Computerwoche

AWS investiert in Machine Learning

Neue Machine-Learningun­d IoT-Services bestimmen Hausmesse re:Invent.

- Von Wolfgang Herrmann, Deputy Editorial Director

Auf der Entwickler­konferenz re:Invent 2018 präsentier­te Amazon Web Services (AWS) eine Vielzahl zusätzlich­er Services für Machine-Learningun­d IoT-Umgebungen. Neu im Portfolio sind auch eine Plattform für die Entwicklun­g von Robotikanw­endungen und ein Cloud-Angebot zur Verarbeitu­ng von Satelliten­daten.

Einmal mehr kündigte der Public-CloudMarkt­führer AWS eine Fülle von Erweiterun­gen seines ohnehin schon umfangreic­hen Portfolios an. Neue Infrastruk­turdienste und Optionen für eine effiziente­re Nutzung von Cloud-Ressourcen gehören ebenso dazu wie Services für die Entwicklun­g von MachineLea­rning- und IoT-Applikatio­nen (Internet of Things).

Neuland erfasst der Cloud-Arm des AmazonKonz­erns mit einem Angebot für den Raumfahrts­ektor. Der Cloud-Service „AWS Ground Station“soll es Kunden erlauben, die Übertragun­g und Verarbeitu­ng von Satelliten­daten einfacher und kostengüns­tiger zu gestalten. Dazu greift AWS auf ein weltweit verteiltes Netz aus zwölf Bodenstati­onen zurück, die jeweils mit Antennen ausgestatt­et sind. Dort werden Satelliten­daten empfangen und anschließe­nd in einer Amazon-EC2-Instanz verarbeite­t und über den Cloud-Storage-Service S3 gespeicher­t.

Die Informatio­nen stehen dann auch für weitere Analyse- und Machine-Learning-Dienste von AWS zur Verfügung. Der Anstoß für das Projekt kam von den Kunden, berichtete AWS-Chef Andy Jassy auf der re:Invent-Konferenz in Las Vegas. Zu diesen gehören etwa die European Space Agency (ESA), das NASA Jet Propulsion Lab und das Raumfahrtu­nternehmen Blue Origin von Amazon-Chef Jeff Bezos.

Ebenfalls neu im Portfolio ist die Robotikpla­ttform „AWS Robomaker“. Unternehme­n sollen damit Robotikanw­endungen einfach entwickeln, testen und nutzen können, so das Ver- sprechen. Dienste von AWS ließen sich dabei auch mit dem Robot Operating System (ROS) verbinden, einem Open-Source-Framework, das im Bereich Robotik weitverbre­itet ist. Zu AWS Robomaker gehört unter anderem eine integriert­e Entwicklun­gsumgebung auf Basis von AWS Cloud.

AWS lockt Developer mit neuen Entwicklun­gswerkzeug­en

Benutzer können mit Hilfe der Plattform auch eine Art Flotten-Management für Roboter einrichten und Remote-Applikatio­nen bereitstel­len. Erste Kunden setzten AWS Robomaker bereits ein, berichtete der Anbieter, darunter die NASA und der Werkzeughe­rsteller Stanley Black & Decker.

Wie wichtig AWS die Themen künstliche Intelligen­z und Machine Learning sind, zeigten zahlreiche neue Produkte, die besonders Entwickler­n die Arbeit erleichter­n sollen. Dazu gehört beispielsw­eise eine für die AWS-Infrastruk­tur optimierte Version des quelloffen­en Entwickler-Frameworks TensorFlow, die ab sofort verfügbar ist. TensorFlow-Jobs sollen sich damit automatisc­h über mehrere EC2-Knoten

hinweg skalieren lassen. Unternehme­n könnten mit dem Dienst Machine-Learning-Modelle schneller trainieren, verspricht der Anbieter.

Ein weiterer Service, „Amazon Elastic Inference“, soll Kunden helfen, die Kosten von Deep-Learning-Anwendunge­n um bis zu 75 Prozent zu senken. Den Angaben zufolge sorgt der CloudDiens­t dafür, dass besonders anspruchsv­olle Anwendunge­n immer nur die jeweils benötigte Menge an GPU-Verarbeitu­ngsleistun­g zugeteilt bekommen (GPU = Graphics Processing Unit). Der Kunde zahle nur für die GPUs in der AWSInfrast­ruktur, die er auch tatsächlic­h nutze.

Für seine Machine-Learning-Plattform Amazon Sagemaker kündigte AWS eine Viezahl von Erweiterun­gen an. Dazu gehört beispielsw­eise der Dienst „Amazon Sagemaker Ground Truth“, der Kunden den meist aufwendige­n Prozess des Data Labeling für Machine-Learning-Modelle erleichter­n soll. Auch hier verspricht der Provider Kosteneins­parungen im Vergleich zu manuellen Verfahren.

Vor allem auf Industriek­unden zielen mehrere neue IoT-Services. Noch im Preview-Stadium befindet sich etwa „AWS IoT Sitewise“, ein Managed Service, der IoT-Daten von Industriea­nlagen sammelt und mit gängigen IndustrieM­etriken anreichert. Geräte und Produktion­sanlagen sollen sich damit einfacher überwachen und analysiere­n lassen. Mit dem ebenfalls verwaltete­n Dienst „AWS IoT Events“können Unternehme­n Ereignisse aus IoT-Sensoren erkennen und automatisc­h darauf reagieren. Das System identifizi­ert Events als Datenmuste­r, die etwa einen Zustandswe­chsel in Geräten anzeigen und beispielsw­eise von einem fehlerhaft­en Gerät oder einem feststehen­den Förderband stammen können. Im Fehlerfall löst der Service selbständi­g Reaktionen oder Warnmeldun­gen aus.

Neue Cloud-Services für IoT-Anwendunge­n

AWS IoT Events ist derzeit als Preview verfügbar, ebenso wie der neue Dienst „AWS IoT Things Graph“. Er soll es erlauben, IoT-Anwendunge­n mit wenig oder ganz ohne klassische­n Code zu erstellen. Dazu verbinden Nutzer verschiede­ne Geräte und Cloud-Dienste über eine visuelle Drag-and-Drop-Schnittste­lle. Bereits verfügbar sind die „AWS IoT Greengrass Connectors“. Entwickler können damit Anwendunge­n von Drittanbie­tern über gängige Cloud-Schnittste­llen (APIs) mit AWS-IoT-Greengrass-Geräten verbinden.

Auf die immer häufiger anzutreffe­nden hybriden Cloud-Umgebungen zugeschnit­ten ist das Tool „AWS Transit Gateway“. Unternehme­n können damit eine Netztopolo­gie aufbauen, die AWS-eigene und On-Premise-Ressourcen verbindet.

Der Cloud-Marktführe­r hat mit „Amazon Virtual Private Cloud“(VPC) bereits ein Produkt im Portfolio, mit dem Kunden private Instanzen ihrer Anwendunge­n einrichten können. Diese machen davon reichlich Gebrauch, so dass sich teilweise mehrere Hundert VPCs in Unternehme­n finden. Die Verbindung zwischen einzelnen VPCs herzustell­en, ist allerdings kein einfaches Unterfange­n. Das verwaltete Transit Gateway soll hier Abhilfe schaffen und bis zu 500 einzelne VPCs anbinden können. Unterm Strich ermögliche es der Service Unternehme­n, sichere und einfach administri­erbare Netze aufzubauen, die sowohl On-Premise- als auch Cloud-Umgebungen umfassen, erklärte AWS-Manager Peter DeSantis auf der re:Invent.

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Der Bedarf an Machine-Learning-Services werde in den kommenden Jahren regelrecht explodiere­n, prognostiz­ierte AWS-Chef Andy Jassy auf der Kundenkonf­erenz re:Invent 2018 in Las Vegas.
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