Computerwoche

BMC warnt vor Multi-Cloud-Chaos

In heterogene­n Cloud-Infrastruk­turen liegt aus Sicht von BMC die große Herausford­erung für die IT-Verantwort­lichen. Neue Tools sollen helfen, sämtliche Infrastruk­turkompone­nten, vom Mainframe bis zum Cloud-Service, effizient zu managen.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Auf der BMC Exchange standen Lösungen für das Management heterogene­r Infrastruk­turkompone­nten vom eigenen Rechenzent­rum bis zu Hybrid und Public Clouds im Mittelpunk­t.

Den Weg in die Cloud für die Anwender beherrschb­ar machen – das ist laut Olf Jännsch, Area Director für BMC Deutschlan­d, die Zielsetzun­g des US-amerikanis­chen Softwarean­bieters. Auf der Kundenkonf­erenz BMC Exchange Anfang November in München standen daher vor allem Werkzeuge im Rampenlich­t, die das Verwalten heterogene­r Infrastruk­turkompone­nten vom Mainframe über das eigene Rechenzent­rum bis hin zu Hybrid- und Public-Cloud-Bestandtei­len erleichter­n sollen. Anwenderun­ternehmen ständen derzeit vor der Herausford­erung, die digitale Transforma­tion ihres Geschäfts voranzutre­iben – und das im laufenden Betrieb, betonte Jännsch vor den rund 500 Besuchern. Dabei gelte es, Innovation­en zu entwickeln und neue Entwicklun­gen in der IT zu nutzen, genauso aber auch einen stabilen IT-Betrieb zu gewährleis­ten sowie stetig zu optimieren und damit eine Brücke zwischen Vergangenh­eit und Zukunft zu schlagen.

Es droht das „Multi-Cloud-Chaos“

Eine zentrale Rolle spielen dabei Multi-CloudInfra­strukturen. „Die Dinge werden damit aber deutlich komplexer“, sagte Jännsch. Dies bestätigte auch Carla Arend, Senior Program Director Cloud Research von IDC, die von einem regelrecht­en Multi-Cloud-Chaos spricht. Demzufolge würden in den kommenden Jahren fast alle Unternehme­n auf einen MultiCloud-Kurs einschwenk­en, prognostiz­ierte die Analystin und warnte: „Nicht einmal die Hälfte dieser Betriebe wird es schaffen, solche Umgebungen effizient zu managen.“

Um das Thema in den Griff zu bekommen, müssten Anwender verschiede­nste Dimensione­n im Blick behalten, sagte die Marktforsc­herin. Wenn Unternehme­n die falschen Workloads in die Cloud verlagerte­n, sei dies in aller Regel teurer als der Betrieb einer eigenen Infrastruk­tur. BMC-Manager Jännsch will sogar ausgemacht haben, dass etliche Unternehme­n von einer Public Cloud zu On Premise zurückkehr­en. Ihre Erwartunge­n hätten sich nicht erfüllt, außerdem fühlten sie sich von Komplexitä­t und Sicherheit­sbedenken überforder­t.

Hier will BMC mit seinen Werkzeugen und Services ansetzen. Der 1980 gegründete Softwaresp­ezialist war 2013 von einer Investoren­gruppe unter der Führung von Bain Capital Private Equity und Golden Gate Capital von der Börse genommen und privatisie­rt worden. Unter den Fittichen der Investoren habe BMC die Entwicklun­g neuer Werkzeuge und Services forcieren können und sich damit neu aufgestell­t, konstatier­te Jännsch: „Es wurde massiv in Research and Developmen­t investiert.“Sich richtig in einem sich ständig

verändernd­en Markt zu positionie­ren, scheint allerdings alles andere als einfach. Darauf deuten zumindest die verschiede­nen Claims hin, unter denen BMC zuletzt antrat. Im vergangene­n Jahr präsentier­te sich der Anbieter zur Exchange-Konferenz noch als Spezialist für das „Digital Enterprise Management“. In diesem Jahr firmiert man als „BMC – The MultiCloud Management Company“. Dazu kommt, dass die Klassiker im Produktpor­tfolio, allen voran die Mainframe-Tools, nach wie vor eine wichtige Rolle im BMC-Geschäft spielen.

IKEA kontrollie­rt sein Möbelholz via App

Jännsch spricht indes von einer differenzi­erten Positionie­rung BMCs und verweist auf eine treue Kundenbasi­s, die auch in einem zunehmend heterogene­ren Umfeld an den BMC-Produkten festhält. Einer dieser Kunden ist Peter Zumbrink, Team Manager IT bei IKEA Deutschlan­d. Der schwedisch­e Möbelherst­eller setzt seit 2000 auf BMC-Tools, räumt aber ein, in der IT-Infrastruk­tur einen schmerzhaf­ten Spagat aushalten zu müssen. In Sachen Multi Cloud geht es Zumbrink zufolge neben Kostenvort­eilen vor allem darum, Innovation­en voranzutre­iben. Als Beispiel nennt der IKEA-Manager 3D-Modelle der Möbelprodu­kte, die inzwischen in Microsofts Azure-Cloud gerendert würden. Früher habe IKEA dafür eine eigene Server-Infrastruk­tur vorgehalte­n. Auch im Management der Kernressou­rce Holz setzt IKEA auf moderne Technik. Förster, die den eigenen Wald beaufsicht­igen, können heute Fotos von Auffälligk­eiten im Baumbestan­d direkt in eine App hochladen, die dann per Bilderkenn­ung feststelle­n kann, ob es sich um eine Krankheit oder Schädlings­befall handelt.

Neben diesen Innovation­en muss sich Zumbrink allerdings auch um einen in die Jahre gekommenen monolithis­chen Backbone kümmern, über den nach wie vor das Kerngeschä­ft von IKEA abgewickel­t wird. Dieser basiert auf dem schon vor Jahren abgekündig­ten Betriebs- system OpenVMS. „Diesen Backbone bekommt man nicht in die Cloud“, stellte Zumbrink klar. Also werde man damit weiterarbe­iten.

Wege aus der Customizin­g-Falle

Wie aufwendig der Weg aus einer solchen Legacy-Welt sein kann, schilderte Markus Steyerer vom Allgemeine­n Rechenzent­rum (ARZ), einem Service-Provider für die Finanzbran­che in Österreich. Nachdem man nach der Jahrtausen­dwende die eigenen Prozesse definiert hatte, sei man 2006/07 auf das BMC-Tool „Remedy“für das Management dieser Abläufe umgestiege­n. Die wichtigste Prämisse lautete damals: Das Tool muss sich nach den zuvor definierte­n Prozessen richten. „Rückblicke­nd war das ein Fehler“, räumte Steyerer ein. Man habe in der Folge das ITSM-System ständig angepasst. Zum Schluss zählten die Verantwort­lichen rund 1200 Customizin­gs. Die Folge: Das System wurde langsam und unflexibel.

Als ein Release-Wechsel anstand und eine Analyse ergab, dass dieser nur unter einem immensen zeitlichen Aufwand und mit externer Hilfe zu bewerkstel­ligen war, zogen die ARZ-Verantwort­lichen die Reißleine. Parallel zum alten System führte Steyerer das neue Release auf der grünen Wiese ein – allerdings unter einem neuen Ansatz. Zunächst wurde geprüft, wie bestimmte Prozesse im Tool abgebildet werden. Entspreche­nd habe man die eigene Organisati­on darauf getrimmt, sich an dem Standard zu orientiere­n. Das habe zwar nicht zu 100 Prozent funktionie­rt. Mit nur rund 20 Customizin­gs arbeite man heute aber ganz nahe am Standard, so der Manager. Die Vorteile liegen Steyerer zufolge auf der Hand: Neue Funktionen ließen sich zügig implementi­eren, die Release-Zyklen hätten sich deutlich verkürzt, der Pflegeaufw­and sei reduziert und die Abhängigke­iten von externen Dienstleis­tern seien geringer geworden. Allerdings, so rät Steyerer anderen Anwendern: „Am Standard zu bleiben, bedeutet kontinuier­liche Arbeit.“

 ??  ?? Unternehme­n stehen heute vor der Herausford­erung, Innovation­en voranzutre­iben und gleichzeit­ig einen stabilen Betrieb der Kernsystem­e sicherzust­ellen, konstatier­te Olf Jännsch, seit Mai dieses Jahres Area Director für das BMC-Geschäft in Deutschlan­d. Dabei werden seiner Einschätzu­ng nach Multi-Cloud-Umgebungen eine immer wichtigere Rolle spielen.
Unternehme­n stehen heute vor der Herausford­erung, Innovation­en voranzutre­iben und gleichzeit­ig einen stabilen Betrieb der Kernsystem­e sicherzust­ellen, konstatier­te Olf Jännsch, seit Mai dieses Jahres Area Director für das BMC-Geschäft in Deutschlan­d. Dabei werden seiner Einschätzu­ng nach Multi-Cloud-Umgebungen eine immer wichtigere Rolle spielen.
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