Digitale Kompetenz ist ein zu knappes Gut
In den meisten Branchen wird die Wertschöpfung der Unternehmen zukünftig auf digitalen Produkten oder Produkterweiterungen basieren. Die Vorbereitung darauf könnte besser sein.
Viel ist derzeit von „digitaler Kompetenz“die Rede (siehe Seite 24) – wohl auch, weil sie so knapp ist. Die meisten Menschen kennen sich mit künstlicher Intelligenz, Robotik oder der Blockchain-Technologie nicht aus. Und die anderen, die tief in den Projekten stecken, sehen sich nicht als Missionare, sondern als Macher und Nerds. An Diskussionen beteiligen sie sich nicht.
So wächst der digitale Spalt, der sich ohnehin schon durchs Land zieht, immer weiter. Unser föderales Schulsystem tut dagegen gar nichts. Während Schüler wie vor 100 Jahren eine Grundausbildung in Lesen und Schreiben, Religion und Latein erhalten, gehen sie immer noch als digitale Analphabeten durch ihr Schulleben. Das Schulsystem hat es bislang nicht fertiggebracht, Lehrpläne anzupassen, Lehrer vernünftig fortzubilden, Schulen angemessen auszustatten und neue didaktische Konzepte zu entwerfen.
Wenn aber die digitale Kompetenz fehlt, ist es kein Wunder, dass die gesellschaftliche Debatte rund um die Digitalisierung von Unwissen und Angst geprägt ist. Abgesehen von wenigen Naturtalenten trauen sich heute die wenigsten Schüler zu, ein Informatikstudium aufzunehmen. Sie daddeln an der Xbox, aber Programmieren haben sie nie gelernt. Nicht mal die gängigen Office-Programme kennen sie wirklich.
1997 hielt der damalige Bundespräsident Roman Herzog seine berühmte „Ruck-Rede“. 21 Jahre später bräuchten wir einen digitalen Ruck im Lande. Ziel müsste ein digitales Basiswissen sein, das die Menschen befähigt, IT-Trends einzuordnen, Software anzuwenden, sich ständig weiterzubilden und ein Grundverständnis von Programmierung zu erwerben. Träumen muss erlaubt sein.