Google lockt SAP-Anwender
Angeblich keine Ausfallzeiten in der Google Cloud.
Google hat auf der „Next ‘19“einen Marktplatz für Open-Source-Lösungen von Drittanbietern vorgestellt. Zudem wurde mit „Anthos“eine Plattform für MultiCloud-Umgebungen präsentiert – und auch für SAP-Anwender gab es Neues.
Google-Chef Sundar Pichai nutzte die große Bühne im Moscone Center in San Francisco nur für ein paar einleitende Worte, nahm dabei aber die wichtigste Ankündigung gleich vorweg. Mit „Anthos“, der auf der Container-Lösung Kubernetes basierenden, rundum erneuerten „Cloud Services Platform“, wolle man Kunden in die Lage versetzen, Anwendungen für Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen zu schreiben.
Was es damit auf sich hat, führte Thomas Kurian aus, der erst kürzlich von Oracle zu Google wechselte und dort als CEO von Google Cloud Diane Greene ablöste. Kunden wünschen sich seinen Ausführungen zufolge einen einheitlichen Cloud-Technologie-Stack, mit dem sie Anwendungen für das eigene Rechenzentrum, aber auch für die Public Clouds verschiedener Provider schreiben könnten. Anthos ermögliche das, Software könne mit einem einheitlichen Programmiermodell „Cloud-agnostisch“geschrieben werden. Eine Plattform für alles
Kurians Google-Kollege Eyal Manor sagte, dass Google die Komplexität aus dem Hybrid- und Multi-Cloud-Management herausnehmen wolle. Die große Mehrheit der Unternehmen verfolge heute eine Multi-Cloud-Strategie, „proprietäre Infrastrukturen und APIs stehen dem im Wege“. Wer eine Multi-Cloud-Strategie ohne Masterplan verfolge, riskiere, dass sich fragmentierte Gruppen von Entwicklern und Operations-Verantwortlichen bildeten. Mit der jetzt verfügbaren Neuauflage der Google Cloud Services könnten Unternehmen On-Premise- wie CloudAnwendungen auf einer Plattform und auf der Basis integrierter Security-Layer schreiben und Legacy-Anwendungen modernisieren. Die Plattform biete Monitoring, Logging, Transparenz und CI/CD-Tooling, sie sei in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kunden und Partnern entstanden.
Lockruf an SAP-S/4HANA-Anwender
Das waren genau die richtigen Stichworte für Brad Calder, Vice President of Core Infrastructure GCP. „Wenn ein SAP-System ausfällt, steht das ganze Business still“, sagte Calder. Solche Downtimes seien nicht mehr zu akzeptieren. Er
beschrieb die neue Funktion „Live-Migration“für Anwender, die ihr SAP-S/4HANA-System auf der GCP betreiben wollen. Sie sorge dafür, dass Anwendungen auch in kritischen Situationen verfügbar blieben. Calder versprach sogar „Zero Downtime“.
Live-Migration auf der Compute Engine ermöglicht es demnach, VM-Instanzen – bei Google inzwischen bis zu 12 TB groß – auch bei Ereignissen wie Störungen oder Software- und Hardware-Aktualisierungen auszuführen. Laufende VMs werden von einer Host-Maschine auf eine andere übertragen – natürlich in derselben Zone. Dabei bleiben Eigenschaften und Attribute unverändert, das gilt auch für interne und externe IP-Adressen, Metadaten, Betriebssystem- und Anwendungsstatus, Netzeinstellungen etc.
Auch in Sachen Security hat Google dazugelernt. Kunden können anhand von Logdateien detaillierte Informationen darüber erhalten, wer wann auf Daten und Systeme zugegriffen hat – auf Wunsch auch mit Begründung. In sein Cloud-IAM (IAM = Identity- und Access-Management) und das Cloud Audit Logging hat Google außerdem den in der Cloud gehosteten Verschlüsselungsdienst „Key Management Service“ (KMS) integriert. Damit kann eine Vielzahl kryptografischer Schlüssel – auch in Rotation – generiert, verwendet und gelöscht werden. Außerdem bietet die GCP den „Hardware Security Module (HSM) Service“mit FIPS-140-2-Zertifizierung, um kryptografische Schlüssel sicher zu verwalten.
Marktplatz für Open-Source-Anwendungen
Neben der Multicloud-Plattform Anthos und den Ausführungen rund um die Verwaltung von Mission-Critical-Anwendungen in der Cloud hatte Google noch eine dritte Neuigkeit parat: Mit dem „Integrated Open Source Ecosystem“soll in der GCP ein Marktplatz für Open-Source-Produkte entstehen. Google verspricht Kunden einen weltweit einheitlichen Support für ihre Managed-Service-Produkte, den zentralen Einkauf über eine Google-Rechnung und ein einheitliches User Interface für das Management der Third-Party-Dienste.
„Entwickler können auf der GCP Best-of-BreedTools nutzen. Wir wollen sicherstellen, dass die Open-Source-Entwicklung noch mehr Fahrt aufnimmt und ein zusätzliches Vehikel bekommt, um sich zu verbreiten“, sagte Kurian. Zu den initialen Partnern gehören MongoDB, Elastic, Confluent, Datastax, Influxdata, Neo4j oder Redis Lab. Ofer Bengal, CEO von Redis Lab, sagte: „Open-Source-Produkte zu monetarisieren war immer schon eine Herausforderung. Google verfolgt einen neuen Ansatz. Mit Beiträgen wie TensorFlow oder Kubernetes haben sie bewiesen, dass sie es ernst meinen mit Open Source.“Die Integration mit nativen Cloud-Services von Google verspreche neue Geschäfte, zudem könnten die Anbieter ihre globale Reichweite noch einmal erhöhen.