Deutschland ist aus dem digitalen Tiefschlaf erwacht
Die Sorge, dass der Zug der Digitalisierung mit Volldampf an der deutschen Wirtschaft vorbeirauscht, scheint unbegründet. Die meisten Unternehmen sind längst zugestiegen.
Lobbyverbände folgen in der Regel dem Gebot: niemals zufriedengeben. So verwundert es nicht, dass Bitkom-Präsident Achim Berg auf der Konferenz hub.berlin eine Studie vorlegte (siehe Seite 8), die zu dem Ergebnis kommt: Deutsche Unternehmen investieren zu wenig in ITK.
Tatsächlich sollten die Lobbyisten aber mit dem Erreichten zufrieden sein. Fühlte sich im vergangenen Jahr noch ein Viertel der Unternehmen durch den digitalen Wandel existenziell bedroht, sind es jetzt nur noch zwölf Prozent. Mehr als die Hälfte bietet heute digitale Produkte und Services an, drei von vier Betrieben haben begonnen, ihre Angebote mit Hilfe neuer digitaler Möglichkeiten zu überarbeiten.
Deutschland ist aus seinem Tiefschlaf erwacht, die Chancen der Digitalisierung sind erkannt – auch wenn einige Unternehmen offenbar noch überlegen, wie sie vorangehen sollen. Und der vom Bitkom ins Feld geführte Umstand, dass die meisten Betriebe nicht daran denken, einen Digitalchef zu berufen, muss keineswegs negativ sein. Oft hat der CIO, der CTO oder auch der CEO selbst diese Rolle übernommen und führt das Unternehmen – mit guter Kenntnis der internen Ressourcen, Systeme und Abläufe – in die Zukunft.
Wenn an der jüngsten Erhebung des Bitkom überhaupt etwas Sorgen bereiten kann, dann ist es die Feststellung, dass ein Viertel der Betriebe immer noch keine digitale Strategie hat. Nicht zu wissen, wohin der Tanker in unruhigen Gewässern steuern soll, ist fahrlässig. Unternehmen haben nicht nur gegenüber Eigentümern und Aktionären eine Verantwortung, sondern auch gegenüber Mitarbeitern, Partnern und Kunden.