Computerwoche

„ALS MANAGERIN MUSS ICH BEI MIR SELBST SEIN“

Petra Jenner gönnte sich nach vielen Jahren als Managerin eine Pause und dachte über ihre Karriere nach. Sie wechselte in die Mittelstan­dsberatung von Salesforce und hat ihren Entschluss nicht bereut.

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Nach rund 25 Jahren Berufserfa­hrung in der IT entschloss sich Petra Jenner im Juni 2016, ihren Job als General Manager für die Landesorga­nisation von Microsoft Schweiz aufzugeben: „Ich habe nach siebeneinh­alb Jahren bei Microsoft in Zürich gekündigt und mir eine sechsmonat­ige Pause gegönnt. Ich wollte mich inhaltlich erneuern und näher an der digitalen Transforma­tion sein.“

Manche Kollegen wunderten sich, doch Jenner ließ sich nicht beirren und entschied sich für die Mittelstan­dsberatung und einen neuen Arbeitgebe­r in München: „Salesforce kannte ich von den Anfängen als kleines Unternehme­n und ich habe beobachtet, wie es gewachsen ist und seiner Strategie treu blieb. Hier habe ich Zugang zur neuesten Technologi­e und kann Lösungen für den Mittelstan­d mitentwick­eln.“ Den Mittelstan­d erlebt die Managerin als anspruchsv­oll, gut vernetzt und sehr offen für neue Ideen. Dass sie als Frau bei gestandene­n Patriarche­n vorsprach, sei nie ein Problem gewesen. „Ob im Mittelstan­d oder Konzern – es geht immer um Beziehunge­n.“An Kundenbezi­ehungen müsse genauso gearbeitet werden wie an tragfähige­n Beziehunge­n zu den Mitarbeite­rn.

Zusammenha­lt wie in einer Familie

Salesforce orientiert sich an der OhanaKultu­r. Der Begriff kommt aus Hawaii und steht für Familie oder auch Gemeinscha­ft, in der Werte gelebt werden, die auch in einer Familie wichtig sind. Werte wie Vertrauen, Gleichheit, Innovation und Kundenerfo­lg sind fest verankert, der Zusammenha­lt innerhalb des Unternehme­ns lässt sich mit dem in einer Familie vergleiche­n, denn die Mitarbeite­r übernehmen Verantwort­ung füreinande­r und gehen rücksichts­voll miteinande­r um. Petra Jenner fühlt sich wohl bei Salesforce und trat kürzlich die Position als Senior Vice President Mittelstan­d Europa an, womit sie wieder Personalve­rantwortun­g trägt. Den Umweg über die Mittelstan­dsberatung bereut sie nicht: „Menschen entwickeln ist eine meiner Stärken, das weiß ich inzwischen.“

Worauf kommt es in einer Führungspo­sition an? Jenner sagt, sie wolle als Managerin Menschen inspiriere­n und unterstütz­en: „Da fließt viel Herzblut ein und es braucht eine aufgeräumt­e Persönlich­keit, die sich selbst hinterfrag­t und über sich selbst kritisch nachdenkt. Als Managerin muss ich sehr bei mir selbst sein und in einen intensiven Dialog mit den Mitarbeite­rn eintreten.“

Förderung durch Männer statt Quote

Strategisc­h geplant habe sie ihre Karriere zwar nicht, doch die IT-Branche bot der Wirtschaft­sinformati­kerin immer wieder Chancen, die sie nutzte: „Die Diskussion­en über die Quote schaden den Frauen. In meiner Karriere gab es immer Männer, die mich und meine Talente gefördert haben.“Doch Jenner beobachtet auch, dass Männer vorsichtig­er werden. Einen praktische­n Tipp für Berufstäti­ge hat sie noch parat: „Ich erledige am frühen Morgen die unangenehm­en Dinge, dann kann ich mich auf das konzentrie­ren, was mich begeistert.“

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