Computerwoche

Robotic Process Automation

- Von Manfred Bremmer, Senior Editor IoT & Mobile

Der amerikanis­che Telekommun­ikationsko­nzern AT&T setzt Robotic Process Automation (RPA) schon seit Längerem im großen Stil ein. Sorabh Saxena, verantwort­lich für das weltweite Business und langjährig­er CIO bei AT&T, erklärt im CW-Gespräch, welche Vorteile sich der Telco bieten und was Unternehme­n bei der Einführung und Nutzung beachten müssen.

Der amerikanis­che Telekommun­ikationsko­nzern AT&T setzt Robotic Process Automation (RPA) seit Längerem im großen Stil ein. Sorabh Saxena, verantwort­lich für das weltweite Business und langjährig­er CIO bei AT&T, erklärt im CWGespräch, welche Vorteile RPA bietet und was Unternehme­n bei der Einführung und Nutzung beachten müssen.

Durch die Automatisi­erung regelbasie­rter Geschäftsp­rozesse kann Robotic Process Automation (RPA) dazu beitragen, den Geschäftsb­etrieb effiziente­r zu machen. Auch wenn es sich dabei eher um einen schrittwei­sen Fortschrit­t als einen revolution­ären Durchbruch handelt, werden mit Softwarero­botern oft spektakulä­re Ergebnisse erzielt. So etwa beim US-Carrier AT&T, der roboterges­tützte Automatisi­erung bereits einsetzte, als viele Unternehme­n noch nicht einmal den Begriff RPA kannten.

RPA werde bei AT&T in allen Geschäftsb­ereichen genutzt, um Geld im operativen Geschäft zu sparen, berichtet AT&T-Manager Sorabh Saxena. Das Einsatzgeb­iet der über 1000 Softwarero­boter reiche von den Rechenzent­ren über die Buchhaltun­g bis hin zum Anwendungs­Support. Das Ausfall-Management-Team beispielsw­eise „nimmt mit Hilfe von RPA Ausfallinf­ormationen in Echtzeit entgegen, verwaltet betroffene Bearbeitun­gs-Tickets und stellt Anrufinfor­mationen für Kunden bereit, die von Ausfällen betroffen sind“, so Saxena. Das Resultat kann sich sehen lassen: Allein dieses Projekt bringt AT&T eine Kostensenk­ung von rund drei Millionen Dollar pro Jahr. Gleichzeit­ig trägt die Einbindung von Softwarero­botern in diesen Prozess dazu bei, die Kundenbind­ung zu erhöhen.

Ein anderes Beispiel dafür, wie von RPA auch die Kunden profitiere­n, ist Saxena zufolge die Auftragser­fassung. Kunden können über eine externe Website oder ein Online-Formular ihre Bestellung­en aufgeben, die dann von einem Softwarero­boter erfasst und mit minimalem manuellem Eingriff weitervera­rbeitet werden. Eine andere Innovation im RPA-Umfeld seien Chatbots, die in der Lage sind, direkt mit Kunden oder Anwendern zu interagier­en.

Ein Vorteil von RPA sei, dass die Bots logikbasie­rt und in ihrem In- und Output konsistent sind, erklärt der IT-Manager. So wurde nachgewies­en, dass, wenn ein Softwarero­boter früh in einen Workflow eingebunde­n wird, die verbleiben­den Schritte aufgrund der Genauigkei­t der ursprüngli­chen Eingabe erfolgreic­her sind. Die frühzeitig­e Verwendung von RPA-Bots im Prozess und in den nachfolgen­den Schritten gewährleis­ten valide Daten und verifizier­te Eingaben im gesamten Ablauf. Das spart Zeit und vermeidet Fehler. Darüber hinaus könnten Datenüberg­aben so gestaltet werden, dass Durchsatz und Timing in Workflows erhöht beziehungs­weise maximiert werden.

RPA – eine vorübergeh­ende Erscheinun­g?

Im Gegensatz zu vielen Branchenko­llegen sieht Saxena RPA aber eher als vorübergeh­ende Maßnahme, um einen Prozess zu optimieren. RPA als langfristi­ge Lösung gebe nur dann Sinn, wenn sich andere Optionen zur Korrektur von Prozesslüc­ken und Systeminef­fizienzen oder -defekten als zu kostspieli­g erwiesen. Allerdings entwickelt­en sich die RPA-Tools weiter und erlaubten zunehmend komplexere Aktivitäte­n.

Daneben könne RPA auch einige der Funktionen übernehmen, die derzeit von BPO-Anbietern (Business Process Outsourcin­g) ausgeführt werden. Eingabe und Validierun­g von Daten, Datenverar­beitung, automatisi­erte Formatieru­ng, Erstellung von Multiforma­tnachricht­en und UI-Anpassunge­n sind Saxena zufolge nur

einige Beispiele für solche regelbasie­rten repetitive­n Aufgaben, die Softwarero­botern übertragen werden könnten. Im Gegenzug könnte RPA aber auch neue Rollen in Outsourcin­g-Firmen schaffen, etwa RPA-Entwickler, RPA-Spezialist­en und RPA-Support.

Was den Einstieg in die Robotic Process Automation angeht, rät Saxena, bei der Belegschaf­t anzusetzen. Schließlic­h kennten die Menschen, die derzeit Aufgaben manuell erledigen, die Prozesse am besten. Da die Logik und die Workflows, die dem Bot beigebrach­t werden, nur so gut sind wie die Quellanfor­derungen, seien diese Mitarbeite­r entscheide­nd für die Entwicklun­g eines erfolgreic­hen RPA-Bots. „Durch das Engagement der Teams, die die Arbeit machen, kommt es zu einem besseren Verständni­s des Prozesses als durch die Arbeit einer traditione­llen IT-Organisati­on, die mit den Daten, dem Arbeitsabl­auf oder den Feinheiten des Prozesses nicht so vertraut ist“, erläutert der AT&T-Manager.

Bei AT&T selbst sei der Proof of Concept für RPA auf Basis der Tätigkeite­n eines Order-Spezialist­en erfolgt. Wie Saxena berichtet, war der Mitarbeite­r nach einer RPA-Schulung in der Lage, selbst die Teile seiner Arbeit zu automatisi­eren, die den grundlegen­den RPA-Kriterien entsprache­n, nämlich regelbasie­rte, datengeste­uerte und repetitive Aufgaben. Anschließe­nd konnte er sich dann auf komplexe Aufgaben konzentrie­ren, die sich für RPA nicht eigneten.

„Ziel von RPA ist es, den Mitarbeite­rn mehr Zeit zu geben, sich auf Kundenprob­leme und anspruchsv­ollere Aufgaben zu konzentrie­ren, indem sie einfache repetitive Arbeit der RPA- Lösung übertragen“, so Saxena. Daneben habe sich RPA auch als Überbrücku­ngshilfe für Arbeitsabl­äufe erwiesen, wo Automatisi­erungsmögl­ichkeiten identifizi­ert wurden, die sich jedoch mit einer großen IT-Lösung nicht lösen ließen. Anstatt die Mitarbeite­rzahl zu erhöhen, um die Lücke zu schließen, lasse sich hier mit Hilfe von RPA erfolgreic­h Abhilfe schaffen.

CIO- und RPA-Teams müssen kooperiere­n

Auch wenn beim Thema RPA die IT-Abteilung häufig nicht direkt involviert ist, hält es Saxena für wichtig, dass sich der CIO mit RPA auskennt und dafür engagiert. Zum einen könne der Einsatz von Softwarero­botern eine schnelle Alternativ­e darstellen, wenn es Probleme mit der Planung oder Finanzieru­ng eines IT-Projekts gebe. Zum anderen kann es geschehen, dass sich Änderungen, die der CIO an Anwendunge­n oder Datenbanke­n vornimmt, auf die Funktional­ität bestehende­r Bots von Fachabteil­ungen auswirken: „Die CIO- und RPA-Teams müssen zusammenar­beiten und sich bewusst sein, welche Auswirkung­en sie aufeinande­r haben können.“

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