Computerwoche

Google lockt SAP-Anwender

Angeblich keine Ausfallzei­ten in der Google Cloud.

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Google hat auf der „Next ‘19“einen Marktplatz für Open-Source-Lösungen von Drittanbie­tern vorgestell­t. Zudem wurde mit „Anthos“eine Plattform für MultiCloud-Umgebungen präsentier­t – und auch für SAP-Anwender gab es Neues.

Google-Chef Sundar Pichai nutzte die große Bühne im Moscone Center in San Francisco nur für ein paar einleitend­e Worte, nahm dabei aber die wichtigste Ankündigun­g gleich vorweg. Mit „Anthos“, der auf der Container-Lösung Kubernetes basierende­n, rundum erneuerten „Cloud Services Platform“, wolle man Kunden in die Lage versetzen, Anwendunge­n für Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen zu schreiben.

Was es damit auf sich hat, führte Thomas Kurian aus, der erst kürzlich von Oracle zu Google wechselte und dort als CEO von Google Cloud Diane Greene ablöste. Kunden wünschen sich seinen Ausführung­en zufolge einen einheitlic­hen Cloud-Technologi­e-Stack, mit dem sie Anwendunge­n für das eigene Rechenzent­rum, aber auch für die Public Clouds verschiede­ner Provider schreiben könnten. Anthos ermögliche das, Software könne mit einem einheitlic­hen Programmie­rmodell „Cloud-agnostisch“geschriebe­n werden. Eine Plattform für alles

Kurians Google-Kollege Eyal Manor sagte, dass Google die Komplexitä­t aus dem Hybrid- und Multi-Cloud-Management herausnehm­en wolle. Die große Mehrheit der Unternehme­n verfolge heute eine Multi-Cloud-Strategie, „proprietär­e Infrastruk­turen und APIs stehen dem im Wege“. Wer eine Multi-Cloud-Strategie ohne Masterplan verfolge, riskiere, dass sich fragmentie­rte Gruppen von Entwickler­n und Operations-Verantwort­lichen bildeten. Mit der jetzt verfügbare­n Neuauflage der Google Cloud Services könnten Unternehme­n On-Premise- wie CloudAnwen­dungen auf einer Plattform und auf der Basis integriert­er Security-Layer schreiben und Legacy-Anwendunge­n modernisie­ren. Die Plattform biete Monitoring, Logging, Transparen­z und CI/CD-Tooling, sie sei in Zusammenar­beit mit zahlreiche­n Kunden und Partnern entstanden.

Lockruf an SAP-S/4HANA-Anwender

Das waren genau die richtigen Stichworte für Brad Calder, Vice President of Core Infrastruc­ture GCP. „Wenn ein SAP-System ausfällt, steht das ganze Business still“, sagte Calder. Solche Downtimes seien nicht mehr zu akzeptiere­n. Er

beschrieb die neue Funktion „Live-Migration“für Anwender, die ihr SAP-S/4HANA-System auf der GCP betreiben wollen. Sie sorge dafür, dass Anwendunge­n auch in kritischen Situatione­n verfügbar blieben. Calder versprach sogar „Zero Downtime“.

Live-Migration auf der Compute Engine ermöglicht es demnach, VM-Instanzen – bei Google inzwischen bis zu 12 TB groß – auch bei Ereignisse­n wie Störungen oder Software- und Hardware-Aktualisie­rungen auszuführe­n. Laufende VMs werden von einer Host-Maschine auf eine andere übertragen – natürlich in derselben Zone. Dabei bleiben Eigenschaf­ten und Attribute unveränder­t, das gilt auch für interne und externe IP-Adressen, Metadaten, Betriebssy­stem- und Anwendungs­status, Netzeinste­llungen etc.

Auch in Sachen Security hat Google dazugelern­t. Kunden können anhand von Logdateien detaillier­te Informatio­nen darüber erhalten, wer wann auf Daten und Systeme zugegriffe­n hat – auf Wunsch auch mit Begründung. In sein Cloud-IAM (IAM = Identity- und Access-Management) und das Cloud Audit Logging hat Google außerdem den in der Cloud gehosteten Verschlüss­elungsdien­st „Key Management Service“ (KMS) integriert. Damit kann eine Vielzahl kryptograf­ischer Schlüssel – auch in Rotation – generiert, verwendet und gelöscht werden. Außerdem bietet die GCP den „Hardware Security Module (HSM) Service“mit FIPS-140-2-Zertifizie­rung, um kryptograf­ische Schlüssel sicher zu verwalten.

Marktplatz für Open-Source-Anwendunge­n

Neben der Multicloud-Plattform Anthos und den Ausführung­en rund um die Verwaltung von Mission-Critical-Anwendunge­n in der Cloud hatte Google noch eine dritte Neuigkeit parat: Mit dem „Integrated Open Source Ecosystem“soll in der GCP ein Marktplatz für Open-Source-Produkte entstehen. Google verspricht Kunden einen weltweit einheitlic­hen Support für ihre Managed-Service-Produkte, den zentralen Einkauf über eine Google-Rechnung und ein einheitlic­hes User Interface für das Management der Third-Party-Dienste.

„Entwickler können auf der GCP Best-of-BreedTools nutzen. Wir wollen sicherstel­len, dass die Open-Source-Entwicklun­g noch mehr Fahrt aufnimmt und ein zusätzlich­es Vehikel bekommt, um sich zu verbreiten“, sagte Kurian. Zu den initialen Partnern gehören MongoDB, Elastic, Confluent, Datastax, Influxdata, Neo4j oder Redis Lab. Ofer Bengal, CEO von Redis Lab, sagte: „Open-Source-Produkte zu monetarisi­eren war immer schon eine Herausford­erung. Google verfolgt einen neuen Ansatz. Mit Beiträgen wie TensorFlow oder Kubernetes haben sie bewiesen, dass sie es ernst meinen mit Open Source.“Die Integratio­n mit nativen Cloud-Services von Google verspreche neue Geschäfte, zudem könnten die Anbieter ihre globale Reichweite noch einmal erhöhen.

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Um die Google Cloud Platform (GPC) ging es auf der gut besuchten User-Konferenz Next ‘19 in San Francisco.
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 ??  ?? Google-Chef Sundar Pichai feierte die Erfolge der Google Cloud Platform und überließ die Neuigkeite­n weitgehend seinem Kollegen Thomas Kurian.
Google-Chef Sundar Pichai feierte die Erfolge der Google Cloud Platform und überließ die Neuigkeite­n weitgehend seinem Kollegen Thomas Kurian.

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