Schwerpunkt Frauen in der IT
Weibliche IT-Profis teilen ihre Erfahrungen.
Hanna Hennig ist CIO der Osram Licht AG, Antje König ist CIO der Drogeriekette Rossmann, Ilka Friese ist CFO von NTT Data Deutschland. Alle drei bewegen sich in Bereichen, in denen weibliche Führungskräfte rar sind. Das erklärt sich nicht nur durch einen geringen Frauenanteil von 20 Prozent im Informatikstudium, der sich seit Jahrzehnten nur marginal erhöht hat.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass gemischte Teams erfolgreicher sind. Sie verstärken daher ihre Suche nach weiblichen Fachkräften und versuchen die Arbeitsbedingungen so flexibel zu gestalten, dass Beruf und Familie vereinbar sind. Ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Rossmann-CIO Antje König, die Führungskraft und Mutter ist: „Unternehmen sollten Rahmenbedingungen schaffen, damit Frauen wie Männer ihre Arbeitszeit so einteilen können, dass sie ein Familienleben haben können.“
Frauen fördern muss Chefsache sein
Aus Sicht von Osram-CIO Hanna Hennig sollten „Firmen ihre Führungskräfte in die Pflicht nehmen, um mehr weibliche Nachwuchskräfte an Bord zu holen. Sind dann genügend Frauen im Unternehmen, müssen die Führungskräfte hinhören: Trauen sich die Frauen genug zu? Wenn nicht, helfen Coaching-Angebote und Mentoring-Programme.“
Auch für Ilka Friese, Finanzchefin beim IT-Beratungshaus NTT Data, ist „Frauenförderung ein Thema, mit dem sich das Topmanagement auseinandersetzen muss. Wir haben das getan, und wir verpflichten uns, in den nächsten Jahren deutlich mehr Frauen in die Führung zu bringen.“ Laut Friese kommt es darauf an, die Führungskräfte zu sensibilisieren, damit sie erkennen: „Gemischte Teams sind kreativer, liefern bessere Ergebnisse, und die Zusammenarbeit macht überdies mehr Spaß.“
Was benötigen Frauen, damit die Karriere gelingt? Laut Hennig brauchen Frauen „zuerst einmal Mut. Sie müssen sich etwas zutrauen, neue Aufgaben übernehmen, auch wenn sie vorher vielleicht nicht die nötige Erfahrung gesammelt haben. Als ich meinen ersten Karriereschritt von der Fachexpertin zur Projektleiterin machte, traute ich es mir zu, ein Team zu führen.“
Auch für Antje König zählt neben Eigeninitiative, engagiertem Arbeiten und dem Willen, etwas zu bewegen, Mut zu den wichtigsten Voraussetzungen: „Zutrauen heißt für mich, nicht lange nachdenken, ob man das auch kann, sondern einfach anfangen und handeln. Dazu gehört, dass man nicht gleich aufgibt.“König begann als Auszubildende bei Rossmann und stieg nach einem BWL-Studium, Stationen im IT-Projekt-Management sowie Führungspositionen in Systemanalyse und Qualitätssicherung zur CIO auf.
Als Ilka Friese 2012 der CFO-Posten angeboten wurde, sprach sie erst drei Tage mit niemandem darüber und fragte sich, ob sie der Herausforderung gewachsen sei. Heute analysiert sie: „Damit habe ich typisch weiblich reagiert. Immer wieder begegne ich Frauen, die sich hinter
fragen und die ich erst motivieren muss, eine Führungsrolle zu übernehmen. Mein Rat an karrierewillige Frauen: Seid mutig und holt euch den Titel, damit könnt ihr viel mehr bewegen als ohne Titel.“
Erzähle von deinen Ideen und Zielen
Es geht für Frauen auch darum, die eigene Leistung ins rechte Licht zu rücken. „Uns muss klar sein: Wir werden nicht entdeckt. Wir warten aber auch nicht auf den Prinzen“, sagt Friese. „Ich kann Frauen nur auffordern, mehr über sich, ihre Ideen und Ziele zu erzählen. Ich habe mich immer nur kurz mit Namen und Funktion vorgestellt, das reicht aber nicht.“Auch für Hennig ist Selbst-Marketing sehr relevant, es darf „aber nie auf Kosten anderer geschehen. Es sollte auf eigenen Erfolgen und Leistungen basieren, die man gegenüber Vorgesetzen und Stakeholdern kommuniziert.“
Nur gemeinsam ist man erfolgreich
Für Antje König kommt „Sichtbarkeit durch Leistung“ebenso an erster Stelle, wichtig und häufig hilfreich sei es zudem, nach dem Grundsatz „Tue Gutes und rede darüber“vorzugehen. Über sich selbst sagt die Rossmann-Managerin: „Ich bin eine Macherin und sage, was ich möchte. Ich warte nicht darauf, dass jemand sieht, was ich für einen tollen Job mache.“
Wer sich in der IT behaupten will, sollte laut König eine hohe Flexibilität mitbringen, um schnell auf die sich ändernden Rahmenbedingungen und die unterschiedlichen Charaktere reagieren zu können. Wichtig sei Teamfähigkeit, „denn nur gemeinsam ist man erfolgreich“.
Fachwissen sei in der IT wie anderswo wichtig, aber entscheidender sei es, seine Argumente einzubringen und durchzusetzen, meint OsramManagerin Hennig: „Viele Frauen verfügen über das richtige Wissen, trauen sich aber häufig nicht, ihre Ansichten oder die Interessen ihres Unternehmens zu vertreten. Es geht auch darum, sich zu äußern, Raum einzunehmen und eine Aussage zu treffen.“Nach dem Prinzip verfuhr seinerzeit die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright, als sie ihr Land zum ersten Mal bei der UNO vertreten musste und sich mit 30 Männern konfrontiert sah.
Allein unter Männern?
Wie gehen Hanna Hennig, Ilka Friese und Antje König damit um, dass sie es auf den Führungsebenen vor allem mit Männern zu tun haben? Ganz pragmatisch. Hennig „begegnet Männern mit Schirm, Charme und Melone, das heißt, ich bin immer freundlich, aber am Ende zählen die Argumente. Im Business gibt es keine männlichen oder weiblichen Entscheidungen. Es gibt nur richtige oder falsche.“
Antje König beschäftigt sich mit Inhalten und hält sich nicht damit auf, ob ein Mann oder eine Frau vor ihr steht. „Ich versuche mit allen Menschen gleich umzugehen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion etc.“
Kritik bitte nicht persönlich nehmen
Friese kennt indes Situationen, in denen Frauen von Männern etwas lernen können: „Frauen neigen oft dazu, Kritik im beruflichen Umfeld persönlich zu nehmen. Hier sollten sie sich an ihren Kollegen orientieren, die ein rauer Umgangston im Meeting nicht davon abhält, sich hinterher wieder auf die Schulter zu schlagen.“