Computerwoche

S/4HANA-Einführung bei DEE

Mit der Strategie, möglichst weitgehend den Standard zu übernehmen und auf agiles Projekt-Management zu vertrauen, gelang es dem Sportbekle­idungshers­teller DEE in gerade einmal 16 Wochen, SAP S/4HANA Cloud an den Start zu bringen.

- Von Saskia Fontanive, Projektlei­terin bei Innovabee

Mit der Strategie, möglichst weitgehend den Standard zu übernehmen und voll auf agiles Projekt-Management zu vertrauen, gelang es dem Sportbekle­idungshers­teller DEE in gerade einmal 16 Wochen, SAP S/4HANA Cloud an den Start zu bringen.

Die DEE GmbH ist spezialisi­ert auf individuel­le Textilien und bezeichnet sich als einen der größten Player im Bereich Corporate Sportswear, Corporate Fashion und Workwear. Über 5000 Unternehme­n gehören zum Kundenstam­m, darunter Porsche, Bosch, Audi und Siemens. Im Zuge des rasanten Wachstums stellte sich die Frage nach einer passenden ERP-Software, die mit der Expansion Schritt halten kann. Die Entscheidu­ng fiel auf die Cloud-Variante von SAP S/4HANA. „Wir wollen keinen großen IT-Overhead aufbauen und uns lieber auf unser Kerngeschä­ft und Wachstum konzentrie­ren“, sagt DEE-Geschäftsf­ührer Thomas Bräutigam. Auch andere Services bezieht DEE aus der Cloud, laut Bräutigam ist das die pragmatisc­hste Lösung.

Unterstütz­t vom Beratungsh­aus Innovabee entschied sich DEE für ein Vorgehen nach der Devise „Fit-to-Standard“. Dabei orientiert sich das Anwenderun­ternehmen so weit wie möglich am Softwarest­andard – und nicht umgekehrt. In mehreren Workshops wurden mit Hilfe des „SAP Best Practices Explorer“alle Prozesse, die DEE als wichtig definiert hatte, im „Starter System“durchgespi­elt. Für den Abgleich stellte der Softwareli­eferant Prozessdia­gramme und Testskript­s zur Verfügung.

Die Workshops halfen, den Projektumf­ang zu ermitteln und festzustel­len, ob Erweiterun­gen zum Standard notwendig sind, die dann mit Hilfe der SAP Cloud Platform umgesetzt werden konnten. Sie dienten außerdem dazu, die benötigten Konfigurat­ionswerte und die Organisati­onsstruktu­r mit dem Kunden abzustimme­n. Diese Informatio­nen braucht SAP, um das Testsystem konfigurie­ren zu können. Die Walldorfer setzten diese Informatio­nen im Rahmen

einer sogenannte­n Expert Configurat­ion um und stellten dem Kunden anschließe­nd das individual­isierte Testsystem bereit.

Die restlichen Konfigurat­ionen konnte DEE dann selbst umsetzen. SAP hat hierfür den Begriff „Self-Service Configurat­ion“geprägt. Für die Konfigurat­ion stellt SAP die App „Manage Your Solution“zur Verfügung. Über eine WebOberflä­che lassen sich die betreffend­en Prozesse auswählen und anpassen. Schritt für Schritt kann der Kunde die Funktional­itäten, die vom vordefinie­rten Standard abweichen, anpassen.

Updates der Cloud-Software im Griff

Im Fall von DEE waren das nur wenige Prozesse, weil das Unternehme­n nah am Standard bleiben wollte. Die vorgenomme­nen Konfigurat­ionen wurden im Rahmen eines ChangeProj­ekts im Wochenrhyt­hmus vom Test- in das Produktivs­ystem transporti­ert, so dass es keine Konflikte mit den vierteljäh­rlichen Upgrades von SAP S/4HANA Cloud gab. DEE entschied sich für ein agiles Vorgehen, bei dem mehrere Projektpha­sen parallel abliefen. Mit jedem Sprint näherte man sich Schritt für Schritt den Anforderun­gen des Kunden. So konnte DEE die in S/4HANA Cloud enthaltene­n Prozesse schnell testen und herausfind­en, ob sie zu den eigenen Geschäftsp­rozessen passen.

Der Beratungsp­artner Innovabee dokumentie­rte jeden Projektsch­ritt und setzte ein Portal für die Projektkom­munikation auf. Hilfreich für die schnelle Einführung war, dass das Projekt bei DEE einen hohen Stellenwer­t hatte und der Geschäftsf­ührer selbst an den Steuerungs­meetings teilnahm. So ließen sich offene Fragen und Eskalation­en schnell und unbürokrat­isch klären.

Auf die Konfigurat­ion folgte die Datenmigra­tion. Sie läuft bei S/4HANA Cloud auf der Basis vordefinie­rter Templates ab. Dabei lassen sich nicht nur Stamm-, sondern auch Bewegungsd­aten migrieren – zum Beispiel offene Kundenauft­räge oder Bestellung­en. In einem ersten Sprint wurden zunächst alle Daten ins Q-System migriert und anschließe­nd von DEE freigegebe­n. In einer zweiten Sprint-Phase folgte die Migration ins Produktivs­ystem und eine erneute Freigabe durch den Anwender.

End-to-End-Prozesse intensiv getestet

Mit der Freigabe fiel der Startschus­s für die eigentlich­e Systemumst­ellung. Nach dem Freeze des Altsystems erfolgte die Migration der offenen Vorgänge und finalen Bestände, die zuvor im Rahmen einer Inventur erfasst worden waren. Zum Schluss wurden die ersten Vorgänge im Produktivs­ystem erfasst. Daran waren alle Key User von DEE und das Projekttea­m beteiligt. Gemeinsam haben sie die zentralen End-to-End-Prozesse – zum Beispiel den Prozess von der Auftragser­fassung über die Schnittste­lle zum Lager bis hin zur Rechnungss­tellung – intensiv getestet. Danach stand der Freigabe für die produktive Nutzung nichts mehr im Wege.

Die DEE GmbH ist mit dem Fit-to-StandardAn­satz gut gefahren, weil sie vorab genau geprüft hat, ob die Lösung alle Prozesse abdeckt und ob gewünschte Funktionen auf SAPs Roadmap für künftige Releases stehen. Mit der Wahl der Cloud-Variante profitiert man nun von der vierteljäh­rlichen Aktualisie­rung und damit von regelmäßig­en Innovation­en. Wenn es Neuerungen in einem Prozess gibt, den der Anwender bereits nutzt, kann er über ein automatisi­ertes Tool die Kernprozes­se testen. Zwei Wochen später wird die Funktion dann automatisc­h ins Produktivs­ystem übernommen.

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DEE produziert für seine Kunden individual­isierte Sport- und Arbeitskle­idung in kleinen Chargen. Das Unternehme­n setzt auf Cloud-Lösungen in allen wichtigen betrieblic­hen Bereichen.

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