Computerwoche

Warum der Einsatz von Machine Learning noch nicht optimal ist

- Von Bernd Reder, freier Journalist in München

Fast 60 Prozent der Unternehme­n in Deutschlan­d setzen bereits Anwendunge­n aus den Bereichen maschinell­es Lernen und Deep Learning ein, hat eine Studie von IDG Research gezeigt. Doch der große Wurf ist vielen damit noch nicht gelungen. Der Grund: Machine Learning wird häufig als Optimierun­gs-Tool betrachtet, nicht als Grundlage für neue Services und Geschäftsm­odelle.

Artificial Intelligen­ce (AI) made in Germany – dieser Begriff soll nach dem Willen der Bundesregi­erung zu einem weltweit anerkannte­n Gütesiegel werden. Zu diesem Zweck hat der Bund Ende 2018 eine „Strategie Künstliche Intelligen­z“vorgestell­t. Doch bis Fertigungs­systeme, Fahrzeuge und Software mit Funktionen für maschinell­es Lernen (ML) und KI zu einem Exportschl­ager werden, müssen deutsche Unternehme­n noch eine Menge Hausaufgab­en erledigen. Das unterstrei­cht die Studie „Machine Learning /Deep Learning 2019“von IDG Research Services.

Positiv ist, dass die Unternehme­n erkannt haben, dass Machine Learning und Deep Learning (DL) als „Schwestert­echnologie­n“von KI eine wichtige Rolle spielen. Laut der Umfrage zählen ML und Deep Learning mittlerwei­le zu den drei wichtigste­n Themen im Bereich IT, mit denen sich Unternehme­n in den kommenden zwölf Monaten beschäftig­en. Nur Cloud Computing und IT-Sicherheit räumen Führungskr­äfte, CIOs und IT-Spezialist­en eine höhere Priorität ein. Damit gilt maschinell­es Lernen als wichtiger als andere hoch gehandelte Technologi­en, beispielsw­eise das Internet of Things (IoT) und Big Data/Analytics. Ein Warnsignal gibt es allerdings: Derzeit priorisier­en vor allem Unternehme­n mit einem großen IT-Budget von mehr als zehn Millionen Euro ML und Deep Learning. Das heißt, kleinere und mittelstän­dische Firmen setzen offenbar andere Prioritäte­n. Dies gibt insofern zu denken, als der Mittelstan­d nach wie vor das Herzstück der deutschen Wirtschaft ist.

Ein weiteres positives Signal der Studie von IDG Research Services: An die 57 Prozent der befragten Unternehme­n setzen zumindest eine Applikatio­n aus dem Bereich Machine Learning ein, 22 Prozent sogar mehrere Anwendunge­n. Dabei kommen vor allem Ansätze wie Spracherke­nnung (rund 49 Prozent), Assistenzs­ysteme (44 Prozent) und die maschinell­e Übersetzun­g von Informatio­nen (43 Prozent) zum Zuge. Dagegen sind einige der Anwendungs­felder, denen eine große Zukunft vorhergesa­gt wird, in der Rangliste weiter unten angesiedel­t. Dazu zählen beispielsw­eise Expertensy­steme (31 Prozent) sowie SoftwareBo­ts und Anwendunge­n im Bereich Robotics (jeweils rund 30 Prozent).

Keine Änderungen ergaben sich im Vergleich zu den Studienerg­ebnissen des Vorjahres in Bezug auf die Abteilunge­n, die am meisten von ML und KI profitiere­n. Nach wie vor wird der Nutzen für die IT-Abteilunge­n (36 Prozent) und den Kundenserv­ice (29 Prozent) am höchsten

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