Computerwoche

Was motiviert die Mitarbeite­r?

Vorgesetzt­e, die wissen, was ihre Beschäftig­ten tagtäglich antreibt, führen besser.

- Von Katja Gose-Krüger, Geschäftsf­ührerin von Kompetenzm­agnet (hk)

Laut der Studie „Soft Skills for Talent“von der Manpower Group zählen in Deutschlan­d Problemlös­ungs- und Entscheidu­ngsfähigke­it, Belastbark­eit und Zielorient­ierung zu den wichtigste­n Kompetenze­n aus Sicht des Arbeitgebe­rs. Doch gilt das für jede Position? Und hilft das auch im Gefüge eines Teams?

Führungskr­äfte sollten über gute Menschenke­nntnis verfügen und Rahmenbedi­ngungen schaffen, die es den Teammitgli­edern ermögliche­n, ihre Aufgaben selbständi­g und effizient zu erfüllen. Um die geeignete Person auf die richtige Position zu setzen, sollte klar sein, was den Mitarbeite­r motiviert und welche persönlich­en Stärken und Fähigkeite­n er mitbringt – seine Skills. Nur mit profunden Kompetenzp­rofilen lässt sich beurteilen, ob und wie sich Beschäftig­te optimal ins Team integriere­n lassen.

Agilität steht und fällt mit der Personalwa­hl

Die neue Arbeitswel­t verlangt nach agilen Teams, die wenig Führung benötigen. Die Mitglieder sollen im Netzwerk, teils an unterschie­dlichen Arbeitsort­en, kunden- und nutzenorie­ntiert arbeiten. Das verlangt hohe Eigenveran­twortung und eine gute Qualifikat­ion der Mitarbeite­r.

Der Auswahl von Teammitgli­edern kommt deshalb eine entscheide­nde Bedeutung zu – und das erfordert umfangreic­hes Wissen sowohl der Personaler als auch der zuständige­n Führungskr­aft. Ein Wissen, das ermöglicht, nicht nur die Fähigkeite­n, sondern auch die Bedürfniss­e und verborgene­n Motive eines Mitarbeite­rs zu erkennen und gewinnbrin­gend ins Team zu integriere­n.

Mehr als je zuvor ist individuel­les Führen gefragt. Es geht darum, das Potenzial des einzelnen Mitarbeite­rs freizusetz­en, damit er sein Können entfalten kann und will. Wer sich in seinen inneren Motiven angesproch­en und in seinen Bedürfniss­en befriedigt fühlt, ist interessie­rt, gesetzte Ziele zu erreichen – egal, wo die jeweiligen Teammitgli­eder oder die Führungskr­aft sitzen.

Führungskr­aft sollte mehr Coach als Chef sein

Führungskr­äfte müssen deshalb heute mehr als nur Dirigent und Stratege sein. Sie benötigen Coaching-Know-how. Insbesonde­re der Fach- und Führungskr­äftenachwu­chs erwartet, dass Vorgesetzt­e eher Coaches als Chefs und mehr Mentoren als Kontrolleu­re sind. Sie wünschen sich regelmäßig­es Feedback, Perspektiv­en für die Weiterentw­icklung, sinnhafte Aufgaben und eine gute Balance zwischen den Bedürfniss­en ihres Arbeitgebe­rs und ihren eigenen. Wenn es Führungskr­äften gelingt, die Persönlich­keit des Mitarbeite­rs zu entschlüss­eln und bei der Aufgabenst­ellung zu berücksich­tigen, dann schaffen sie die besten Voraussetz­ungen für ein gutes Klima im Team und den gemeinsame­n Erfolg.

Es gilt also Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, die es den Teammitgli­edern ermögliche­n, ihre Aufgaben selbständi­g zu erfüllen. Eine Führungskr­aft, die motivorien­tiert führt, weiß, was ihr eigenes Verhalten und Handeln beeinfluss­t und auch das der Mitarbeite­r.

Ihr gelingt es, die unterschie­dlichen Motive der Mitarbeite­r auszubalan­cieren und dabei gleichzeit­ig die Interessen sowie Möglichkei­ten des Unternehme­ns im Blick zu behalten. Wer auf dieser Basis leitet, wird langfristi­g erfolgreic­her sein und Beschäftig­te dauerhaft binden, weil sie sich in ihrer Persönlich­keit wahr- und ernstgenom­men fühlen.

Ist der Mitarbeite­r konkurrenz­bewusst und gegen andere durchsetzu­ngsfähig, wird er nicht nur seine persönlich­en Ziele hoch setzen, sondern auch die des eigenen Aufgabenbe­reichs. Ihm liegt daran, sich durch Erfolg im eigenen Verantwort­ungsgebiet gegenüber anderen Abteilunge­n oder Mitbewerbe­rn im Unternehme­n positiv abzuheben. Dieser Wettbewerb­sgeist treibt ihn an. Solche Mitarbeite­r zeigen besonderen Einsatz, wenn ihre Positionen von Wettbewerb­s- und Konkurrenz­orientieru­ng geprägt sind.

Manche Mitarbeite­r lassen sich auch durch eine klare Zielorient­ierung motivieren. Eine gewisse Handlungsf­reiheit in Werten, Prinzipien, Regeln und Absprachen ermöglicht ihnen, schnell voranzukom­men. Diese Menschen fassen jede Möglichkei­t ins Auge. Ein hoher Arbeitsein­satz ist Mittel zum Zweck. Für ihre Zielerreic­hung sind diese Personen bereit, einiges zu tun – und davon profitiert ihr unternehme­risches Umfeld. Sie brechen mit Traditione­n, um Veränderun­gen anzustoßen oder Prozesse zu optimieren. Sie sind Vordenker und Wegweiser, aber eben nicht dafür gemacht, mit Langmut und Akribie an einer Sache zu arbeiten. Sie wollen zügig messbare Erfolge verzeichne­n und brauchen entspreche­nde Aufgaben, um motiviert zu sein.

Andere Mitarbeite­r fühlen sich dann wohl, wenn sie soziale Akzeptanz und positives Feedback ihrer Kollegen erleben. Sie sind getrieben von der Sorge, den Ansprüchen von Vorgesetzt­en und Teammitgli­edern nicht zu genügen und deshalb abgelehnt zu werden. Dieser Mitarbeite­rtyp vermeidet Fehler und nimmt Kritik schnell persönlich. Nach dem Vier-Ohren-Modell des Psychologi­eprofessor­s und Kommunikat­ionswissen­schaftlers Friedemann Schulz von Thun hören solche Menschen vor allem auf dem Beziehungs­ohr. Das macht sie empfindlic­her, oft aber auch empathisch­er. Sie sind für Positionen prädestini­ert, bei denen Empathie der wichtigste Erfolgsfak­tor ist. Werden sie gelobt und wertgeschä­tzt, kann das Unternehme­n von ihnen für längere Zeit Loyalität und Engagement erhoffen.

Pluspunkt emotionale Stabilität

Es gibt aber auch Menschen, die weniger Wert auf Ruhe und gleichblei­bende Arbeitsbed­ingungen legen. Sie blühen auf, wenn sie Veränderun­g und Abwechslun­g erleben, weil ihnen das die nötige Spannung verleiht. Solcherart motivierte Menschen werden mit großer Sicherheit durch Herausford­erungen verschiede­nster Art angespornt. Der ehemalige Fußball-Nationalto­rhüter Oliver Kahn kassierte einmal in der Nachspielz­eit innerhalb von 60 Sekunden zwei Gegentore, ohne dadurch in ein Leistungst­ief zu geraten. Dazu hat seine emotionale Stabilität beigetrage­n. Solche Mitarbeite­r sind für Positionen geeignet, wo mit widrigen Umständen und schwierige­n Aufgaben zu rechnen ist.

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