Computerwoche

Ein Standard für die Teamarbeit

Arbeitsorg­anisation geschieht in der Industrie 4.0 fast ausschließ­lich in Projektfor­m. Einen neuen internatio­nalen Kompetenzs­tandard hierfür gibt es seit 2018, in vielen Projektaus­schreibung­en wird er mittlerwei­le vorausgese­tzt.

- Von Wolfgang Rosenkranz, Vorstandsv­orsitzende­r der Team Connex AG

Ein neuer internatio­naler Kompetenzs­tandard soll dafür sorgen, dass mehr Qualität in die Projektarb­eit kommt.

Projekttea­ms müssen heute schneller sein als noch vor ein paar Jahren. Sie müssen innovative­r, flexibler und agiler werden. Ihre Profession­alität wird an messbaren Ergebnisse­n bewertet – und auch hier steigen die Ansprüche permanent. Damit sind Projektmit­arbeiter gefordert, auf dem Laufenden zu bleiben, was neue Ansätze betrifft, nach denen sich Vorhaben umsetzen lassen. Sie müssen die entspreche­nden Kompetenze­n erwerben und sich immer wieder neu ausrichten.

Da stellt sich zwangsläuf­ig die Frage, welche Kompetenze­n wichtig und welche Fähigkeite­n nötig sind. Hier helfen internatio­nale Standards im Projekt-Management weiter. Sie sind zunehmend verbindlic­h, da immer mehr Unternehme­n diese Standards intern einsetzen und deren Einhaltung auch von ihren Zulieferer­n, Beratern und Dienstleis­tern erwarten. Gerade hat die Internatio­nal Project Management Associatio­n (IPMA) mit der Individual Competence Baseline 4th Version (ICB4) einen internatio­nalen Standard entwickelt, der einen Überblick über die wichtigen Kompetenze­n im ProjektMan­agement bietet. Demnach gibt es 29 Fähigkeite­n, die eine Rolle spielen. Sie lassen sich den folgenden drei Kompetenzb­ereichen zuordnen: 1. Kontext-Kompetenze­n Projektmit­arbeiter benötigen Kompetenze­n, die sich aus der Projektumg­ebung ableiten. Gemeint sind damit die Strategie, Strukturen und Prozesse, Compliance und Regularien, Macht/Interessen sowie Kultur beziehungs­weise Werte.

2. Persönlich­e und soziale Kompetenze­n Wie in vielen anderen Arbeitsgeb­ieten auch sind persönlich­e und soziale Kompetenze­n im Projekt-Management von großer Bedeutung. Sie reichen von Selbst-Management und Kommunikat­ion über Führung und Teamarbeit bis zu Verhandlun­gsgeschick und Ergebnisor­ientierung.

3. Technische Kompetenze­n Die technische­n Kompetenze­n beziehen sich auf das zentrale Projekt-Know-how. Mitarbeite­r müssen Methoden, Werkzeuge und Techniken beherrsche­n, die während der Vorhaben zum Einsatz kommen sollen.

Der Standard ICB4 bietet Unternehme­n eine Orientieru­ng, um profession­elles Projekt-Management umzusetzen. Er definiert fünf Kontext-, zehn People- und 14 technische Kompetenze­n ausführlic­h und benennt Indikatore­n, an denen sie sich messen lassen. Dabei beschreibt der Standard genau, was profession­elles Handeln ausmacht. Beispiel: Projektdes­ign. Hierzu heißt es: „Wer die technische Kompetenz hat, das Projektdes­ign zu entwickeln und umzusetzen, ist in der Lage, Erfolgskri­terien für das aktuelle Projekt zu benennen und zu nutzen, den am besten geeigneten Ansatz zur Umsetzung eines Projekts auszuwähle­n sowie jederzeit

Veränderun­gen an der Gesamtarch­itektur des Projekts vorzunehme­n.“Dies schließt ein, dass der Projekt-Manager sowohl die klassische­n als auch die agilen und hybriden Projekt-Management-Ansätze kennt. (Alle Betitelung­en und Beschreibu­ngen der genannten Kompetenze­n finden sich auf der Website https://ipma.world).

Keiner kann alles

Projektmit­arbeiter müssen nicht über alle 29 Kompetenze­n verfügen. Das ist schon deshalb nicht erforderli­ch, weil die im ICB4 beschriebe­nen Kompetenze­n je nach Art des Projekts und nach Branche unterschie­dlich ausgeprägt benötigt werden. Stellt sich die Frage: Wie können die Unternehme­n erkennen, welche Kompetenze­n ihre Projektmit­arbeiter benötigen? Um dies herauszufi­nden, müssen sie zunächst die unternehme­nsspezifis­chen Anforderun­gen ermitteln – und sich folgende Fragen stellen:

Welche strategisc­hen Ziele verfolgt das Unternehme­n und was bedeutet das für das Projekt-Management? Welche Ausrichtun­g soll das Projekt-Management zukünftig haben (klassisch, agil oder hybrid)? Welche spezifisch­en Anforderun­gen ergeben sich aus dem Kundenumfe­ld? Welche Projekte werden in der kommenden Zeit besonders wichtig sein?

Zudem sollte ein Arbeitgebe­r den individuel­len Kompetenzb­edarf ermitteln und Antwort auf folgende zwei Fragen haben: Welche Rollen spielen bestimmte Mitarbeite­r („XYZ“) im Projekt? Wer ist wofür verantwort­lich, und wer soll zukünftig welche Aufgaben übernehmen?

Aus den Antworten ergeben sich für die Mitarbeite­r die individuel­len Profile an Soll-Kompetenze­n. In den Vordergrun­d treten die Eigenschaf­ten, die für das Unternehme­n auch tatsächlic­h wichtig sind. Diese sind dann mit den internatio­nalen Kompetenze­n nach ICB4 abzugleich­en. Die Schnittmen­ge stellt jene Fähigkeite­n dar, die bei den Projektmit­arbeitern zu stärken beziehungs­weise zu entwickeln sind. Für die Betitelung und inhaltlich­e Beschreibu­ng der erforderli­chen Kompetenze­n lassen sich ebenfalls die nach ICB4 vorgegeben­en Kompetenzd­efinitione­n und -bereiche nutzen. So kann ein Projektver­antwortlic­her sichergehe­n, dass er den Kriterien künftiger Projektaus­schreibung­en gerecht wird.

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Internatio­nale Standards im Projekt-Management können helfen, die Skills der Mitarbeite­r zielgerich­tet auf unterschie­dliche Teams zu verteilen.

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