BMC warnt vor Multi-Cloud-Chaos
In heterogenen Cloud-Infrastrukturen liegt aus Sicht von BMC die große Herausforderung für die IT-Verantwortlichen. Neue Tools sollen helfen, sämtliche Infrastrukturkomponenten, vom Mainframe bis zum Cloud-Service, effizient zu managen.
Auf der BMC Exchange standen Lösungen für das Management heterogener Infrastrukturkomponenten vom eigenen Rechenzentrum bis zu Hybrid und Public Clouds im Mittelpunkt.
Den Weg in die Cloud für die Anwender beherrschbar machen – das ist laut Olf Jännsch, Area Director für BMC Deutschland, die Zielsetzung des US-amerikanischen Softwareanbieters. Auf der Kundenkonferenz BMC Exchange Anfang November in München standen daher vor allem Werkzeuge im Rampenlicht, die das Verwalten heterogener Infrastrukturkomponenten vom Mainframe über das eigene Rechenzentrum bis hin zu Hybrid- und Public-Cloud-Bestandteilen erleichtern sollen. Anwenderunternehmen ständen derzeit vor der Herausforderung, die digitale Transformation ihres Geschäfts voranzutreiben – und das im laufenden Betrieb, betonte Jännsch vor den rund 500 Besuchern. Dabei gelte es, Innovationen zu entwickeln und neue Entwicklungen in der IT zu nutzen, genauso aber auch einen stabilen IT-Betrieb zu gewährleisten sowie stetig zu optimieren und damit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen.
Es droht das „Multi-Cloud-Chaos“
Eine zentrale Rolle spielen dabei Multi-CloudInfrastrukturen. „Die Dinge werden damit aber deutlich komplexer“, sagte Jännsch. Dies bestätigte auch Carla Arend, Senior Program Director Cloud Research von IDC, die von einem regelrechten Multi-Cloud-Chaos spricht. Demzufolge würden in den kommenden Jahren fast alle Unternehmen auf einen MultiCloud-Kurs einschwenken, prognostizierte die Analystin und warnte: „Nicht einmal die Hälfte dieser Betriebe wird es schaffen, solche Umgebungen effizient zu managen.“
Um das Thema in den Griff zu bekommen, müssten Anwender verschiedenste Dimensionen im Blick behalten, sagte die Marktforscherin. Wenn Unternehmen die falschen Workloads in die Cloud verlagerten, sei dies in aller Regel teurer als der Betrieb einer eigenen Infrastruktur. BMC-Manager Jännsch will sogar ausgemacht haben, dass etliche Unternehmen von einer Public Cloud zu On Premise zurückkehren. Ihre Erwartungen hätten sich nicht erfüllt, außerdem fühlten sie sich von Komplexität und Sicherheitsbedenken überfordert.
Hier will BMC mit seinen Werkzeugen und Services ansetzen. Der 1980 gegründete Softwarespezialist war 2013 von einer Investorengruppe unter der Führung von Bain Capital Private Equity und Golden Gate Capital von der Börse genommen und privatisiert worden. Unter den Fittichen der Investoren habe BMC die Entwicklung neuer Werkzeuge und Services forcieren können und sich damit neu aufgestellt, konstatierte Jännsch: „Es wurde massiv in Research and Development investiert.“Sich richtig in einem sich ständig
verändernden Markt zu positionieren, scheint allerdings alles andere als einfach. Darauf deuten zumindest die verschiedenen Claims hin, unter denen BMC zuletzt antrat. Im vergangenen Jahr präsentierte sich der Anbieter zur Exchange-Konferenz noch als Spezialist für das „Digital Enterprise Management“. In diesem Jahr firmiert man als „BMC – The MultiCloud Management Company“. Dazu kommt, dass die Klassiker im Produktportfolio, allen voran die Mainframe-Tools, nach wie vor eine wichtige Rolle im BMC-Geschäft spielen.
IKEA kontrolliert sein Möbelholz via App
Jännsch spricht indes von einer differenzierten Positionierung BMCs und verweist auf eine treue Kundenbasis, die auch in einem zunehmend heterogeneren Umfeld an den BMC-Produkten festhält. Einer dieser Kunden ist Peter Zumbrink, Team Manager IT bei IKEA Deutschland. Der schwedische Möbelhersteller setzt seit 2000 auf BMC-Tools, räumt aber ein, in der IT-Infrastruktur einen schmerzhaften Spagat aushalten zu müssen. In Sachen Multi Cloud geht es Zumbrink zufolge neben Kostenvorteilen vor allem darum, Innovationen voranzutreiben. Als Beispiel nennt der IKEA-Manager 3D-Modelle der Möbelprodukte, die inzwischen in Microsofts Azure-Cloud gerendert würden. Früher habe IKEA dafür eine eigene Server-Infrastruktur vorgehalten. Auch im Management der Kernressource Holz setzt IKEA auf moderne Technik. Förster, die den eigenen Wald beaufsichtigen, können heute Fotos von Auffälligkeiten im Baumbestand direkt in eine App hochladen, die dann per Bilderkennung feststellen kann, ob es sich um eine Krankheit oder Schädlingsbefall handelt.
Neben diesen Innovationen muss sich Zumbrink allerdings auch um einen in die Jahre gekommenen monolithischen Backbone kümmern, über den nach wie vor das Kerngeschäft von IKEA abgewickelt wird. Dieser basiert auf dem schon vor Jahren abgekündigten Betriebs- system OpenVMS. „Diesen Backbone bekommt man nicht in die Cloud“, stellte Zumbrink klar. Also werde man damit weiterarbeiten.
Wege aus der Customizing-Falle
Wie aufwendig der Weg aus einer solchen Legacy-Welt sein kann, schilderte Markus Steyerer vom Allgemeinen Rechenzentrum (ARZ), einem Service-Provider für die Finanzbranche in Österreich. Nachdem man nach der Jahrtausendwende die eigenen Prozesse definiert hatte, sei man 2006/07 auf das BMC-Tool „Remedy“für das Management dieser Abläufe umgestiegen. Die wichtigste Prämisse lautete damals: Das Tool muss sich nach den zuvor definierten Prozessen richten. „Rückblickend war das ein Fehler“, räumte Steyerer ein. Man habe in der Folge das ITSM-System ständig angepasst. Zum Schluss zählten die Verantwortlichen rund 1200 Customizings. Die Folge: Das System wurde langsam und unflexibel.
Als ein Release-Wechsel anstand und eine Analyse ergab, dass dieser nur unter einem immensen zeitlichen Aufwand und mit externer Hilfe zu bewerkstelligen war, zogen die ARZ-Verantwortlichen die Reißleine. Parallel zum alten System führte Steyerer das neue Release auf der grünen Wiese ein – allerdings unter einem neuen Ansatz. Zunächst wurde geprüft, wie bestimmte Prozesse im Tool abgebildet werden. Entsprechend habe man die eigene Organisation darauf getrimmt, sich an dem Standard zu orientieren. Das habe zwar nicht zu 100 Prozent funktioniert. Mit nur rund 20 Customizings arbeite man heute aber ganz nahe am Standard, so der Manager. Die Vorteile liegen Steyerer zufolge auf der Hand: Neue Funktionen ließen sich zügig implementieren, die Release-Zyklen hätten sich deutlich verkürzt, der Pflegeaufwand sei reduziert und die Abhängigkeiten von externen Dienstleistern seien geringer geworden. Allerdings, so rät Steyerer anderen Anwendern: „Am Standard zu bleiben, bedeutet kontinuierliche Arbeit.“