Computerwoche

Microsofts Surface Pro 6 im Test

Das jüngste Mitglied aus Microsofts Surface-Familie kann vor allem mit seiner Rechenleis­tung und einem brillanten Display überzeugen. Die Wermutstro­pfen: Es fehlen USB-C- und Thunderbol­t-3-Schnittste­llen sowie eine LTE-Variante.

- Von Thomas Rau, Ressortlei­ter Hardware bei der COMPUTERWO­CHESchwest­erpublikat­ion PC-Welt (ba)

Mit hoher Rechenleis­tung und einem brillanten Display kann das neue 2-in-1-Gerät überzeugen. Allerdings fehlen USB-C- und Thunderbol­t3-Schnittste­llen sowie eine LTE-Variante.

Das Surface hat seine Nummer zurück: Das neue Modell von Microsofts Premium-Tablet heißt Surface Pro 6, während der Vorgänger nur Surface Pro genannt wurde, was in der Praxis erklärende Ergänzunge­n wie „2017-Modell“oder „5. Generation“notwendig machte. Neu ist auch, dass nun ein zusätzlich­es Modell mit schwarzem Gehäuse erhältlich ist. Den Vorgänger gab es nur mit platingrau­em Magnesium-Unibody-Gehäuse.

Die wichtigste Neuerung des Surface Pro 6: Im Tablet werkelt ein Intel-Core-Prozessor der achten Generation Kaby-Lake-R mit vier Kernen und Hyper-Threading. Das 2017er-Modell setzte auf eine Kaby-Lake-CPU mit Dual Core. Das macht sich in der Rechenleis­tung deutlich bemerkbar. Beim CPU-Benchmark ist das neue Surface rund 40 Prozent schneller als der Vorgänger. Die Wärmeabfuh­r funktionie­rt im Pro 6 deutlich besser als beim Vorgänger: Der Core i5-8250U im Testgerät hielt relativ konstant eine Taktrate von 2,6 Gigahertz. Die CinebenchM­essungen schwanken nur um vier Prozent. Beim Surface Pro 2017 gab das CinebenchE­rgebnis im Dauertest dagegen um rund 40 Prozent nach. Das Surface Pro 6 hat keinen Lüfter, erwärmt sich aber unter Dauerlast mit 44 Grad auf der Rückseite nicht zu sehr.

Die Leistung des Windows-Tablets liegt auf dem Niveau von Notebooks mit einer ähnlichen Ausstattun­g und damit hoch für Office-Anwendunge­n, ordentlich für Multimedia-Workloads und mäßig für Gaming. Bei Tests, die vor allem auf die SSD-Leistung abzielen, schneidet die NVMe-SSD von Toshiba im Surface Pro 6 verhältnis­mäßig schlecht ab. Tablet-Benchmarks wie der TabletMark 2017 belegen die hohe Rechenleis­tung des Surface Pro 6 – es ist beispielsw­eise rund doppelt so leistungsf­ähig wie sein kleiner Bruder Surface Go mit Pentium-CPU. Android-Tablets liegen weit zurück und auch das iPad Pro (2017) schneidet bei diesem x86optimie­rten Benchmark schlechter ab als das neue Surface. Zu den schnellste­n Tablets gehört das Surface Pro 6 auch bei der 3D-Leistung, tauglich für aktuelle PC-Spiele ist es aber nicht.

Abgesehen von der CPU bleibt die Ausstattun­g des neuen Surface unveränder­t: Schnittste­llen

wie USB-C beziehungs­weise Thunderbol­t 3 fehlen nach wie vor, für Peripherie gibt es einen USB-3.0-Port in Standardgr­öße sowie einen Mini-Displaypor­t-Anschluss für einen externen Bildschirm. Der Einschub für eine Micro-SD-Karte sitzt hinter dem Standfuß. Strom bekommt das Tablet über die magnetisch­e Surface-Connect-Verbindung, die auch als Anschluss für die optionale Dockingsta­tion dient. Die Auflösung der Kameras vorne und hinten bleibt gleich mit fünf beziehungs­weise acht Megapixel für Fotos und 1080p für Videos, ebenso die Möglichkei­t, sich per „Windows Hello“über die Kamera anzumelden.

Unveränder­t hochwertig ist die stabile Verarbeitu­ng des verwindung­sfreien Gehäuses. Auch der eingebaute Standfuß ist weiterhin dabei: Er lässt sich weit ausklappen und dank einer seitlichen Griffmulde leicht herauszieh­en. Damit lässt sich das Surface Pro 6 je nach Einsatzzwe­ck in verschiede­nen Winkeln positionie­ren, etwa fürs Tippen mit angesteckt­er Tastatur oder für die Stifteinga­be. Eine neue Tastatur oder einen neuen Stift gibt es für das Surface Pro 6 nicht: Die bekannten Type und Signature Type Cover funktionie­ren am neuen Gerät ebenso wie der Surface Pen. Die Basiswerte des 12,3-Zoll-Displays bleiben unveränder­t: 3:2-Seitenverh­ältnis, 2736 mal 1824 Bildpunkte und eine hohe Punktedich­te von 267 ppi. Das Testgerät besitzt ein Panel von LG-Philips, dessen Messwerte besser ausfallen als beim Display des 2017er-Surface: Die Helligkeit liegt über neun Messpunkte gemittelt bei 451 cd/qm, der Kontrast erreicht hohe 1310:1. Die Farbdarste­llung deckt 100 Prozent des sRGB- und 75 Prozent des AdobeRGB-Farbraums ab. Subjektiv betrachtet gelingen dem Surface vor allem Hauttöne sehr natürlich, Farben sind insgesamt satt und kräftig, stellenwei­se sogar etwas zu intensiv. Kurz und gut: Ein herausrage­nder Bildschirm, dem man aber durchaus mehr Raum geben dürfte. Microsoft verweigert sich beim Surface Pro 6 dem Trend zu einem sogenannte­n rahmenlose­n Design. Ums Display herum bleibt somit ein Rand von 15 Millimeter­n: nicht auffällig breit, aber auch nicht elegant schmal.

Mehr Ausdauer als der Vorgänger

Der neue Prozessor bringt dem Surface nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine längere Akkulaufze­it: Obwohl der Akku wie beim Vorgänger eine Kapazität von 45 Wattstunde­n hat, hält das neue Surface beim WLAN-Test bei einer Helligkeit von 200 cd/qm mit zehn Stunden über eine Stunde länger durch. Bei der Videowiede­rgabe und maximaler Helligkeit ist es aufgrund der höheren Leuchtdich­te umgekehrt. Im Office-Test mit dem Mobile Mark 2014 schafft das Surface Pro 6 über 11,5 Stunden. Nach einer Stunde an der Steckdose erreicht der Akku 53 Prozent Ladestand.

Das Gewicht des neuen Surface-Modells liegt bei 774 Gramm, mit dem Type Cover kommen noch 300 Gramm hinzu. Eine LTE-Variante des Pro 6 gibt es derzeit nicht – für die Online-Verbindung sorgt das eingebaute WLAN-Modul. Das ist im Test aber mit 400 Mbit/s unter optimalen Bedingunge­n sehr schnell. Allerdings unterstütz­t der WLAN-Chip Marvell kein MU-MIMO.

Das Surface Pro 6 gibt es jetzt trotz des Namens auch mit Windows 10 Home für Endkunden und nur in der Variante für Unternehme­n mit Windows 10 Pro. Die kostet je nach Ausstattun­g 50 bis 100 Euro mehr als die Modelle mit Windows Home.

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