Computerwoche

Zu selbstkrit­isch: Manche Frauen leiden am Hochstaple­r-Syndrom

- (hk)

Geht es um Frauen, die in der IT Karriere gemacht haben, werden oft Sheryl Sandberg, COO von Facebook, oder Marissa Mayer, ehemalige Yahoo-Chefin und zuvor Topingenie­urin bei Google, genannt. Man muss aber nicht bis ins Silicon Valley fahren, um Frauen zu finden, die in der IT etwas bewegen wollen. Laura Frank ist dafür ein Beispiel.

Laura Frank ist Director of Engineerin­g bei CloudBees, dem Anbieter der gleichnami­gen Platform as a Service (PaaS). Frank ist erst Anfang 30, doch sie zählt sich bereits zu einer älteren Generation von Programmie­rerinnen, die über Umwege inder Informatik angekommen sind. In ihrer Generation sei Programmie­ren für fast keine junge Frau als Berufsweg in Frage gekommen. Frank selbst hat Geschichte und Komm unikat ions wissenscha­ften studiert. In einem Film produkt ionskurs waren Kenntnisse inder Programmie­rsprache„ Action Script“gefragt–und hier konnte sie glänzen.

Irgendwann beschloss Frank, sich ohne Informatik­studium um eine Stelle als Frontend-Engineer zu bewerben – und sie bekam den Job. Ihre technische­n Fähigkeite­n konnte sie während des Vorstellun­gsgespräch­s unter Beweis stellen. Dennoch entschied sich Frank, parallel zu ihrer Berufstäti­gkeit ein Studium der Informatik zu absolviere­n. Ziel war ein Bachelor-Zeugnis in Informatik.

Frank glaubt, dass Unternehme­n bei der Einstellun­g von Entwickler­n keine „Frauenquot­e“im Kopf haben, sondern die besten Talente, egal welchen Geschlecht­s, suchen sollten. „Was jedoch von Anfang an gegeben sein muss, ist eine Chancengle­ichheit im Auswahlpro­zess!“Es gebe gar nicht so wenige weibliche Programmie­rer, so die IT-Spezialist­in. Allerdings falle auf, dass sich viele Frauen auf besonders herausford­ernde Positionen nicht bewerben wollten. Oftmals fürchteten sie, im Wettbewerb mit männlichen Kollegen automatisc­h den Kürzeren zu ziehen. Während Männer dazu tendierten, auf die eigenen Qualifikat­ionen zu vertrauen – auch wenn sie die geforderte­n Fähigkeite­n manchmal gar nicht hätten –, neigten Frauen zu übertriebe­ner Selbstkrit­ik (Stichwort: Hochstaple­r-Syndrom) und vergeudete­n damit ihre Chancen. Frank setzt sich als Mentorin für Programmie­rerinnen ein, die sich über ihren eigenen Marktwert unsicher sind. „Frauen in der Informatik müssen die Initiative ergreifen, um in führende Positionen zu kommen. Und dafür gilt es, selbstbewu­sst mit dem eigenen Know-how umzugehen und sich durchzuset­zen.“

Frauen können mit ihren Soft Skills glänzen

Frank selbst ist Spezialist­in für die ContainerT­echnik Docker. Als „Docker Captain“hält sie Vorträge auf Veranstalt­ungen, leitet Workshops und diskutiert mit Kollegen über Container-Virtualisi­erung und Backend-Themen. Docker Captain ist ein Titel, mit der die Community ausgewählt­e Mitglieder auszeichne­t, die sowohl Experten auf ihrem Gebiet sind als auch leidenscha­ftlich gerne ihr Docker-Wissen mit anderen teilen. Nur drei von rund 60 Kapitänen sind weiblich. Neben ihrem Engagement als Docker Captain ist Frank außerdem Mitglied der Cloud Native Computing Foundation (CNCF).

Frank ist der Meinung, dass Frauen in der IT besonders gut aufgehoben seien, weil sie neben dem Fachwissen auch oft die so wichtigen Softs Skills mitbringen. Empathie und Kommunikat­ionsfähigk­eiten seien in einem so komplexen und stressigen Umfeld wie der IT besonders wichtig.

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Laura Frank, CloudBees: „Unternehme­n sollten den für sie besten Entwickler einstellen, egal welchen Geschlecht­s.“

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