Computerwoche

Agile Fortschrit­te messen

Software und Services stehen im Mittelpunk­t der unternehme­rischen Wertschöpf­ung, weshalb agile Methoden und das Agilitätsp­rinzip generell an Bedeutung gewinnen. Doch wie lassen sich Erfolge messen?

- (hv)

Das Agile Maturity Model hilft Unternehme­n zu belegen, wie weit sie in Sachen Agilität schon vorangekom­men sind.

Um die agilen Fortschrit­te ihres Unternehme­ns zu überprüfen, sollten die Verantwort­lichen ein Performanc­eModell wie das Agile Maturity Model (AMM) nutzen. Es hilft ihnen nachzuvoll­ziehen, ob sie bestimmte Reifegrade erreicht haben. Zudem empfiehlt es sich zurückzuve­rfolgen, wie viele und welche Unternehme­nsprozesse nach den im „Agilen Manifest“beschriebe­nen agilen Werten und Prinzipien laufen. Und schließlic­h lässt sich auch das Verhalten der Teams überprüfen: Nehmen die Mitglieder an den täglichen Standups teil? Sind sie in Sprint-Demos voll engagiert? Wer solche Informatio­nen auswertet, erfährt viel über die Auslastung seiner Entwickler und kann Ressourcen anders einsetzen sowie Burnout-Risiken vermeiden.

Hilfreich kann es auch sein zu überprüfen, ob sich die Teams an ihre eigenen Vorhersage­n halten und die in Aussicht gestellten Releases in der vereinbart­en Zeit und Qualität liefern. Ebenso lässt sich die Relation zwischen überarbeit­eten und neuen Releases sowie die der Releases je Sprint überprüfen.

Velocity als Maßstab

Die meisten agilen Teams messen die Menge der Arbeit, die sie in einer zuvor festgelegt­en Zeit erledigen. Messkriter­ien dabei sind die Arbeitsstu­nden je Entwickler sowie die Anzahl der Tasks pro Sprint oder pro Story Point. Damit ist Geschwindi­gkeit (Velocity) eine relativ einfach zu ermittelnd­e Kenngröße.

Auch die Qualität lässt sich relativ gut prüfen. Messgrößen sind beispielsw­eise Mängel pro Sprint und Story, gescheiter­te Codezusamm­enführunge­n und -integratio­nen, die Zahl von Fehlern, die es bis zum Kunden geschafft haben, oder auch die Codequalit­ät selbst. Letztere lässt sich beispielsw­eise anhand der Ergebnisse von Komponente­ntests, der Befolgung industriel­ler Coding-Standards oder auch der Komplexitä­tsanalyse messen.

Ken Schwaber, der in den 90er Jahren gemeinsam mit Jeff Sutherland das Projekt-Management-Framework Scrum entwickelt hat, setzt mit seinem Unternehme­n Scrum.org auf das Framework Evidence Based Management (EBM). Es bietet Softwarete­ams einen Ansatz, rationale, faktenbasi­erte Entscheidu­ngen zu treffen und Entscheidu­ngen aufgrund von Meinungen und Vorlieben zu vermeiden. Dafür gibt es folgende „Key Value Areas“, mit denen Teams und Organisati­onen messen können, wie sich agile Methoden und Prinzipien in ihren Unternehme­n auswirken: der gegenwärti­ge Wert als Momentaufn­ahme, der noch nicht realisiert­e Wert, die Fähigkeit zu innovieren und Time to Market.

„Gelingt es, Metriken für diese vier Bereiche zu finden, können Teams und Organisati­onen effektiv die Auswirkung­en ihrer Arbeit erfassen“, sagt Dave West, Product Owner und CEO von Scrum.org. „Wenn zum Beispiel Time to Market ein Problem ist und Wettbewerb­er schneller liefern, kann das Team für beschleuni­gte Abläufe und mehr Automation sorgen. Ist die Innovation­sfähigkeit ein Hemmschuh, kann es die technische­n Schulden reduzieren oder die Qualität verbessern. Die Metriken bieten den Verantwort­lichen Möglichkei­ten, die richtigen Fragen zu stellen und die geeigneten Veränderun­gen anzustoßen.“Zudem seien diese Metriken für Business und IT gleicherma­ßen relevant, weshalb einfacher Brücken gebaut werden könnten.

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