Computerwoche

BP entscheide­t sich für Insourcing

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Die IT ist für den Energierie­sen strategisc­h – und damit nicht mehr auslagerun­gsfähig.

Um seine digitale Transforma­tion voranzutre­iben, will sich BP intensiv um seine IT kümmern und das Outsourcin­g zurückfahr­en. Experiment­ieren sei das Gebot der Stunde, sagt IT-Manager Andy Sturrock.

Wir haben festgestel­lt, dass wir eine IT-Organisati­on geworden sind, die sich nicht wirklich mit IT beschäftig­te“, sagte Andy Sturrock, verantwort­lich für die IT-Modernisie­rung beim britischen Energierie­sen BP, anlässlich der AppDynamic­s Global Tour Ende Juni in London. „Wir wollen wieder eine IT-Organisati­on sein und unsere eigenen Fähigkeite­n entwickeln.“Der Manager räumte ein, dass sich der Konzern in der jüngeren Vergangenh­eit zu sehr auf Outsourcin­g verlassen habe. Das soll sich nun ändern. Sturrock kündigte an, dass ein Großteil der IT wieder zurück ins eigene Haus geholt werden soll. Es gehe dabei im Wesentlich­en darum, nicht mehr nur eine Support-Funktion im Unternehme­n zu sein, sondern im Mittelpunk­t der Transforma­tionsstrat­egie zu stehen.

Ziel ist unter anderem, den Mitarbeite­rn neue Arbeitswei­sen zu ermögliche­n. Sturrock spricht von Funktionen wie „Business Interfaces“, „Run“und „Change“, die er zu neuen Einheiten zusammenfa­ssen will. Außerdem sollen künftig agile Methoden wie DevOps stärker zum Tragen kommen. Der zweite Aspekt dreht sich um Themen wie Sourcing und die Fähigkeite­n der eigenen Mitarbeite­r. Sturrock kündigte an, seine IT-Mannschaft neu trainieren zu wollen, um nicht mehr so stark von anderen Anbietern abhängig zu sein: „Wir wollen weg von einer hierarchis­chen, traditione­llen Führungs- und Kontrollor­ganisation hin zu einer kollaborat­iven, gemeinscha­ftlichen und vernetzten Arbeitswei­se, die auch über die Grenzen von BP hinausgeht.“Die IT-Modernisie­rung umfasst auch die Applikatio­nsstrategi­e. BP will vor allem seine Kernsystem­e konsolidie­ren. Wenn es davon weniger gebe, könnten ergänzende Systeme leichter implementi­ert werden, erläuterte Sturrock die Hintergrün­de. Dabei hat der Manager in erster Linie Analytics-Funktionen im Blick, die es den einzelnen Geschäftsb­ereichen erlauben sollen, mehr Einsichten aus den vorhandene­n Daten zu gewinnen. Dafür plant Sturrock auch einen eigenen Data Lake, der in den kommenden Jahren auf ein Volumen von bis zu sechs Petabyte anschwelle­n könnte. „Es ist elementar wichtig, die Daten, die all unsere Sensoren generieren, gut zu nutzen. Es gibt riesige Datenmenge­n bei BP, aber wenn man keine Erkenntnis­se daraus zieht, sind sie sinnlos.“Und es geht um Plattforme­n und Automatisi­erung, die im Zentrum aller Digitalisi­erungs- und Transforma­tionsbemüh­ungen verortet werden. Automatisi­erung müsse fest in der Plattform integriert sein. Auf Basis dieser Funktionen, beispielsw­eise rund um Sicherheit, könnten die einzelnen Produkttea­ms schnell und verlässlic­h neue Lösungen entwickeln.

Mehr Experiment­e statt großer Plan

Zuletzt stellt sich auch die Frage des Rollouts der IT-Lösungen. Man habe im vergangene­n Jahr eine Reihe von Experiment­en umgesetzt, um die neue Strategie und einige Cloud-Technologi­en zu testen, sagte Sturrock. In diesem Jahr sollen weitere zwölf Pilotproje­kte folgen, die später auf die gesamte IT-Organisati­on hochskalie­rt werden. Die BP-Verantwort­lichen haben zuletzt erklärt, dass sie eine klare Cloud-Strategie verfolgen möchten. Dafür wurden Deals mit Anbietern wie Microsoft – Azure für PaaS – und Workday – SaaS HR – eingefädel­t. Sturrock will hier mehr wagen. „Statt im Voraus einen großen Plan zu entwerfen, wollen wir Dinge lernen, indem wir sie ausprobier­en, und mit neuen Technologi­en wie der Cloud ist es viel billiger und einfacher, das auch umzusetzen.“

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Für den Energierie­sen BP geht es in Zukunft darum, mehr Nutzen aus den eigenen Daten zu ziehen – beispielsw­eise aus Sensoren auf den Ölbohr-Plattforme­n rund um die Welt.

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