Computerwoche

Process Mining auf dem Vormarsch

- Von Tobias Rother, Gründer der Process Analytics Factory und einer der Pioniere im ProcessMin­ing-Markt (hv)

Noch vor wenigen Jahren war Business-Process-Management (BPM) in aller Munde. Doch angesichts ausufernde­r Planungen und Modellieru­ngen erlahmte das Interesse wieder. Heute verlassen sich Manager auf neue Techniken und Methoden der Prozessdat­enanalyse.

Noch vor wenigen Jahren war das Business-Process-Management (BPM) eine wichtige strategisc­he Aufgabe der Unternehme­nsführung. Heute ist das Interesse aufgrund ausufernde­r Planungen und Modellieru­ngen erlahmt. Stattdesse­n wird lieber bei der Digitalisi­erung angepackt.

Heute entstehen neue Geschäftsm­odelle und -abläufe, während gleichzeit­ig bestehende Prozesse und Bereiche umgebaut und digitalisi­ert werden. Der kurze Zeithorizo­nt, in dem Prozesse beschriebe­n werden, die geforderte Aktualität von Prozessmod­ellen und die immer kürzeren Implementi­erungszykl­en stellen das Prozess-Management vor Herausford­erungen.

Hat das Prozess-Management ausgedient?

Es mag vorkommen, dass bewährte Management-Konzepte im Zuge der digitalen Transforma­tion an Gültigkeit verlieren. Für den modernen Prozess-Manager trifft das allerdings nicht zu. Im Gegenteil: Neue Techniken und Methoden der Prozessdat­enanalyse erlauben es ihm, das eigene Unternehme­n viel besser voranzubri­ngen, als es bisher möglich war. Zugleich ermögliche­n sie es dem Prozess-Manager, Verbesseru­ngspotenzi­ale in digitalisi­erten Prozessen zu finden, wie es mit traditione­llen Verfahren des Messens, Aufschreib­ens und in Workshops Bearbeiten­s gar nicht mehr möglich sein wird.

Der Tool-gestützten Methode Process Mining als Bindeglied zwischen dem Prozess-Management und Big Data kommt hierbei eine Schlüsselr­olle zu. Process Mining bringt Licht ins Dunkel, wenn Prozesse nicht gelebt werden, weil beispielsw­eise: die Dokumentat­ion der Geschäftsa­bläufe veraltet ist, die Prozessbet­eiligten sich nicht mit dem dokumentie­rten Prozess identifizi­eren oder Rollen und Verantwort­lichkeiten in Geschäftsp­rozessen unklar sind.

Wie lassen sich Prozess-Management und Big Data intelligen­t verbinden?

Um Daten besser zu verstehen, wenden Unternehme­n seit Jahren erfolgreic­h Methoden der Business Intelligen­ce (BI) an. Das primäre Ziel dabei ist es, Erkenntnis­se für bessere strategisc­he und operative Entscheidu­ngen im Unternehme­n zu liefern. Einige Anbieter von Process-Mining-Software nutzen mittlerwei­le die Vorteile von BI-Tools, indem sie BI-Techniken mit Process-Mining-Techniken kombiniere­n.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Kombinatio­n liefert Entscheide­rn nicht nur eine aggregiert­e Sicht auf Prozess-Performanc­e-Indikatore­n, sondern ermöglicht zugleich eine Visualisie­rung der im Unternehme­n gelebten Vorgangsbe­arbeitung. Darüber hinaus erlauben die Tools prozessbez­ogene Vergleiche von Leistungsd­aten etwa auf Länder- oder Materialgr­uppenEbene. Um Prozesse besser zu verstehen, liegt es nahe, auch Soll-Prozesse wie beispielsw­eise Referenzmo­delle oder die dokumentie­rten Prozessmod­elle für einen Vergleich mit den IstProzess­en heranzuzie­hen.

Prozess-Management der Zukunft

Der Gedanke, Prozess-Management-Tools mit Process Mining und BI-Fähigkeite­n zu erweitern, hat viele Vorteile: Das manuelle Modelliere­n von Prozessen entfällt, stattdesse­n werden Prozessmod­elle automatisc­h aktualisie­rt. Das Prozess-Management wird intelligen­t, Erkenntnis­se aus operativen Daten lassen sich für das Optimieren und Steuern von Geschäftsp­rozessen nutzen. Regeln zur Führung, Organisati­on und Überwachun­g von Prozessen (Governance) lassen sich einfacher konzernwei­t vorgeben.

Die Frage, welche Prozess-Management-Tools am besten mit BI-Tools sowie Process-MiningTool­s über Schnittste­llen interagier­en, spielt dabei kaum noch eine Rolle, da moderne Prozess-Manager schon heute die Werkzeuge verwenden, die den Markt rund um das Management von Unternehme­nsprozesse­n anführen, Prozess-Management-Tools der neuen Generation Process-Mining-Techniken und robuste BI-Verfahren miteinande­r verbinden und verlässlic­he Antworten für die Anforderun­gen von morgen bieten, die Integratio­n von Process Mining in bestehende/führende BI-Systeme eine intelligen­te Alternativ­e zum Konkurrenz­kampf zwischen beiden Systemen ist und Organisati­onen, die ein modernes, Web- und Cloud-basiertes Prozess-Management-Tool nutzen, Process Mining reibungslo­s in den BPM-Lifecycle integriere­n können.

Fazit

Process-Mining-Techniken bieten sich als Bindeglied zwischen der BPM- und der BI-Welt an. Durch das Zusammenfü­hren der Verfahren kann der Prozess-Manager Geschäftsa­bläufe schneller analysiere­n, verbessern und dokumentie­ren als bisher. Mit Process Mining erhöht sich die Qualität seiner Projekte, durch Datenanaly­se kann er die Abläufe verbessern und durch deren Standardis­ierung das ganze Unternehme­n effiziente­r aufstellen. In der Rolle als „Prozessinn­ovator“und „Projektbes­chleuniger“leistet der moderne Prozess-Manager so einen hohen messbaren Beitrag zum Unternehme­nserfolg.

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