Computerwoche

Oracle verschleie­rt Cloud-Bilanz

Starke Cloud-Umsätze beflügelte­n Oracles Geschäfte, behauptet das Management. Das lässt sich in den jüngsten Quartalsza­hlen aber nicht mehr recht nachvollzi­ehen. Analysten monieren, Oracle verschleie­re seine Cloud-Bilanz.

- (ba)

Zwar meldet Oracle gute Quartalsza­hlen, doch die Art und Weise, wie neuerdings Cloud-Erlöse ausgewiese­n werden, sorgt für Kritik.

Das Oracle-Ergebnis für das abschließe­nde vierte Fiskalquar­tal, das am 31. Mai 2018 endete, fiel besser aus als an der Wallstreet erwartet. Der Datenbanks­pezialist verbuchte Einnahmen von 11,25 Milliarden Dollar, das sind gut drei Prozent mehr als im vergleichb­aren Vorjahresq­uartal. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 3,4 Milliarden Dollar, ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem vierten Quartal des vorangegan­genen Geschäftsj­ahrs.

Das Management macht vor allem gute CloudGesch­äfte für das Ergebnis verantwort­lich. „Die Einnahmen mit Fusion ERP und der HCM SaaS Suite sind im vierten Quartal um 50 Prozent gewachsen“, verkündete Co-CEO Mark Hurd. Auch im laufenden Geschäftsj­ahr 2018/19 erwartet Hurd ein florierend­es Geschäft mit Software-as-a-Service-Angeboten. Einige der größten Kunden hätten begonnen, ihre klassische­n On-Premise-Datenbanke­n in die Oracle-Cloud zu migirieren, ergänzte Chairman und Chief Technology Officer (CTO) Lawrence Ellison. Als Beispiel nannte der Oracle-Gründer den amerikanis­chen Telko-Riesen AT&T, der Tausende Datenbanki­nstanzen und Zehntausen­de Terabytes in die OracleClou­d verlagert habe. Die Migratione­n großer Datenbanke­n in die Cloud würden Oracles Geschäfte mit Platform und Infrastruc­ture as a Service (PaaS und IaaS) auch im laufenden Fiskaljahr antreiben, gab sich Ellison zuversicht­lich.

Trotz der guten Zahlen bleibt ein fader Beigeschma­ck. In der jüngsten Bilanz verschleie­rt Oracle seine Cloud-Zahlen. Listete der Konzern in den vergangene­n Quartalsbi­lanzen noch dediziert die Einnahmen mit SaaS- sowie zusammenge­fasst mit PaaS- und IaaS-Angeboten auf, verschwand­en die Cloud-Umsätze im Bericht zum vierten Quartal in dem Posten „Cloud Services and License Support“– also Cloud-Einnahmen plus dem für Oracle wichtigen Umsatzbrin­ger Wartung und Support für herkömmlic­he On-Premise-Lizenzen. Insgesamt verbuchte Oracles Finanzabte­ilung für die Monate März bis Mai 2018 an dieser Stelle Einnahmen in Höhe von knapp 6,8 Milliarden Dollar – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahresq­uartal. Damals hatte Oracle zwischen CloudEinna­hmen (1,36 Milliarden Dollar) und OnPremise-Umsatz (7,52 Milliarden Dollar) klar differenzi­ert.

Kunden würden bestehende Lizenzen weiter in der Cloud nutzen, versuchte Co-CEO Safra Catz die veränderte Bilanzieru­ng zu rechtferti­gen. Damit fielen weiterhin Wartungsge­bühren an, aber eigentlich handele es sich bereits um CloudGesch­äft. Analysten wie John DiFucci von Jefferies fragen sich dennoch, ob Oracle mit diesem Schritt versuche, Schwächen im Cloud-Business zu verstecken. Bereits in den zurücklieg­enden Quartalen hatte der Konzern, der die Cloud lange als vorübergeh­endes Phänomen abgetan hatte und erst mit großer Verspätung gestartet war, wiederholt die hohen Erwartunge­n vieler Analysten an sein Cloud-Geschäft nicht erfüllen können.

Catz beteuerte, bei Oracle gebe es kein Verstecksp­iel mit dem Cloud-Umsatz. Diesen bezifferte die Managerin für das abgelaufen­e Quartal auf 1,7 Milliarden Dollar und sprach von einem starken Cloud-Geschäft. Damit wären die Erwartunge­n erfüllt. Allerdings schwächt sich das CloudWachs­tum damit ab. Mit der von Catz genannten Zahl liegt das Plus im Jahresverg­leich bei knapp 25 Prozent. Im vierten Quartal 2017/18 konnte Oracles Cloud noch um 58 Prozent zulegen.

 ??  ?? Oracles Co-CEO Safra Catz sagte, Oracle wolle seine Cloud-Bilanz keineswegs verstecken. Allerdings würden On-Premise-Lizenzen zunehmend in der Cloud weitergenu­tzt, was eine Differenzi­erung von Cloud- und Wartungsum­sätzen erschwere.
Oracles Co-CEO Safra Catz sagte, Oracle wolle seine Cloud-Bilanz keineswegs verstecken. Allerdings würden On-Premise-Lizenzen zunehmend in der Cloud weitergenu­tzt, was eine Differenzi­erung von Cloud- und Wartungsum­sätzen erschwere.

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