SAP-Vorstand Bernd Leukert tritt überraschend zurück
Nachdem SAP vor wenigen Wochen mit einem Restrukturierungsprogramm die Belegschaft aufschreckte, kündigte nun überraschend der langjährige Technikvorstand Bernd Leukert seinen Abschied aus Walldorf an.
Bernd Leukert habe sich einvernehmlich mit dem Aufsichtsrat auf sein sofortiges Ausscheiden aus dem Unternehmen verständigt. Das teilte der größte Softwarehersteller Deutschlands überraschend mit. Gemeinsam mit Michael Kleinemeier hatte Leukert zuletzt die Abteilung Digital Business Services geleitet. Diesen Posten hatte er erst im Januar des laufenden Jahres angetreten. Ursprünglich sollte Leukert den Bereich, der in erster Linie SAP-Kunden bei der Einführung neuer Produkte begleitet, vom kommenden Jahr an komplett übernehmen. Kleinemeier hatte vor Längerem angekündigt, Ende 2019 altersbedingt aus dem Konzern ausscheiden zu wollen. Doch daraus wird nach dem plötzlichen Abgang Leukerts wohl nichts. SAP gab bekannt, dass der Vertrag mit Kleinemeier bis Ende 2020 verlängert werde.
Nach außen bemühen sich alle Beteiligten, den Anschein einer einvernehmlichen Trennung zu wahren. „Bernd Leukert hat viel zum Erfolg der SAP beigetragen“, sagte Hasso Plattner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der SAP. „Wir danken ihm für sein Engagement und seinen langjährigen Einsatz für das Unternehmen.“Darüber hinaus freue man sich, dass Michael Kleinemeier der Firma weiter zur Verfügung stehe. „Ich bin sehr stolz darauf, Teil des SAP-Vorstands gewesen zu sein und die bahnbrechendste Innovation unserer Branche, SAP S/4HANA, am Markt eingeführt zu haben“, wird Leukert von SAP zitiert. „Ich danke Hasso Plattner und dem Aufsichtsrat herzlich für ihr langjähriges Vertrauen und ihre Unterstützung.“
SAP-CEO Bill McDermott hat sich nicht zum Abgang Leukerts geäußert. Über dessen weitere Pläne ist nichts bekannt. Inwieweit die jüngste Reorganisation innerhalb der Führungsriege von SAP den Abschied des langjährigen Managers befeuert hat, muss Spekulation bleiben. Leukert, der seit 1994 bei SAP arbeitete, hatte im Frühjahr 2014 das Amt des Technikvorstands übernommen, nachdem Chief Technology Officer Vishal Sikka – ebenfalls überraschend – das Handtuch geworfen hatte. Als Technikchef hat Leukert maßgeblich die Entwicklungen rund um die In-Memory-Datenbank HANA sowie das neue ERP-Paket S/4HANA gelenkt. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Ausrichtung von SAPs Produktstrategie auf die Cloud.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte SAP Jürgen Müller, ein Eigengewächs aus dem HassoPlattner-Institut (HPI), zum Chief Innovation Officer und zu Jahresbeginn 2019 in den SAPVorstand berufen. In dieser Funktion soll sich der 36-Jährige um den Bereich Technologie und Innovation und damit um die technischen Grundlagen aller SAP-Produkte kümmern. Bis dato lag dies in Leukerts Verantwortung. Für die Kernanwendungen wie S/4HANA ist Chief Operating Officer (COO) Christian Klein (38 Jahre) zuständig, der seit Anfang 2018 im SAP-Vorstand sitzt.
Immer ein offenes Ohr für die Kunden
Bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) bedauert man den Abgang von Leukert. „Wir haben Verständnis für die Umstrukturierungen, die SAP aktuell vornimmt, legen aber Wert auf Kontinuität“, kommentierte DSAG-Chef Marco Lenck die Personalie. Das Wissen um die bestehende Produktpalette müsse erhalten bleiben. „Wir danken Bernd Leukert für die langjährige gute Zusammenarbeit. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Belange der Kunden und damit für die DSAG.“