Am Ende des Lebenszyklus
Aus und vorbei: Die weltgrößte ITK-Messe ist Geschichte. Das ist keine Überraschung, die „neue CEBIT“2018 war ein Flop. Daran konnten auch Jan Delay und ein Riesenrad nichts ändern.
Als die Tagesschau am vergangenen Mittwoch das Ende der CEBIT verkündete, wählten die verantwortlichen Redakteure für die grafische Aufbereitung das alte Logo mit dem kleinen „e“. Wahrscheinlich war ihnen die Symbolik ihres Tuns nicht bewusst. Sie haben die neue CEBIT – die mit dem großen „E“– einfach ignoriert. Sie war ja auch keine CeBIT mehr, sie war ein Jahrmarkt mit Riesenrad, Freiluftkonzert, Surfern und Streetfood.
Es war der ehrenwerte Versuch, die CeBIT dem Zeitgeist anzupassen. Sie sollte so cool herüberkommen wie die South by Southwest in Austin oder der Web Summit in Lissabon. Sich darüber lustig zu machen, wäre unfair. Der Umbau war einen Versuch wert. Doch die Kompromisse, die Hannover machen musste, waren einfach zu groß. Am Ende mussten die Messemacher einen neuen Rahmen für ein altes Geschäftsmodell finden: Standfläche verkaufen. Aber IT-Firmen investieren nur noch dann in Messestände, wenn sie nah an ihre Kernklientel herankommen und hochwertige Leads einsammeln können.
Die Deutsche Messe AG liegt richtig, wenn sie schreibt, dass „eine Horizontalmesse wie die CEBIT in der digitalen Wirtschaft auf rückläufige Nachfrage stößt“. Den Begriff Horizontalmesse könnte man auch durch „IT-Gemischtwarenladen“ersetzen. Heute haben Messen, die sich um Unternehmensfunktionen wie HR, Marketing, Vertrieb oder Produktion drehen, immer auch einen digitalen Kern. Dasselbe gilt für die meisten Branchenveranstaltungen. Anwender, die sich entlang ihrer Bedürfnisse über IT informieren wollen, gehen dorthin oder zu einer der Hausmessen der großen ITK-Player. Die Zeit der IT-Gemischtwarenläden ist vorbei. Trotzdem denken wir gerne an die vielen wunderbaren CeBIT-Erlebnisse zurück – und sagen: Danke, Hannover!