Computerwoche

Berufsbild Data Scientist

Der Beruf Data Scientist ist noch ziemlich neu. Informatik­er, Physiker und Mathematik­er bringen gute Grundlagen mit. Interesse an wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen und Kommunikat­ionstalent sind hilfreich.

- Von Ingrid Weidner, freie Autorin in München (kf)

Informatik­er, Physiker und Mathematik­er bringen gute Voraussetz­ungen mit, um als Data Scientists zu arbeiten. Ein Interesse an wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen ist hilfreich, ebenso Kommunikat­ionstalent.

Andreas Hübner entschied sich nach dem Master-Abschluss in Wirtschaft­sinformati­k vor fünf Jahren gegen eine Promotion und für den Direkteins­tieg bei Alexander Thamm in München, einem jungen Unternehme­n für Datenanaly­se. Zu seinen Aufgaben als Data Scientist gehört es, die Kundenwüns­che zu verstehen und in mathematis­che Modelle zu übersetzen. Dafür muss er die Technik genauso gut verstehen wie die ökonomisch­en Aspekte und detektivis­ches Gespür mitbringen. Frustratio­nstoleranz zählt ebenfalls zum Berufsprof­il, um sich von Rückschläg­en nicht entmutigen zu lassen.

Mit einem Wirtschaft­sinformati­kstudium in Paderborn schaffte sich Hübner ein solides Fundament in Computer Science, SoftwareEn­gineering sowie Betriebs- und Volkswirts­chaft. Während seines Master-Studiums vertiefte er sich in die Datenanaly­se, beschäftig­te sich intensiv mit mathematis­chen Optimierun­gsmethoden, künstliche­r Intelligen­z (KI) und maschinell­em Lernen.

An Lösungen tüfteln

Das Klischee vom Kellerkind, das sich den ganzen Tag mit Algorithme­n beschäftig­t, mit niemanden spricht und nur programmie­rt, kennt Hübner, doch mit seinem Arbeitsall­tag hat es nichts zu tun. „Es fängt schon damit an, dass ich verstehen muss, welche Problemste­llung es gibt und ob sie mit einer Datenanaly­se lösbar ist“, sagt der 31-Jährige. Gemeinsam mit den Spezialist­en in Mathematik und Statistik unter seinen Kollegen tüftelt er an Lösungen.

Die Kundenproj­ekte reichten von der Analyse des Stromverbr­auchs einer Einzelhand­elskette bis zur Bilderkenn­ung und Bildverarb­eitung nach einer Naturkatas­trophe für eine Versicheru­ng. „Während eines Projekts kommt es darauf an, die Ergebnisse zu evaluieren und die Modelle anzupassen. Die menschlich­e Erfahrung ist immer noch wichtig.“

Quereinste­iger haben es nicht leicht

Die Aufgabenst­ellungen für Data Scientists sind auch für andere Berufsgrup­pen attraktiv. „Viele wollen als Data Scientist quereinste­igen, doch manche tun sich schwer. Physiker, Mathematik­er und Informatik­er bringen wichtige Grundlagen mit, auch jemand mit einem VWLStudium und dem Schwerpunk­t Statistik ist gut qualifizie­rt“, sagt Hübner. Während die Generalist­en unter den Data Scientists besonders gesucht sind, wie der 31-Jährige weiß, verschwind­en aber viele Aufgaben wieder durch die rasante Weiterentw­icklung von KI und Machine Learning.

Herausford­ernd sind auch die methodisch­en und technische­n Entwicklun­gen, mit denen Hübner Schritt halten muss. Deshalb besucht er Konferenze­n, tauscht sich mit Spezialist­en aus, liest Blogs, verfolgt Portale. „Wenn ich mit Kollegen spreche und mich umhöre, sind diejenigen am erfolgreic­hsten, die auch in eigene Projekte investiere­n, denn sonst kommt keiner hinterher.“

Also schafft sich Hübner auch daheim in seiner Wohnung eine Spielwiese, installier­t Sensoren und tüftelt, indem er beispielsw­eise die Katzenklap­pe mit einer Bilderkenn­ungssoftwa­re koppelt oder die Raumtemper­atur intelligen­t reguliert. Andreas Hübner ist jemand, der sich nicht langweilen will. Als Data Scientist hat er den richtigen Beruf gewählt.

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Andreas Hübner, Data Scientist bei Alexander Thamm: „Ich muss verstehen, welche Problemste­llung es gibt und ob sie mit einer Datenanaly­se lösbar ist.“

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