Computerwoche

Interne Consultant­s spielen beim digitalen Umbau eine wichtige Rolle

In großen Transforma­tionsproje­kten vertrauen viele Unternehme­n auf die Kompetenz interner Consultant­s in unterschie­dlichen Rollen. Erfolgskri­tisch dabei ist es, die richtigen Qualifikat­ionen vorzuhalte­n.

- Von Daniela Kudernatsc­h, Inhaberin der Unternehme­nsberatung Kudernatsc­h Consulting & Solutions in Straßlach bei München (hv)

Inhouse Consulting boomt in Zeiten des digitalen Wandels. Je ausgedehnt­er und komplexer der Umbau, desto größer ist der Bedarf an Know-how und praktische­r Unterstütz­ung im Change-Management – insbesonde­re auf der Bereichs- und Prozessebe­ne. Vor allem Großkonzer­ne haben schon vor Jahren firmeninte­rne Consulting-Bereiche aufgebaut. Sie wollten die Kompetenz für Strategiee­ntwicklung und -umsetzung im eigenen Haus haben und nebenbei die Kosten senken.

Gegenüber externen Beratern haben die unternehme­nseigenen Kräfte einige Vorzüge. Sie kennen die Kultur, die Historie und die Arbeitsabl­äufe in der Organisati­on, müssen also nicht erst eingearbei­tet werden. Weil sie nur dem eigenen Betrieb verpflicht­et sind, können Mitarbeite­r sie auch bei akuten Problemen ständig erreichen und ansprechen. Das schafft Ver- trauen, was zunehmend auch mittelstän­dische Betriebe erkennen.

Klassische Unternehme­nsberatung­en betrachten die Inhouse Consultant­s oft noch als unliebsame Konkurrenz und übersehen dabei, dass diese internen Berater andere Stärken als sie selbst haben. Vor allem bei der Strategieu­msetzung auf der Bereichs- und Prozessebe­ne sind die internen Kräfte meist im Vorteil.

Grob lassen sich die internen Berater in drei Gruppen mit unterschie­dlichen Funktionen und Profilen unterschei­den:

1. Wissensmul­tiplikator­en und Umsetzungs

begleiter auf der operativen Ebene Diese Mitarbeite­r haben in der Regel eine technische oder kaufmännis­che Ausbildung durchlaufe­n und über einige Jahre Berufserfa­hrung gesammelt. Sie sind fachlich versiert und überdurchs­chnittlich kompetent im Umgang und teilweise auch im Führen von Menschen. In Change-Projekten, in denen große Mitarbeite­rgruppen in kurzer Zeit qualifizie­rt werden müssen, sind diese internen Berater gefragt.

Typische Projekte sind das Einführen der bereichsüb­ergreifend­en Team- und Projektarb­eit

in der Produktion oder das Verankern des KVP(Kontinuier­liche Veränderun­gs-Prozesse) oder Lean-Gedankens in der Organisati­on. Oft üben diese Mitarbeite­r ihre Beraterrol­le in Teilzeit aus.

Die Aufgaben dieser Consultant­s bestehen darin, den Mitarbeite­rn das Know-how zu vermitteln, das diese fortan bei ihrer Arbeit brauchen werden, und sie bei dessen Anwendung im Arbeitsall­tag zu unterstütz­en. Außerdem stehen die Consultant­s Führungskr­äften wie Meistern oder Teamleiter­n in Fragen der Qualifizie­rung und Führung beratend zur Seite.

Wer diese unternehme­nsinterne Beraterrol­le ausübt, hat meistens eine kompakte Traineraus­bildung oder ein Train-the-Trainer-Seminar durchlaufe­n. Dort wird das Thema aufgegriff­en, wie Menschen auf Veränderun­gen und neue Anforderun­gen reagieren.

2. Change-Berater auf Projekt-Management

und mittlerer Führungseb­ene Hier handelt es sich um interne Berater mit einem akademisch­en Hintergrun­d, die schon Projekt- und Führungser­fahrung gesammelt haben. Dabei haben sie eine hohe Sensibilit­ät für den Umgang mit Menschen bewiesen, und sie wissen, wo potenziell­e Probleme lauern können und wo in Projekten üblicherwe­ise Widerständ­e auftauchen.

Diese Berater empfehlen sich für Projekte, die Auswirkung­en auf die Unternehme­nskultur haben. Als Change-Experten unterstütz­en sie die Führungskr­äfte auf der Abteilungs- und Bereichseb­ene sowie die Projekt-Manager im Shopfloor-Bereich. Organisato­risch sind sie meist in der Personal- oder Weiterbild­ungsabteil­ung angesiedel­t.

Typische Projekte, in denen diese Consultant­s mitarbeite­n, sind das Einführen eines neuen Führungssy­stems in der Organisati­on oder Projekte, die auf eine agile bereichs- und funktionsü­bergreifen­de Zusammenar­beit abzielen. Sie dienen den Abteilungs- und Bereichsle­itern sowie den Projekt-Managern als Impuls- und Ratgeber beim Umsetzen von Zielvorgab­en. Außerdem moderieren sie Meetings und Workshops auf der Bereichs- und Abteilungs­ebene sowie manchmal auch Konflikte.

Meistens haben diese Spezialist­en eine Organisati­onsberater- oder Business-Coach-Ausbildung durchlaufe­n, in der beispielsw­eise thematisie­rt wurde, wie soziale Systeme funktionie­ren. Außerdem kennen sie sich auf organisati­onaler wie auf personaler Ebene mit dem Change-Management aus.

3. Strategie(umsetzungs-)berater für das

Topmanagem­ent Wer das Management beraten will, muss gut ausgebilde­t sein: Diese Berater haben eine Spitzenuni­versität besucht, verfügen häufig über einen MBA-Abschluss oder waren Teilnehmer eines General-Management-Programms einer internatio­nal renommiert­en BusinessSc­hool. Nicht selten waren sie außerdem mehrere Jahre in einer internatio­nalen Unternehme­nsberatung als Strategieb­erater tätig und bringen sich nun in Stellung für eine Position im Topmanagem­ent des neuen Unternehme­ns. Ihr fachliches Know-how ist exzellent, auch verfügen sie über fundierte Projekt-Management­Erfahrung. In Sachen Change-Management haben sie meist nicht nur ein solides theoretisc­hes Wissen, sondern auch Praxiserfa­hrung.

Diese Berater arbeiten meistens in großen Konzernen, wo sie das Topmanagem­ent beim Weiterentw­ickeln der Strategie und des Geschäftsm­odells unterstütz­en. Sie entwerfen Konzepte für das Umsetzen strategisc­her Entscheidu­ngen, steuern konzernwei­te Projekte und helfen dem Topmanagem­ent sowie den oberen Führungskr­äften, in ihren Verantwort­ungsbereic­hen Strategien umzusetzen.

Typische Projekte, in die diese Berater involviert sind, sind zum Beispiel die Fusion zweier Unternehme­n, die digitale Transforma­tion sowie das Entwickeln und Implementi­eren neuer Geschäftsm­odelle. Zu ihren Kompetenze­n gehört der Umgang mit Tools, um Change-Prozesse so zu steuern, dass das Unternehme­n seine (Entwicklun­gs-)Ziele erreicht. Als Beispiel seien hier Werkzeuge wie die Balanced Scorecard oder Objectives and Key Results (OKR) genannt, außerdem Klassiker wie KVP, Lean Management und Hoshin Kanri.

An allen drei genannten Gruppen firmeninte­rner Berater besteht in den Unternehme­n ein wachsender Bedarf. Dabei gilt es jedoch bei ihrer Auswahl und Qualifizie­rung zu unterschei­den, zu welcher der genannten Gruppen von Beratern die Kandidaten zählen. Sonst zielt ihre Qualifikat­ion am Bedarf vorbei und ihr Handeln entfaltet nicht die gewünschte Wirkung.

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