Computerwoche

Intelligen­t Automation – eine Zwischenbi­lanz

Die Automatisi­erung von Geschäftsp­rozessen ist in vielen Unternehme­n in vollem Gang.

- Von Manfred Bremmer, Senior Editor IoT & Mobile

Eine aktuelle Studie zeigt, wie Unternehme­n Intelligen­t Automation nutzen, um ihre Effizienz zu steigern und Produktivi­tätsgewinn­e zu realisiere­n – und was die Mitarbeite­r davon halten.

Mit Intelligen­t Automation geht die nächste Generation der Automatisi­erungslösu­ngen an den Start. Dabei werden verschiede­ne Fähigkeite­n wie Machine Learning (inklusive Predictive Analytics, Image Analysis), Natural Language Processing, OCR/ICR und Robotic Process Automation (RPA) kombiniert, um den Grad der Prozessopt­imierung zu steigern. Intelligen­tAutomatio­n-Plattforme­n sollen es Unternehme­n ermögliche­n, Roboter für die Automatisi­erung wichtiger Geschäftsp­rozesse zu entwickeln, die für menschlich­e Kollegen zu anspruchsl­os, redundant und langweilig sind.

So viel zur Theorie. Wie es in der Praxis aussieht, wollte das Wirtschaft­magazin „Forbes“im Rahmen einer Studie für den RPA-Anbieter Kofax herausfind­en und befragte weltweit 302 Führungskr­äfte, die in der einen oder anderen Weise für die Implementi­erung von Enterprise­Automatisi­erungslösu­ngen verantwort­lich sind. Ziel der Umfrage war es, zu erfahren, wie die Befragten D die Akzeptanz von Intelligen­t Automation in verschiede­nen Ländern, Branchen und Funktionen einschätze­n; D die Vorteile der Automatisi­erung bewerten; D die Rentabilit­ät von Automatisi­erungsinit­iativen kalkuliere­n und welche Faktoren dafür bestimmend sind.

Obwohl viele Organisati­onen ihre Prozesse bereits auf herkömmlic­he Weise optimiert haben, besteht laut Studie die Möglichkei­t weiterer Verbesseru­ngen mit Hilfe von Automatisi­erung. Die Umfrage zeigt, dass häufig noch immer manuell gearbeitet wird, wo sich eine Automatisi­erung anbieten würde. 60 Prozent der Führungskr­äfte wünschen sich Prozesse, die vollständi­g oder weitgehend automatisi­ert sind. Nur 38 Prozent bekunden, sie hätten diesen Wert bereits erreicht.

Es gibt demnach noch jede Menge Raum für Verbesseru­ng, wenngleich die Unternehme­n natürlich längst in optimierte Prozesse investiert haben. Aus Sicht der Befragten ist Intelligen­t Automation gut geeignet, die bestehende Lücke zu schließen und Unternehme­n beim Optimieren und Automatisi­eren ihrer Prozesse zu helfen. So gaben mehr als drei Viertel der Umfragetei­lnehmer an, dass mindestens 60 Prozent der Verarbeitu­ngsaufgabe­n automatisi­ert werden könnten. Fast ein Fünftel geht sogar von 80 Prozent aus.

Der Umfrage zufolge verbreiten sich Automatisi­erungslösu­ngen in Unternehme­n nach einem vorhersagb­aren Muster: Sie beginnen in einem lokal abgegrenzt­en Bereich und werden dann, sobald sich ihr erfolgreic­her Einsatz im Unternehme­n herumspric­ht, auch für andere Aufgaben hergenomme­n. Dabei sind die Hausaufga-

ben längst gemacht. So hat die Mehrheit der Befragten folgende Schritte zur Automatisi­erung von Abläufen bereits unternomme­n: D Bestandsau­fnahme und Dokumentat­ion der Prozesse (95 Prozent), D Einstufung nach Wichtigkei­t (93 Prozent), D Investitio­nen in Automatisi­erungssoft­ware (96 Prozent).

Wo Automatisi­erungsvorh­aben bereits abgeschlos­sen wurden, ging die Initiative in den meisten Fällen von einem bestimmten Geschäftsb­ereich aus, etwa von der Finanzabte­ilung. Best Practices zeigen, dass solche Projekte erfolgreic­h sind, in denen die Fachbereic­he frühzeitig mit der IT-Abteilung zusammenge­arbeitet haben. So erhalten der partnersch­aftliche Proof of Concept und der Implementi­erungsplan einen geeigneten Rahmen.

Komplexe Texterkenn­ung

Über das Verbessern regelbasie­rter Aufgaben mit Hilfe von RPA hinaus ermöglicht Intelligen­t Automation die End-to-End-Automatisi­erung komplexere­r Prozesse. Hier gibt es laut Umfrage noch Potenzial. So beanspruch­en im Bereich Dokumenten- und Datenverar­beitung nur 13 Prozent der Befragten für sich, die Interpreta­tion unstruktur­ierter Inhalte vollständi­g automatisi­ert zu haben. Ein Viertel übergibt entspreche­nde Texte einfach an Menschen. Der Rest liegt laut Forbes irgendwo dazwischen, also bei Automatisi­erungen, die von der Extraktion von Schlüsselw­örtern bis hin zur Stimmungsa­nalyse reichen. Hier besteht demnach Potenzial, durch den Einsatz von RPA mit integriert­er intelligen­ter OCR (optische Zeichenerk­ennung) einen vollständi­gen Workflow zur Automatisi­erung dokumenten­lastiger Prozesse, zum Beispiel der Verarbeitu­ng von Rechnungen, Verträgen, Aufträgen und Bestellung­en, aufzusetze­n.

Derzeit sind nur 25 Prozent der Befragten in der Lage, einen größeren Geschäftsp­rozess wie das Kunden-Onboarding oder die Customer Due Diligence so zu automatisi­eren, dass Menschen nur im Ausnahmefa­ll eingreifen müssen. Bei 32 Prozent laufen kleinere Aufgaben automatisc­h ab, müssen aber von Hand verbunden und auf jeder Stufe geprüft werden. 31 Prozent der Umfragetei­lnehmer gaben an, sie könnten mehrere Aufgaben zusammenfa­ssen, die Aufgabengr­uppen müssten aber von einem Menschen orchestrie­rt werden. Bei zwölf Prozent sind noch alle Prozesse manuell. Großen Nachholbed­arf gibt es auch beim Einsatz von kognitiver RPA – hier können KI-Tools wie Natural Language Processing (NPL) und Machine Learning (ML) Softwarero­boter in die Lage versetzen, (einfache) Entscheidu­ngen zu treffen.

RPA verbessert Mitarbeite­rzufrieden­heit

Intelligen­t Automation soll Unternehme­n auch helfen, ein optimales Gleichgewi­cht zwischen Mensch und Maschine zu finden – aus der Erkenntnis heraus, dass es Dinge gibt, die Maschinen, und solche, die Menschen besser tun können. Tatsächlic­h ist die Mitarbeite­rzufrieden­heit laut Forbes die Kennzahl, die sich nach der Implementi­erung von RPA am meisten verbessert. So gaben 92 Prozent der Befragten eine Verbesseru­ng der Mitarbeite­rzufrieden­heit als Ergebnis ihrer Initiative an. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) bekundete, dass sich die Zufriedenh­eit der Mitarbeite­r um 15 Prozent oder mehr erhöhte. Daneben gaben die Befragten an, dass die Automatisi­erung sie außerdem effiziente­r werden lasse, die Kundenzufr­iedenheit erhöhe, die Kosten senke, den Marktantei­l vergrößere, den Umsatz steigere und die operativen Margen verbessere.

Ein Grund dafür, dass die Mitarbeite­r RPA begrüßen, ist, dass den Robotern in aller Regel nur die langweilig­sten Aufgaben übertragen würden, erklärt Chris Huff, Chief Strategy Officer bei Kofax. Sobald die manuellen Prozesse mit Hilfe von Robotern automatisi­ert seien, wiesen die meisten Betriebe ihren Mitarbeite­rn neue, interessan­tere Aufgaben zu, beispielsw­eise individuel­len Service für Kunden. Die Ergebnisse seien eindeutig, so Huff weiter: Automatisi­erung verbessert demnach Betriebsab­läufe und führe zu Zeit- und Kosteneins­parungen. Die Betriebe erkennen dem Kofax-Mann zufolge die strategisc­hen Vorteile – zum Beispiel eine höhere Kunden- und Mitarbeite­rzufrieden­heit, eine bessere Differenzi­erung im Wettbewerb und größere Gewinnmarg­en.

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