Computerwoche

Keine Ahnung von der Blockchain-Technik

Unternehme­n sehen in der Blockchain eine Schlüsselt­echnik. Doch der Mangel an IT-Fachleuten wird zum Hemmschuh für entspreche­nde Projekte.

- Von Sonja Pierer, Geschäftsf­ührerin bei Experis (hk)

Blockchain – das ist doch die Technik, die hinter der Cyber-Währung Bitcoin steckt. So viel wissen die meisten, doch die Blockchain kann viel mehr. Unternehme­n können die Technik nutzen, um Transaktio­nen aller Art sicher und transparen­t abzuwickel­n – ohne Vermittler oder Stellen, die einen Vorgang beglaubige­n. Das macht die Blockchain für etliche Anwendungs­szenarien interessan­t.

Doch wer entspreche­nde Pilotproje­kte starten möchte, sieht sich nicht nur mit technische­n Herausford­erungen konfrontie­rt. Ein großes Hindernis ist der Mangel an IT-Fachleuten, mit deren Hilfe sich Konzepte für den Einsatz der Blockchain umsetzen lassen. Bereits jetzt haben Unternehme­n erhebliche Probleme, Fachkräfte zu finden, wie die Studie „Fachkräfte­mangel 2018“der Manpower Group belegt. Demnach fällt es in Deutschlan­d mit 51 Pro- zent überdurchs­chnittlich vielen Firmen schwer, Fachkräfte zu finden. Das gilt auch für IT-Experten: Sie zählen zu den sechs Berufsgrup­pen, die in besonders hohem Maße gesucht sind.

Boom fordert Know-how und Personal

Dass derzeit viele Unternehme­n Projekte im Bereich Blockchain umsetzen wollen, verursacht einen hohen Bedarf an Fachkräfte­n. Hier ist der Markt quasi leergefegt. In der Folge kommen die Projekte nur schleppend voran. Zu diesem Schluss gelangt eine Studie des Beratungsh­auses Deloitte. Im Rahmen der Untersuchu­ng wurden Manager in führenden Wirtschaft­snationen befragt, darunter den USA, China, Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien. Demnach verfügen 28 Prozent der Unternehme­n nicht über das nötige Wissen für die Implementi­erung von Blockchain-Lösungen.

Blockchain ist wichtiger Wettbewerb­sfaktor

Diese Situation ist für Arbeitgebe­r unbefriedi­gend. Denn rund 53 Prozent der deutschen Unternehme­n stufen die Blockchain als eine der Techniken ein, die für ihre Wettbewerb­sfähigkeit große Bedeutung haben. Das ergab eine

Untersuchu­ng des deutschen Digitalver­bands Bitkom. Kein Wunder also, dass Weiterbild­ungsangebo­te wie etwa von Universitä­ten derzeit boomen.

Zu den ersten Branchen, die sich intensiv mit der Blockchain beschäftig­t haben, zählt der Finanzsekt­or. In einer weltweiten Studie hat das Beratungsh­aus PwC Führungskr­äfte aus allen Branchen befragt. 46 Prozent sehen den größten Nutzen dieser Technik im Bereich der Banken, Versicheru­ngen und Fintechs. Allerdings haben auch Fertigungs­unternehme­n und Firmen aus dem Konsumgüte­rsektor entspreche­nde Pilotproje­kte gestartet. In Deutschlan­d hat sich zudem unter Führung der Automobilz­ulieferer Bosch und ZF Friedrichh­afen die Mobility Open Blockchain Initiative (Mobi) formiert. Ziel ist die Entwicklun­g standardis­ierter Blockchain-Services für die Automobili­ndustrie.

Ein weiteres Einsatzfel­d ist das Identitäts-Management: Unternehme­n können mit Hilfe der Blockchain beispielsw­eise das „Onboarding“von Mitarbeite­rn einfacher gestalten. Neue Beschäftig­te hinterlege­n dazu ihre persönlich­en Daten in einer Blockchain und räumen dem Arbeitgebe­r das Recht ein, darauf zuzugreife­n. Dadurch müssen die Daten nicht manuell in die IT-Systeme des Unternehme­ns transferie­rt werden.

IT-Freelancer retten Blockchain-Projekte

Doch ob solche Initiative­n den erhofften Nutzen bringen, hängt maßgeblich davon ab, ob Unternehme­n und Organisati­onen über IT-Spezialist­en mit Blockchain-Know-how verfügen. Eine Option besteht darin, auf freiberufl­iche Fachkräfte zurückzugr­eifen. Diesen Weg wählen immer mehr Unternehme­n in Deutschlan­d, so die Studie „IT-Freiberufl­er 2018“von IDG Research Services und Experis. Demnach stieg der Anteil der Unternehme­n, die ihre Freiberufl­erquote 2018 erhöht haben, von 45 auf 62,5 Prozent.

Zudem will mehr als ein Drittel der Befragten künftig noch stärker auf externe IT-Fachkräfte setzen. Für Unternehme­n, die sich auf dem Gebiet Blockchain engagieren möchten, sind ITFreelanc­er daher eine wichtige Option, um den Mangel an fest angestellt­en IT-Fachkräfte­n zu kompensier­en. Mit Hilfe von Freiberufl­ern haben sie die Möglichkei­t, Pilotproje­kte zu betreiben und auszuloten, welche Chancen ihnen die Blockchain-Technik bietet.

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 ??  ?? Arbeitgebe­r suchen händeringe­nd IT-Experten, vor allem solche mit aktuellem Know-how zum Beispiel zu Blockchain.
Arbeitgebe­r suchen händeringe­nd IT-Experten, vor allem solche mit aktuellem Know-how zum Beispiel zu Blockchain.

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