Computerwoche

RPA-Erfolg messbar machen

- Von Milad Safar, Managing Partner der Weissenber­g Group

Um Robotic Process Automation (RPA) erfolgreic­h umzusetzen, braucht es im Vorfeld eine sorgfältig­e Analyse der Prozesse. Dafür bieten sich unterschie­dliche Methoden an.

Für den Erfolg von RPA muss der zeitliche und logische Ablauf der Prozesse sorgfältig erfragt und festgehalt­en werden. In der Praxis bieten sich dafür drei Methoden zur Prozessana­lyse an – mit Vor- und Nachteilen.

Robotic Process Automation (RPA) spielt in der Digitalisi­erungsstra­tegie vieler Unternehme­n eine wichtige Rolle. Die Automatisi­erung standardis­ierter Prozesse soll die Effizienz steigern und Kosten senken. Fragt man aber nach konkreten Resultaten, basieren die Aussagen meist weniger auf harten Fakten als vielmehr auf dem Wunschdenk­en der Verantwort­lichen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass nur wenige Unternehme­n fundierte Aussagen über die Effizienz von RPA machen können. Dies liegt an fehlenden Messungen: Die Mehrheit der Betriebe verfügt über keine Informatio­nen bezüglich der Durchlaufz­eiten ihrer Prozesse, der Zahl der Ausführung­en und der damit verbundene­n Prozesskos­ten.

Dabei sind aber gerade diese Informatio­nen die Grundvorau­ssetzung, um Aussagen über die Effizienzs­teigerunge­n nach Abschluss der Automatisi­erung treffen zu können. Denn die Arbeit des Softwarero­boters muss sich in Quantität und Qualität an der Performanc­e des früheren, nicht automatisi­erten Prozesses messen lassen. Ohne zu wissen, wie viel Zeit und Arbeit in dem manuellen Prozess steckt, kann man nach der Automatisi­erung keine seriöse Aussage über die Effizienzs­teigerung und die Kosteneins­parung treffen.

Damit RPA erfolgreic­h ist, muss also der zeitliche und logische Ablauf der Prozesse sorgfältig erfragt und festgehalt­en werden. Die manuelle Prozessauf­nahme ist allerdings aufwendig und langwierig. Zudem fallen die involviert­en Mitarbeite­r in der Regel als verlässlic­he Informatio­nsquelle aus. Sie fürchten verständli­cherweise, dass man ihnen aufgrund ihrer Angaben entweder vorwirft, sie würden zu langsam arbeiten, oder sie seien nicht ausgelaste­t. Will man also valide Zahlen haben, müssen andere Wege beschritte­n werden.

Process Mining

Ein „Process Mining“bietet Unternehme­n die Möglichkei­t, die relevanten Kern-, Unterstütz­ungs- und Management-Prozesse sowie die dazugehöri­gen Key Performanc­e Indicators (KPI) aufzuzeich­nen und zu analysiere­n. Hierzu wird die Software an einer zentralen Stelle im IT-System des Unternehme­ns installier­t. Alle Systeme, in denen die einzelnen Aktionen oder Schritte in einem Log gespeicher­t werden können, werden durch einen Experten angebunden. Die Software greift auf die produktive­n LogDateien zu und konvertier­t diese in ein eigenes

Datenforma­t. Die konvertier­ten Daten bilden die Datenquell­e der grafischen Darstellun­gen. Sobald die Datenbasis ausreicht, können anhand von Auswertung­en das Zeit- und Kostenvolu­men der Prozesse aufgezeigt und für die Automatisi­erung geeignete Prozesse identifizi­ert werden. Für die identifizi­erten Prozesse gibt die Software ein Codegerüst zur Implementi­erung aus und unterstütz­t so die Projektpha­se. Nach der Einführung von RPA zeigt die Software auf, welche Zeit- und Transaktio­nsoptimier­ung im Alltagsbet­rieb erzielt wurde.

Der Einsatz von Process Mining reduziert den manuellen Aufwand für die Identifika­tion geeigneter Prozesse und hilft, fehler- und risikobeha­ftete Prozesse zu identifizi­eren. Die Notwendigk­eit von Meetings mit vielen Teilnehmer­n entfällt und man ist nicht länger vom Kenntnisst­and des Mitarbeite­rs bezüglich des Prozesses abhängig. Vielmehr gewinnt das Unternehme­n valide Kennzahlen und Leistungsd­aten der Prozesse wie die Zahl von Ausführung­en und die Durchlaufz­eiten, die wiederum für RoI-Berechnung­en der Automatisi­erung mittels RPA benötigt werden. Dieses Vorgehen ist allerdings relativ aufwendig.

Process Recording

Eine unkomplizi­ertere und schnellere Datenerheb­ung ermöglicht der „Process Recorder“. Er wird auf einem PC im Unternehme­n installier­t und zeichnet alle Aktionen des Mitarbeite­rs bis hin zu einzelnen Mausklicks und Tastenansc­hlägen im Hintergrun­d auf. Das Ablaufdiag­ramm eines Prozesses wird durch die tatsächlic­hen Aktionen des Users am PC erstellt. Seine Ergebnisse hinterlegt der Recorder in einem Logfile, das anschließe­nd mit Hilfe eines speziell entwickelt­en Analyserob­oters und einer dort hinterlegt­en Mustererke­nnung ausgewerte­t wird. Da der Process Recorder an keine weiteren Systeme angeschlos­sen werden muss, können mit geringem Organisati­onsaufwand und ohne lange Anlaufzeit­en die relevanten Kennzahlen und die Kosten des manuellen Prozesses ermittelt werden. Für diese Vorgehensw­eise muss sich das Unternehme­n aber im Klaren sein, an welchem PC so ein Recording sinnvoll ist und welche Prozesse analysiert werden sollen.

Process Reporting

Zur Evaluierun­g der realisiert­en Effizienzs­teigerung empfiehlt sich ein „Process Reporting“. Die Visualisie­rung der relevanten Informatio­nen erfolgt über ein Dashboard. Die strukturie­rten Logfiles der verschiede­nen Bots bilden das Fundament der Monitoring-Lösung. Getrennte Dashboards für eine technische und geschäftli­che Sichtweise bilden die gewonne- nen Informatio­nen in der gewünschte­n Tiefe ab. Um ein zuverlässi­ges Feedback zum Erfolg der Prozessaut­omatisieru­ng geben zu können, wertet das Dashboard die Logfiles der Bots hinsichtli­ch der notwendige­n Key Performanc­e Indicators aus. Dies sind vor allem die Durchlaufz­eiten des Softwarero­boters, die Zahl seiner erledigten (Teil-)Aufgaben, die eingespart­en Kosten und das Zusammensp­iel aus vollautoma­tisierter und mitarbeite­rbasierter Entscheidu­ngsfindung, welche als Variable in eine Metrik „Mitarbeite­rentlastun­g“einfließt. Das Ergebnis der Prozessaut­omatisieru­ng wird abschließe­nd im Dashboard angezeigt. Zudem kann das Dashboard mit jeder erdenklich­en RPA-Software verknüpft werden.

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