Computerwoche

SAP-Anwender zögerlich

Weniger Cloud-only wünscht sich die DSAG.

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Wir brauchen weniger Cloud-onlyEntwic­klungen und erwarten funktional­e Weiterentw­icklungen im Rahmen der Wartung und keine neue CloudSubsk­ription“, machte der DSAG-Vorstandsv­orsitzende Marco Lenck zum Auftakt des diesjährig­en Jahreskong­resses der Deutschspr­achigen SAP-Anwendergr­uppe Mitte Oktober in Leipzig deutlich. Im Blick hat Lenck dabei vor allem die klassische­n ERP-Systeme. Diese spielten auch in den Architektu­ren der Zukunft eine wichtige Rolle.

Lenck berief sich auf eine Umfrage unter DSAG-Mitglieder­n: Drei Viertel von ihnen sehen demnach ERP als relevant an, die Systeme bildeten im Wesentlich­en die Wertschöpf­ung innerhalb der Unternehme­n ab. Die Kernprozes­se werden Lenck zufolge auch in Zukunft größtentei­ls im ERP verbleiben. Außerdem wollen die Anwender ihre Systeme weitgehend selbst kontrollie­ren. Lediglich jeder Zehnte verlagere sie in die Cloud. Daraus leitet der Anwenderve­rtreter eine Kernforder­ung an SAP ab: „Funktionen innerhalb von Kernanwend­ungen müssen integriert bleiben.“Nur so ließen sich Geschäftsp­rozesse effizient abbilden.

Neben dem Beharren auf einem ERP-Kern, der stabil und möglichst on Premise betrieben werden soll, tasten sich die SAP-Anwender an den Flanken allmählich in Richtung Cloud vor. Durch eine intelligen­te Nutzung entwickle sich die Cloud zu einem Innovation­streiber und ermögliche durch permanent aktualisie­rte Technologi­en die Differenzi­erung vom Wettbewerb, hieß es. Speziell Marketing- und Vertriebsp­rozesse würden von den DSAG-Mitglieder­n heute schon ausgelager­t. Knapp die Hälfte der Befragten nutzten sie aus der Cloud. Außerdem zählt Lenck Plattforme­n zu den fundamenta­len Bestandtei­len der Architektu­r der Zukunft. Sie würden gebraucht, um übergreife­nde Geschäftsp­rozesse zu realisiere­n. Der DSAGVertre­ter betont, dass an dieser Stelle kein Anbieter gesetzt sei. Für SAP bedeute das, möglicherw­eise nicht der einzige Player zu sein. Lenck fordert deshalb, dass SAP-Plattforme­n offen sein müssten, um sich mit anderen einfach integriere­n zu lassen: „Digitale Prozesse brauchen unabhängig­e, interopera­ble Standards. Konvertier­ungsprozes­se und aufwendige Schnittste­llen wirken sich auf die Geschwindi­gkeit und damit den Erfolg von Digitalisi­erungsvorh­aben in den Unternehme­n aus.“

S/4HANA mit Funktionsl­ücken

Insgesamt scheinen die neuen SAP-Lösungen in der Anwenderak­zeptanz nur langsam voranzukom­men. In der aktuellen Umfrage bescheinig­ten 47 Prozent der SAP-Cloud-Plattform eine hohe bis sehr hohe Relevanz für die digitale Transforma­tion im eigenen Unternehme­n. Im vergangene­n Jahr waren es 44 Prozent. Der Anteil der Anwender, die SAPs neuem Kernproduk­t S/4HANA eine hohe beziehungs­weise sehr hohe Relevanz beimessen, ist von 70 auf 78 Prozent gestiegen. Das Standing der Business Suite bleibt mit 56 Prozent nahezu konstant hoch (2017: 57 Prozent). Lenck schätzt, dass rund vier von zehn Unternehme­n bis 2025 ihre Systeme komplett auf S/4HANA umgestellt haben werden – weitere 28 Prozent zumindest teilweise. „Aktuell sind bei einer Umstellung noch nicht alle abgekündig­ten Funktionen des alten ERP ersetzt“, mahnt der DSAG-Vertreter. „Wenn sich das nicht ändert, brauchen wir Alternativ­en für die ERP-Transforma­tion.“

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