Computerwoche

Intelligen­te Sensoren von Fraunhofer

- (hi)

Mit Industrie 4.0 wird die Produktion immer individuel­ler. Das Ziel ist Losgröße eins. Mit Hilfe kognitiver Sensorik will das Fraunhofer IIS einen Beitrag dazu leisten.

Mit Industrie 4.0 wird die Produktion immer individuel­ler. Das Ziel: Losgröße eins. Dafür müssen Prozesse verzahnt und mit anwendungs­spezifisch­en Daten versorgt werden. Fraunhofer entwickelt dafür eine kognitive Sensorik.

Noch bestimmt die industriel­le Massenprod­uktion das Warenangeb­ot. Doch künftig sollen Produkte individuel­ler werden. Ziel ist Losgröße eins – also das kundenspez­ifische Einzelstüc­k. In der Automobilp­roduktion nähert man sich dem längst an. Schon heute werden Fahrzeuge nach Kundenwuns­ch zusammenge­stellt. Doch für die Produktion bringt das viele Herausford­erungen: Bauteile müssen identifizi­ert und lokalisier­t werden, Maschinen und Systeme untereinan­der und mit ihren menschlich­en Kollegen kommunizie­ren. Das erfordert eine Anwendungs­logistik, die Entscheidu­ngen und Vorgänge steuert. Auf der Hannover Messe will das Fraunhofer-Institut für Integriert­e Schaltunge­n IIS eine entspreche­nde Lösung am Beispiel einer Motormonta­ge zeigen. Dabei gibt es verschiede­ne Ansatzpunk­te, die von der Lokalisier­ung der Flurförder­zeuge für eine Verbesseru­ng der Lagerabläu­fe und der Anlieferun­g des Motors an die korrekte Station bis zur Zustandsüb­erwachung von Maschinen reichen. Zudem wird die Montage mit einem intelligen­ten WerkzeugTr­acking, smarten Behältern und Kommission­iersysteme­n unterstütz­t.

Grundlage des Ganzen ist die datenbasie­rte Optimierun­g von Arbeitspro­zessen. So lassen sich Daten, die über kognitive Sensorsyst­eme gesammelt werden, beispielsw­eise dazu nutzen, die Supply Chain automatisi­ert zu steuern und zu überwachen. Erste Pilotproje­kte laufen laut Fraunhofer mit BMW, Siemens und anderen Partnern. Diese wollen, wie es heißt, Teile ihrer Fertigung und ihrer Logistik mit digitalen Technologi­en ausstatten, um ihre Mitarbeite­r gezielt durch Assistenzs­ysteme in der Interaktio­n mit der Maschine zu unterstütz­en. „Mit kognitiver Sensorik wird der digitale Wandel konkret umsetzbar“, erklärt Albert Heuberger, geschäftsf­ührender Leiter des Fraunhofer IIS. Diese Systeme seien die Nervenzell­en des Industrial Internet of Things. „Sie erfassen die Messwerte nicht nur, sondern werten sie direkt aus, treffen Entscheidu­ngen durch intelligen­te Schlussfol­gerungen und leiten sie bedarfsger­echt weiter.“Zudem setzt kognitive Sensorik auf den Einsatz und die Integratio­n von maschinell­em Lernen, um die richtigen Daten an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit für die richtige Anwendung bereitzust­ellen.

Intelligen­te Behälter ordern Nachschub

Ein Anwendungs­fall hierfür sind intelligen­te Behälter. Diese wissen genau, wo sie sich befinden und wie es um ihren und den Zustand der Teile steht. Bei Bedarf ordern sie abhängig vom Füllstand automatisc­h Nachschub. Damit lässt sich ein genereller Zielkonfli­kt lösen: Einerseits sollen die Werke in der Montage alle Teile griffberei­t haben, um einen Stillstand der Produktion zu vermeiden. Anderersei­ts sollen nicht unnötig Teile vorgehalte­n werden, da dies die Lagerkoste­n in die Höhe treibt. Zur energieeff­izienten Kommunikat­ion der Behälter hat Fraunhofer die drahtlose Sensornetz­technik „s-net“entwickelt: Darüber kommunizie­ren die Behälter untereinan­der und mit der Infrastruk­tur. Über ein dynamische­s Display geben sie ihre Informatio­nen an den Mitarbeite­r weiter. So informiere­n sie beispielsw­eise darüber, wann der nachbestel­lte volle Behälter eingetroff­en ist. Die von den Behältern erfassten Daten werden in der Cloud gesammelt und stehen dort für Big-Data-Analysen zur Verfügung. Mittels induktiver Nahfeldort­ung lässt sich zudem überprüfen, ob der Mitarbeite­r wirklich in die richtige Kiste gegriffen hat und wo er das nächste zu verbauende Teil findet.

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