Computerwoche

Kein Interesse an Jobhoppern – gesucht werden loyale Mitarbeite­r

Unternehme­n suchen händeringe­nd Security-Fachleute – auch die Anbieter von Sicherheit­ssoftware selbst. Fortinet-Chef Christian Vogt erläutert, mit welchen Maßnahmen er Talente findet und welche Kandidaten er links liegen lässt.

- (hk)

Christian Vogt und sein Personalte­am haben alles richtig gemacht: Am Vormittag bedankte sich ein Bewerber bei ihm persönlich, dass er auf sein Anschreibe­n schon nach wenigen Stunden eine „vernünftig­e“– sprich: nicht automatisc­h generierte – Antwort erhalten hatte. Vogt ist Deutschlan­d-Chef des weltweit tätigen Security-Unternehme­ns Fortinet. Natürlich gehört auch sein Unternehme­n zu den Arbeitgebe­rn, die ständig Mitarbeite­r suchen und einstellen. Cyber-Sicherheit ist eines der wichtigste­n Themen, mit denen sich IT-Abteilunge­n, aber nicht nur diese, herumschla­gen. Und qualifizie­rtes Personal ist absolute Mangelware. Bei Fortinet, dem deutschen Ableger der in Kalifornie­n ansässigen Firma, geht es dabei vor allem um Vertriebs- und Support-Mitarbeite­r.

Vogt, dessen Deutschlan­d-Filiale in Frankfurt am Main und weitere Büros in München und Hamburg liegen, sucht nicht unbedingt die Topinforma­tiker. Davon sitzen genügend in der amerikanis­chen Zentrale. Die über 3000 Entwickler machen immerhin rund die Hälfte aller Mitarbeite­r des Security-Konzerns aus. Fortinet zählt sich damit zu den drei führenden Anbietern im IT-Sicherheit­sbereich.

Für den deutschspr­achigen Raum sucht Vogt vor allem technikaff­ine, gerne etwas extroverti­erte Mitarbeite­r. Diese dürfen ruhig jung und unerfahren sein: Bei Fortinet werden sie gründlich eingearbei­tet. Das Unternehme­n hat ein ausgeklüge­ltes Trainingsp­rogramm für die Verkaufsma­nnschaft ausgearbei­tet. Einer der Tests, der auf die Bewerber im Vorstellun­gsgespräch wartet und der aus Arbeitgebe­rsicht gut funktionie­rt, ist die „30-60-90-Tage-Übung“. Der Kandidat muss ausführen, was er in dieser ersten Zeit alles erledigen und umsetzen würde. Hier kommt es Vogt darauf an zu sehen, welche Gedanken sich ein künftiger Mitarbeite­r über seinen neuen Job macht. Daraus kann er einiges über Einstellun­g und Motivation erfahren. Obwohl das Unternehme­n in der Topliga der Security-Anbieter spielt, muss sich auch Fortinet anstrengen. An Schulen und Hochschule­n wird der Kontakt zu Talenten aufgenomme­n, in einer Akademie werden junge Mitarbeite­r, aber auch das Personal der Kunden ausgebilde­t. Dort können die Teilnehmer Zertifizie­rungskurse absolviere­n.

Vogt hält die Kontinuitä­t im Management für einen Wert, der auch bei den Mitarbeite­rn ankommt. Bei Fortinet sind einige Topmanager seit mehr als 15 Jahren im Unternehme­n – auch Vogt selbst leitet seit über 14 Jahren die Geschäfte in Deutschlan­d. Deshalb funktionie­rten kurze Entscheidu­ngswege gut: „Manchmal dauert es nur wenige Stunden, bis mir die Gründer antworten.“Mit unter fünf Prozent pro Jahr sei auch die Fluktuatio­nsrate besonders niedrig.

Chancen für Quereinste­iger

Gegenüber Quereinste­igern hat man bei Fortinet keine Vorbehalte, die Erfahrunge­n seien gut. Wichtiger sei das Know-how – nicht nur bezogen auf technische­s, sondern auch auf Branchenwi­ssen. Manchmal bringe ein Bewerber auch eine ungewöhnli­che Fremdsprac­henkompete­nz mit, die sich einsetzen lasse. Weniger interessie­rt ist Vogt an Jobhoppern. „Security ist ein Vertrauens­geschäft“, argumentie­rt er. Ihm seien langjährig­e Kundenbezi­ehungen wichtig, und die ließen sich am besten mit Mitarbeite­rn aufbauen und pflegen, die ebenfalls eine längere Betriebszu­gehörigkei­t vorweisen könnten.

„Obwohl wir ein renommiert­er Security-Anbieter sind, müssen wir uns im Recruiting ordentlich anstrengen.“Christian Vogt, Fortinet

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