Beruflicher Erfolg und persönliche Erfüllung lassen sich verbinden
Frust trotz Führungsposition – als Coach hat Gudrun Happich oft mit unzufriedenen Managern zu tun. In ihrem Buch „Was wirklich zählt!“zeigt sie anhand von vier Karrieren mögliche Wege aus der Krise auf.
Thomas Vogel, IT-Bereichsleiter eines Mittelständlers, hatte schon genug zu tun. Dennoch bekam er drei Verantwortungsbereiche dazu – übergangsweise, aber eine Ablösung war nicht in Sicht. Vogel war überlastet und bald frustriert, da er nicht gehört wurde. Er wollte nur noch weg. Dann saß er Gudrun Happich gegenüber. Die studierte Biologin arbeitet seit 20 Jahren als Executive Coach mit Führungskräften.
In ihrem Job sieht sie immer wieder dasselbe Muster: Manager wollen unternehmerischen Erfolg, aber auch persönliche Erfüllung. Beide Ziele sind nur schwer in Einklang zu bringen. „Viele Klienten entscheiden sich erst für ein Coaching, wenn ihr Leidensdruck hoch ist“, so Happich. „Oft existiert eine mehrjährige Vorgeschichte: Frust oder ein Ohnmachtsgefühl haben sich aufgestaut.“So wie bei Vogel, einem der vier Protagonisten in ihrem neuen Buch „Was wirklich zählt! Mit Überzeugung führen“.
Vogel ist eine fiktive Figur, ebenso wie alle anderen Personen in dem Buch. Doch die geschilderten Konstellationen tauchen in der Realität immer wieder auf. Happich beschreibt das Problem und die gemeinsam erarbeiteten Lösungsansätze. So eröffnet sich dem Leser ein tiefer Einblick, wie Führungskrisen bewältigt werden können.
Neuorientierung braucht Zeit
Dafür allerdings braucht es Zeit. Vom Moment der größten Unzufriedenheit bis zu dem Punkt, an dem Happichs Klienten wieder wissen, was sie wollen, vergeht oft mindestens ein Jahr. Zuerst ist es der Coachin wichtig, „den akuten Druck in der Arbeitssituation zu lindern und aufzulösen, bevor die Suche nach der Lösung beginnen kann. Spüren die Leute, dass sie doch kein hoffnungsloser Fall sind, erkennen sie, dass die Suche nach einer erfüllenden beruflichen Situation auch Spaß machen kann. Viele Klienten sind überrascht, dass sie mit relativ wenig Aufwand viel ändern können.“
Was würde ich auch ohne Bezahlung tun?
Vogel entscheidet sich dafür, der Geschäftsführung klarzumachen, dass er seine drei Interims-Jobs nicht mehr wahrnehmen kann. In den Coachings arbeitet er seine Grundmotivation heraus: Was reizt mich? Was wäre in der besten aller Welten möglich? „Finde heraus, wovon du im Inneren überzeugt bist, dann hast du im Äußeren Erfolg“, sagt Happich. „Was könnte ich lange machen, ohne auf die Uhr zu schauen? Was würde ich auch ohne Bezahlung tun? Der zweite Schritt ist zu beschreiben, warum diese Aufgaben Freude machen. Dann gilt es zu überprüfen, ob ein roter Faden zu erkennen ist. Das Ergebnis dieser Überlegungen wird einem Realitäts-Check unterzogen: Kann ich das in meinem Unternehmen verwirklichen?“
Bei Vogel hat der Realitäts-Check geklappt, er ist nicht mehr IT-Leiter, aber im Unternehmen geblieben – auch weil er den Geschäftsführer überzeugen konnte, dass er dem Unternehmen in einem anderen Verantwortungsbereich mehr nutzt. Er fühlt sich erfüllt, da er in seiner neuen Position gestalten kann und dafür auch Anerkennung erhält. Für Happich zeigt das Beispiel: „Wenn ich das Ziel habe, Erfolg und Erfüllung zu kombinieren, ist es wichtig, den idealen Platz für mich herauszufinden. Bin ich im Einklang mit mir, führe ich gut, und das ganze Unternehmen profitiert davon.“Aber nicht jeder Führungskraft gelinge das.