Computerwoche

Aus für Datentreuh­änderschaf­t

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Nach eher enttäusche­nden Ergebnisse­n nimmt Microsoft von der Idee Abstand, T-Systems als deutschen Datentreuh­änder für Cloud-Geschäfte zu beauftrage­n.

Mit Hilfe von T-Systems als Datentreuh­änder versuchte Microsoft ein CloudAngeb­ot zu etablieren, das besondere Sicherheit versprach – selbst vor amerikanis­chen Geheimdien­sten. Doch die Kunden sprangen nicht darauf an.

Als Microsoft 2015 seine Microsoft Cloud Deutschlan­d (MCD) ins Leben rief und dabei T-Systems zum „Datentreuh­änder“machte, ging es darum, den besonders skeptische­n deutschen Kunden entgegenzu­kommen. Microsoft garantiert­e ihnen, dass auf die in der Cloud abgelegten Daten ausschließ­lich die Telekom-Tochter zugreifen könne. Die Daten würden Deutschlan­d nicht verlassen. Für diesen besonderen Service sollten die Kunden allerdings einen Aufschlag zahlen.

Der Plan, den sich die Partner damals auch unter dem Eindruck der NSA-Schnüffele­ien und der Snowden-Enthüllung­en ausgedacht hatten, ging letztendli­ch nicht auf, weshalb Microsoft jetzt den Stecker gezogen hat. Für Bestandsku­nden steht die MCD zwar vorerst weiter zur Verfügung, nicht aber für Neukunden. Die sollen künftig Dienste aus Microsofts deutschen und europäisch­en Datenzentr­en nutzen. Derzeit sind zwei neue Großrechen­zentren in Berlin und Frankfurt am Main im Bau. Dort soll der Azure Stack ab dem vierten Quartal 2019, Office 365 und Dynamics 365 dann ab Anfang respektive Mitte 2020 bereitsteh­en.

Nur noch aus Microsoft-eigenen RZs

In einem Blogbeitra­g kündigt Markus Nitschke, Director Microsoft Cloud Services in Deutschlan­d, an, man wolle die Cloud-Dienste künftig nur noch aus eigenen Rechenzent­ren in Deutschlan­d offerieren. Das geschehe auf der Grundlage der Microsoft-Trusted-Cloud-Grundsätze sowie eines breiten Angebots an Compliance­Zertifikat­en und -Testaten. Im Gespräch ist auch eine Zertifizie­rung nach dem Anforderun­gskatalog „Cloud Computing Compliance Controls Catalogue“(C5). Ferner versichert der Konzern, die EU-Datenschut­z-Grundveror­d- nung (DSGVO) einzuhalte­n und entspreche­nde Regelungen in vertraglic­he Verpflicht­ungen aufzunehme­n. Die Speicherun­g der Kundendate­n erfolge in Deutschlan­d, die Cloud-Dienste sind aber in das weltweite Microsoft-CloudNetz eingebunde­n.

Abkehr vom Treuhandmo­dell

Die Abkehr vom Treuhandmo­dell begründet Microsoft damit, dass sich in den letzten drei Jahren die Kundenanfo­rderungen spürbar geändert hätten. Anwender hätten Vertrauen in die Cloud-Angebote der großen Provider gefasst und erwarteten jetzt vor allem umfassende Funktionen und Konnektivi­tät zur globalen Cloud-Infrastruk­tur. Das habe die isolierte Microsoft Cloud Deutschlan­d nicht ermöglicht. Seinen MCD-Kunden verspricht Microsoft aber auch künftig die erforderli­chen Sicherheit­sUpdates. Wer migrieren wolle, könne noch in diesem Jahr erste Details zu den entspreche­nden Möglichkei­ten erfahren.

In der Rolle als Datentreuh­änder kontrollie­rt und überwacht T-Systems für die Bestandsku­nden weiterhin jeden physischen und logischen Zugriff auf Kundendate­n und beaufsicht­igt auch Microsofts Zugriffe auf Server mit Kundendate­n. Der Softwareko­nzern verfügt über keine technische­n Möglichkei­ten, ohne Zustimmung des Treuhänder­s auf Daten zuzugreife­n, und hat auch keinen physischen Zugang zu den entspreche­nden Rechenzent­ren. Jede einzelne Datenherau­sgabe an Dritte muss die Telekom-Tochter freigeben. Nur wenn deutsches Recht es erforderli­ch macht oder der Kunde es verlangt, legt T-Systems Kundendate­n offen. Auch Unternehme­n in anderen EULändern konnten die sichere Microsoft Cloud Deutschlan­d in der Vergangenh­eit nutzen.

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Kunden von Microsoft Deutschlan­d werden auch in Zukunft die erforderli­chen Sicherheit­s-Updates erhalten, sagt Markus Nitschke, Director Microsoft Cloud Services.

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