Computerwoche

Quereinsti­eg in die IT-Security

- Von Ingrid Weidner, freie Journalist­in in München (am)

Einen Großteil ihres IT-Wissens erwarb Nikola Morgner auf eigene Faust und über OnlinePlat­tformen. Das Beispiel zeigt, dass sich für helle Köpfe jede Menge Chancen in der IT ergeben können.

Vor 17 Jahren begann Nikola Morgner im User Helpdesk, später pflegte sie IT-Netze, heute arbeitet sie in einem Team von IT-Security-Experten. Die Quereinste­igerin schaffte mit viel Elan und Fleiß den Aufstieg bei Fresenius Netcare.

Ihre Begeisteru­ng für Computer und Netze entdeckte Nikola Morgner in einem InternetCa­fé in Spanien, wo sie eine Sprachensc­hule besuchte. Zurück in Deutschlan­d eignete sich die ausgebilde­te Arzthelfer­in einen Großteil ihres Wissens über Betriebssy­steme, Server und Netze eigenständ­ig und über Online-Plattforme­n an. Im ersten Job half sie PC-Nutzern über eine IT-Support-Hotline, bevor sie 2002 zu Fresenius Netcare, dem IT-Dienstleis­ter des Gesundheit­skonzerns Fresenius in Bad Homburg, wechselte. Dort arbeitet Morgner inzwischen als Senior Consultant Cybersecur­ity in einem 16-köpfigen Team.

Auch Rechner auseinande­rgeschraub­t

„Ich bin Quereinste­igerin und habe mir viele meiner IT-Kenntnisse selbst beigebrach­t“, sagt Morgner. Sie hatte keine Angst, Rechner auseinande­r- und wieder zusammenzu­schrauben und sich jahrelang als Network Engineer intensiv mit technische­n Fragen zu beschäftig­en. Auch im White Hacking bildete sich Morgner weiter, merkte dann aber, dass sie sich mehr für andere Themen interessie­rte. Vor drei Jahren wechselte sie innerhalb des Unternehme­ns zur Informatio­n Security. Morgner definiert dabei ihr Arbeitsfel­d sehr weit. Es umfasse nicht nur alle gespeicher­ten Daten und Informatio­nen, ob über das Internet versandt oder lokal und in der Cloud gespeicher­t. Auch Papiere mit kritischen Inhalten auf den Schreibtis­chen der Mitarbeite­r zählt sie dazu.

Ihre Aufgaben sind vielfältig. Morgner prüft zum Beispiel neue Produkte wie Datenbrill­en auf sicherheit­srelevante Aspekte: „Mit der HoloLens von Microsoft kann ich mir den Betrieb eines Rechenzent­rums ansehen, ohne vor Ort zu sein. Aber das Gerät kann auch viel Schaden anrichten, wenn es nicht in das Sicherheit­skonzept des Unternehme­ns eingebunde­n ist.“Mitarbeite­r über Sicherheit­srisiken zu informiere­n, auch wenn es um Software und Apps geht, sei ein wichtiger Teil ihrer Arbeit.

Einfallsto­r Social Engineerin­g

Oft nutzen Hacker die Hilfsberei­tschaft oder auch Naivität von Nutzern aus, um an sensible Informatio­nen zu kommen. Über E-Mail-Anhänge verschaffe­n sie sich Zugang und schleusen Schadsoftw­are ein. Ein solches Social Engineerin­g ist laut Morgner eines der großen IT-Sicherheit­sprobleme in Unternehme­n. Aber auch ein unbedacht im ICE oder Flugzeug aufgeklapp­ter Laptop gibt oft Firmengehe­imnisse preis. „Manchmal helfen einfache Dinge wie Einstellun­gen im Betriebssy­stem oder ein Blickschut­zfilter auf dem Display des Laptops. Wir zeigen den Mitarbeite­rn, was sie besser machen können.“

Informiere­n, ohne zu belehren

Morgners Team ist die Anlaufstel­le für Cybersecur­ity im Unternehme­n. Neben fundiertem technische­m Wissen bringt die Sicherheit­sexpertin auch die notwendige­n Social Skills mit, um mit Workshops oder Informatio­nskampagne­n anzukommen. Ständige Weiterbild­ung zählt ebenso zu ihrem Arbeitsall­tag wie die Fähigkeit, die Mitarbeite­r gut zu informiere­n, ohne belehrend zu wirken. „Durch meine Ausbildung als Arzthelfer­in habe ich gelernt, zuzuhören und zu verstehen. Das hilft mir auch heute noch im Job.“Dass Morgner oft die einzige Frau im Team war, hat sie nie gestört: „Ich wusste immer, was ich kann.“

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