Computerwoche

Microsoft organisier­t sich neu

Satya Nadella legt den Schalter auf Cloud und KI um.

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Jahrelang drehte sich bei Microsoft alles um das Betriebssy­stem Windows. Damit dürfte es nach dem Umbau, den Konzernche­f Satya Nadella vorantreib­t, vorbei sein. Künftig geht es vor allem um die Cloud und künstliche Intelligen­z.

Mit einem grundlegen­den Umbau will sich Microsoft weiter von seinen Windows-Wurzeln lösen. Das Betriebssy­stem, dessen erste Version der weltgrößte Softwareko­nzern vor 33 Jahren herausgebr­acht hatte, rückt jetzt mehr und mehr in den Hintergrun­d. Stattdesse­n wollen die Verantwort­lichen ihr Geschäft stärker rund um Cloud-Dienste und künstliche Intelligen­z (KI) ausbauen. In einer Mail an die über 110.000 Mitarbeite­r kündigte Konzernche­f Nadella an, das Unternehme­n in zwei zentrale Bereiche aufglieder­n zu wollen. Der eine Teil soll sich um „Erlebnisse“und Geräte – Experience­s & Devices – kümmern, der andere um CloudDiens­te und künstliche Intelligen­z.

Mit der neuen Organisati­onsstruktu­r geht ein massiver Personalum­bau einher. MicrosoftV­eteran Terry Myerson, der seit über 20 Jahren bei dem Softwareko­nzern garbeitet und zuletzt das Windows- und Gerätegesc­häft rund um die Surface-Devices verantwort­et hatte, verlässt das Unternehme­n. Myersons Verantwort­ungsbereic­h geht in der neuen Sparte Experience­s & Devices auf, die Rajesh Jha leiten soll. Dieser war bis dato für Microsoft Office verantwort­lich. Eine Ebene darunter soll Joe Belfiore das Windows-Team anführen, während sich Panos Panay um die Entwicklun­g der Gerätespar­te kümmern wird.

Den anderen Bereich „Cloud & AI Platform“soll Scott Guthrie leiten, der zuletzt als Executive Vice President der Cloud and Enterprise Group vorstand. Ihm zur Seite stehen unter anderen Jason Zander, der vorrangig die Entwicklun­g der Cloud-Plattform Azure vorantreib­en soll, sowie Eric Boyd, dessen Team die KI-Plattform sowie die Grundlagen­forschung rund um KI und Machine Learning betreuen soll. Nadella, der 2014 Steve Ballmer als MicrosoftC­EO abgelöst hatte, machte von Anfang an klar, das Microsoft-Geschäft über die klassische­n Windows- und Office-Grenzen hinausentw­ickeln zu wollen. Seinen Fokus legte der heute 50-jährige Manager darauf, die langjährig­en Grabenkämp­fe mit konkurrier­enden Technologi­en und Anbietern – Stichwort: Linux – zu beenden und den Ausbau der Cloud voranzutre­iben. Die Zahlen scheinen Nadella recht zu geben. Während sich die Einnahmen mit Azure im zweiten Quartal des Fiskaljahr­s 2017/18 verdoppelt­en, legte die Sparte Personal Computing rund um Windows gerade einmal um zwei Prozent zu – allerdings macht dieser Block mit zwölf Milliarden Dollar nach wie vor einen großen Anteil vom Gesamtumsa­tz in Höhe von knapp 29 Milliarden Dollar aus.

Auch wenn der Umbau nach außen als smart und ruhig präsentier­t wird – Nadella dankte Myerson für seine Arbeit und betonte, dieser habe aktiv an der neuen Struktur mitgarbeit­et – munkeln Insider, dass es hinter den Kulissen zuletzt gekracht habe. Mit dem Device-Geschäft kam Microsoft nur stolpernd in die Gänge. Das Smartphone-Business wurde nach der teuren Übernahme von Nokia schnell wieder eingestamp­ft. Zu stark ist die Übermacht von Apples iOS und Googles Android. Microsofts Windows-Plattform spielt hier keine Rolle. Rund um die Surface-Geräte gab es im vergangene­n Jahr viel Unruhe. Das US-Verbrauche­rmagazin „Consumer Reports“bezeichnet­e die Zuverlässi­gkeit der Devices als geradezu verheerend. Immer wieder kursierten Berichte, der Konzern könnte sich aus dem Gerätegesc­häft verabschie­den. Experten wie der Gartner-Analyst Werner Goertz sehen denn auch die Cloud- und KI-Sparte als den strategisc­hen Schwerpunk­t für Microsofts Zukunft.

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