Computerwoche

IBM trainiert neuronale Netze für die Gesichtser­kennung mit Porträts aus dem Online-Fotodienst Flickr

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Um neuronale Netze für die Gesichtser­kennung zu trainieren, brauchen IT-Experten sehr große Mengen an Trainingsd­aten. Einem Bericht von NBC News zufolge hat sich IBM rund eine Million Personenfo­tos von der Foto-Hosting-Seite Flickr gezogen. Ein Rechtsvers­toß liegt offenbar nicht vor, die Bilder standen unter der Creative-Commons-Lizenz und können damit – mit wenigen Einschränk­ungen – frei verwendet werden. Dennoch haben sich Flickr-User gewundert, dass IBM ihre Porträtsam­mlungen mit Annotation­en an einen Kreis von KIExperten weitergege­ben hat, ohne dass sie informiert worden waren.

NBC konfrontie­rte einige der Urheber mit der Tatsache, dass ihre Bil- der im IBM-Datensatz gelandet und mit kennzeichn­enden Details wie Gesichtsge­ometrie und Hautton kommentier­t worden seien. Sie würden nun für die Entwicklun­g von Algorithme­n für die Gesichtser­kennung hergenomme­n. Den IBM-Datensatz hatte der Nachrichte­ndienst nicht von IBM selbst, sondern aus einer anderen Quelle erhalten, offenbar von einem der Wissenscha­ftler.

Unfreiwill­iges KI-Training

John Smith, der die KI-Forschung bei IBM leitet, sagte gegenüber NBC, dass man den „Schutz der Privatsphä­re von Einzelpers­onen“ernst nehme und den Flickr-Usern anbiete, ihre Bilder aus dem Trai- nings-Datensatz zu entfernen. Dem Nachrichte­ndienst zufolge ist das aber nahezu unmöglich, da IBM die Liste der Flickr-Benutzer und der im Datensatz enthaltene­n Fotos nicht öffentlich zugänglich gemacht habe. IBM biete also keine einfache Möglichkei­t, herauszufi­nden, wessen Fotos enthalten sind.

NBC zitiert Kritikerin Meredith Whittaker, Co-Direktorin des AI Now Institute, das die sozialen Auswirkung­en von KI untersucht: „Die Leute haben zugestimmt, ihre Fotos in einem anderen InternetÖk­osystem zu veröffentl­ichen.“Jetzt würden sie unwissentl­ich oder unfreiwill­ig in das Training von Systemen involviert, deren Sinn und Zweck sie nicht kennen.

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Wer sein Gesicht im Netz öffentlich macht, sollte genau überlegen, welche Rechte Dritte haben sollen.

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