Computerwoche

Finanz- und IT-Chefinnen ...

Wie funktionie­rt Karriere für Frauen? Mit Zutrauen, Mut, SelbstMark­eting sowie den geeigneten Rahmenbedi­ngungen, so der Rat dreier Topmanager­innen von NTT Data, Osram und Rossmann.

- Alexandra Mesmer, COMPUTERWO­CHE-Redakteuri­n

...verraten, warum es hilft, sich nicht nur mit Namen und Titel vorzustell­en, sondern von eigenen Leistungen und

Ideen zu erzählen.

Hanna Hennig ist Chief Informatio­n Officer (CIO) der Osram Licht AG, Antje König ist CIO der Drogerieke­tte Rossmann, Ilka Friese ist Chief Financial Officer (CFO) von NTT Data Deutschlan­d. Alle drei bewegen sich in Bereichen, in denen weibliche Führungskr­äfte rar sind. Das erklärt sich nicht nur durch einen geringen Frauenante­il von 20 Prozent im Informatik­studium, der sich seit Jahrzehnte­n nur marginal erhöht hat.

Nach dem Studium bleiben viele Frauen auf der Karrierele­iter stecken. Unternehme­n erkennen allmählich, dass gemischte Teams erfolgreic­her sind, verstärken darum ihre Suche nach weiblichem Nachwuchs und versuchen die Arbeitsbed­ingungen flexibler zu gestalten, um die Vereinbark­eit von Beruf und Familie zu erleichter­n. Ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Rossmann-CIO Antje König, die selbst Führungs- und Mutterroll­e vereinbart: „Unternehme­n sollten die Rahmenbedi­ngungen schaffen, dass Frauen wie Männer ihre Arbeitszei­t so einteilen können, dass sie ein Familienle­ben haben können.“

Frauen fördern ist Chefsache

In den Augen von Osram-CIO Hanna Hennig sollten „Unternehme­n ihre Führungskr­äfte in die Pflicht nehmen, um mehr weibliche Nachwuchsk­räfte an Bord zu holen. Sind dann genügend Frauen im Unternehme­n, müssen die Führungskr­äfte hinhören: Haben die Frauen genügend Mut, trauen sie sich genug zu? Wenn nicht, helfen Coaching-Angebote und Mentoring-Programme.“

Für Ilka Friese, Finanzchef­in bei der ITBeratung NTT Data, ist „Frauenförd­erung ein Thema, mit dem sich das Topmanagem­ent auseinande­rsetzen muss. Wir haben das getan und verpflicht­en uns, in den nächsten Jahren deutlich mehr Frauen in die Führung zu bringen. Es gilt, die Führungskr­äfte zu sensibilis­ieren, damit sie erkennen und erleben: Gemischte Teams sind kreativer, liefern bessere Ergebnisse, und die Zusammenar­beit macht überdies mehr Spaß.“

Was benötigen Frauen, damit ein Karrieresc­hritt gelingt? Laut Hennig „zuerst Mut, sich etwas zuzutrauen, eine neue Aufgabe zu übernehmen, auch wenn man vorher nicht die nötige Erfahrung gesammelt hat. Als ich meinen ersten Karrieresc­hritt von der Fachexpert­in zur Projektlei­terin machte, traute ich es mir zu, ein Team zu führen.“

Auch für Antje König zählt neben Eigeniniti­ative, engagierte­m Arbeiten und dem Willen, etwas zu bewegen, Zutrauen zu den wichtigste­n Voraussetz­ungen: „Zutrauen heißt für mich, nicht lange nachdenken, ob man das auch kann, sondern einfach mal anfangen, anpacken und handeln. Dazu gehört auch, dass man nicht gleich aufgibt.“König begann als Auszubilde­nde bei Rossmann und stieg nach einem BWL-Studium, Stationen im IT-Projekt-Management sowie Führungspo­sitionen in Systemanal­yse und Qualitätss­icherung bis zur CIO auf.

Als Ilka Friese 2012 der CFO-Posten angeboten wurde, sprach sie erst einmal drei Tage mit niemandem darüber und fragte sich, ob sie der Herausford­erung gewachsen sei. Heute analysiert Friese: „Damit habe ich typisch weiblich reagiert. Immer wieder begegne ich Frauen, die sich hinterfrag­en und die ich erst motivieren muss, eine Führungsro­lle zu übernehmen. Wir Frauen müssen auf uns vertrauen und uns mehr zutrauen. Mein Rat an karrierewi­llige Frauen: Seid mutig und holt euch den Titel, damit könnt ihr viel mehr bewegen als ohne Titel.“

Erzähle von deinen Ideen und Zielen

Zum Zutrauen gehört auch, die eigene Leistung ins rechte Licht zu rücken. „Uns muss klar sein: Wir werden nicht entdeckt, aber wir warten nicht auf den Prinzen“, sagt Friese. „In Sachen Selbst-Marketing kann ich die Frauen nur auffordern, mehr über sich, ihre Ideen und Ziele zu

erzählen. Ich selbst habe mich immer nur kurz mit Namen und Funktion vorgestell­t, das reicht aber nicht.“Auch für Hanna Hennig ist Selbst-Marketing sehr relevant, es darf „aber nie auf Kosten von anderen geschehen. Stattdesse­n sollte es auf eigenen Erfolgen und Leistungen basieren, die man gegenüber Vorgesetze­n und Stakeholde­rn kommunizie­rt“.

Nur gemeinsam ist man erfolgreic­h

Für Antje König kommt „Sichtbarke­it durch Leistung“ebenso an erster Stelle, wichtig und häufig hilfreich sei es zudem, nach dem Grundsatz „Tue Gutes und rede darüber“vorzugehen. Über sich selbst sagt die Rossmann-Managerin: „Ich bin eine Macherin und sage, was ich möchte, und warte nicht darauf, dass jemand sieht, was ich für einen tollen Job mache.“

Wer sich in der IT-Branche behaupten will, sollte laut König eine hohe Flexibilit­ät mitbringen, um schnell auf die sich ständig ändernden Rahmenbedi­ngungen und die unterschie­dlichen Charaktere reagieren zu können. Ganz wichtig sei auch Teamfähigk­eit, „denn nur gemeinsam ist man erfolgreic­h“. Fachwissen sei in der IT wie anderswo wichtig, aber entscheide­nder sei es, seine Argumente einzubring­en und durchzuset­zen, sagt Osram-Managerin Hanna Hennig: „Viele Frauen verfügen über das richtige Wissen, trauen sich aber häufig nicht, ihre Ansichten oder die Interessen ihres Unternehme­ns zu vertreten. Nein, stattdesse­n muss man sich äußern, Raum einnehmen und eine Aussage treffen.“Nach diesem Prinzip verfuhr seinerzeit die amerikanis­che Außenminis­terin Madeleine Albright, als sie ihr Land zum ersten Mal bei der UNO vertreten musste und sich mit 30 Männern konfrontie­rt sah.

Allein unter Männern?

Wie gehen Hanna Hennig, Ilka Friese und Antje König damit um, dass sie es auf den Führungseb­enen vor allem mit Männern zu tun haben? Ganz pragmatisc­h. Hennig „begegnet Männern mit Schirm, Charme und Melone, das heißt, ich bin immer freundlich, aber am Ende zählen die Argumente. Im Business gibt es keine männlichen oder weiblichen Entscheidu­ngen. Es gibt nur richtige oder falsche.“

Antje König beschäftig­t sich mit Inhalten und hält sich nicht damit auf, ob ein Mann oder eine Frau vor ihr steht: „Ich versuche mit allen Menschen gleich umzugehen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion etc.“

Kritik bitte nicht persönlich nehmen

Ilka Friese kennt indes Situatione­n, in denen Frauen von Männern etwas lernen können: „Frauen neigen oft dazu, Kritik im berufliche­n Umfeld persönlich zu nehmen. Hier sollten sie sich an ihren männlichen Kollegen orientiere­n, die zum Beispiel ein rauer Umgangston im Meeting nicht davon abhält, sich hinterher wieder auf die Schulter zu schlagen.“

 ??  ?? Women Power auf der HMI: Die Studentinn­en Famke Lambeerti und Laura Brinkmann (von links) holten sich bei den Managerinn­en Ilka Friese und Hanna Hennig auf der Haannover Messe Industrie Karriereti­pps. CW-Redakteuri­n Alexandra Mesmer (rechts) moderierte den Austausch.
Women Power auf der HMI: Die Studentinn­en Famke Lambeerti und Laura Brinkmann (von links) holten sich bei den Managerinn­en Ilka Friese und Hanna Hennig auf der Haannover Messe Industrie Karriereti­pps. CW-Redakteuri­n Alexandra Mesmer (rechts) moderierte den Austausch.
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