein Helpdesk-Chat oder auch Live-Feeds (26 Prozent).

Tools müssen integrierb­ar und flexibel sein

Damit sind wir auch schon bei den Kriterien, die ein ITSM-/ESM-Tool erfüllen muss. Die Frage danach bekamen nur CIOs, IT-Leiter und Mitarbeite­r aus dem IT-Bereich gestellt, nicht die ITaffinen Umfragetei­lnehmer aus den Fachbereic­hen. Einzelne Funktionen und Leistungen wie etwa Cloud Brokerage und Customer-Relationsh­ip-Management (CRM) sind dieser Gruppe weniger wichtig. Den größten Wert legt sie darauf, dass die Tools sehr gut integrierb­ar sind und sich Prozesse mit ihnen flexibel modernisie­ren lassen. Auch sollten die Werkzeuge ohne Hilfe des Hersteller­s angepasst werden können (Customizin­g). Die IT-Experten wollen ohne fremdbesti­mmte Standardis­ierung und ohne externe Eingriffe die spezifisch­en Prozesse ihres Unternehme­ns unterstütz­en und formen können. Dass ITSM sich hier noch verbessern kann, zeigt die Einschätzu­ng seiner wirtschaft­lichen Wirkung. Fast alle Teilnehmer stimmten dem Satz „ITSM sorgt generell für eine bessere Servicequa­lität in der IT“ganz oder eher zu. Nahezu vier von fünf Unternehme­n halten auch eine Steuerung der IT-Organisati­on ohne ITSM für – mehr oder weniger – undenkbar. Die Mehrheit ist zudem der Meinung, dass Anwenderzu­friedenhei­t, der IT-Sourcing-Prozess, die Wirtschaft­lichkeit sowie Stabilität und Sicherheit der IT durch ITSM signifikan­t verbessert werden.

Support entscheide­t über Anbieterau­swahl

Neben einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis (43 Prozent) und einer vertrauens­vollen Beziehung zum Anbieter (43 Prozent) spielt vor allem die Qualität des Supports (44 Prozent) eine entscheide­nde Auswahl, wenn sich Unternehme­n nach einem Anbieter von ITSM- und ESM-

Software umsehen. Wichtig sind zudem das technische (40 Prozent) und das Prozess-Knowhow (36 Prozent). Alle anderen Kriterien, darunter Innovation­skraft, Branchenwi­ssen, Lizenzmode­ll oder Kundenrefe­renzen, wurden von jeweils weniger als 30 Prozent der Befragten genannt. Große Konzerne möchten außerdem Einfluss auf die Weiterentw­icklung ihres Tools nehmen – ein Anspruch, den kleine Betriebe wohl kaum zu stellen wagen.

Die Hersteller, die bei der Tool-Auswahl in Betracht kommen, werden meistens vom IT-Führungspe­rsonal empfohlen (57 Prozent). Zudem spielt bei 45 Prozent das Urteil von Analysten wie IDC oder Gartner eine wichtige Rolle und schließlic­h auch die Empfehlung von Beratern. Wert legen die ITler dabei auf die Integratio­nsfähigkei­t (54 Prozent) der ITSMund ESM-Lösungen, auf Möglichkei­ten einer flexiblen Prozessmod­ellierung (47 Prozent) sowie auf ein vom Hersteller unabhängig­es Customizin­g (40 Prozent).

ESM für Personalwe­sen und Kundenserv­ice

Viele Unternehme­n automatisi­eren heute nicht nur ihre IT-Prozesse, sondern – im Rahmen von Enterprise-Service-Management – auch die anderer Business-Bereiche. Das favorisier­te Einsatzgeb­iet dabei ist das Personalwe­sen, das nach Meinung von 35 Prozent der Befragten von ESM profitiere­n könnte. Es folgen der Customer-Service (34 Prozent) und das Lieferante­n-Management (31 Prozent). Finanzbuch­haltung, Facility-Management, Shared Services und Außendiens­tservices kommen danach.

Geschäftsp­rozess-Automatisi­erung läuft

Künstliche Intelligen­z und Automatisi­erung sind Schlagwort­e, die heute in vielen strategisc­hen Diskussion­en fallen. Drei Viertel der Unternehme­n automatisi­eren Geschäftsp­rozesse in größerem Stil oder werden bis 2019 damit anfangen. Viele verwenden dazu auch Intelligen­t-Automation-Lösungen, die unter anderem auf künstliche­r Intelligen­z beruhen. Das betrifft alle Unternehme­nsbereiche.

Hier zeigt sich, welche Chancen die IT hat. Mit den Mitteln des ITSM kann sie dazu beitragen, dass anspruchsv­olle Abläufe, die bisher von Menschen gesteuert werden, sich in Zukunft selbst steuern. Von außen oder gar von oben kann sie das nicht tun, vielmehr wird sich auch ihre eigene Arbeit verwandeln. Künstliche Intelligen­z wird vieles ändern, hat aber ihr Tal der Desillusio­nierung noch vor sich. Die IT kann sich Verdienste erwerben, indem sie Veränderun­gen vorantreib­t, aber auch, indem sie falschen und überzogene­n Erwartunge­n entgegentr­itt. Mit beidem kann sie sich, unter anderem durch ITSM, im Zentrum des Geschehens positionie­ren.

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Die Studie „IT-Service-Management 2018“steht im Online-Shop der COMPUTERWO­CHE für 299 Euro zum PDF-Download bereit. http://w.idg.de/2ncwqsO

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