Konica Minolta stellt sich neu auf
Weil das Geschäft mit Druckern rückläufig ist, müssen die Anbieter diversifizieren, um ihr Überleben zu sichern. Konica Minolta setzt auf IT-Services, Lösungen für das Internet of Things (IoT) und Augmented Reality.
Weil das Geschäft mit Druckern rückläufig ist, setzen die Japaner nun verstärkt auf IT-Services, IoT-Lösungen und Augmented Reality.
Neben den Anwendern steht auch die IT-Industrie selbst vor den Herausforderungen der digitalen Transformation – wie etwa der Druckerhersteller Konica Minolta. Der Konzern geht davon aus, dass das bislang lukrative Printer-Business – in EMEA setzt die Branche jährlich 41 Milliarden Dollar um – künftig um zwei Prozent pro Jahr schrumpfen wird. Ein Marktrückgang, den das japanische Unternehmen kompensieren will, indem es sich breiter aufstellt.
Shoei Yamana, President und CEO von Konica Minolta, hat dabei drei strategische Richtungen im Blick. Erstens will das Unternehmen mit IT-Services punkten und tritt damit in Konkurrenz zu klassischen Systemhäusern. Ferner wollen die Japaner im Edge-ComputingBusiness mitmischen und echte All-in-one-IoTLösungen offerieren. Ein weiterer Zukunftsmarkt ist für Yamana das Thema Augmented Reality. Hier bringt das Unternehmen eigene Smart Glasses auf den Markt.
Ideen und Konzepte, die auf den ersten Blick nicht unbedingt innovationspreisverdächtig klingen. Aber das ficht Yamana wenig an: „Wir verstehen uns nicht als First Mover, sondern wir wollen Technologie reif und für den Anwender sinnvoll nutzbar machen.“Die vielen langfristigen Kundenbeziehungen sind ein weiteres Pfund, das der CEO als Vorteil ins
Feld führt. Kunden hätten bei Konica Minolta über viele Jahre hinweg die gleichen Ansprechpartner und müssten sich nicht, wie bei USamerikanischen Wettbewerbern, ständig an neue Gesichter gewöhnen. Und zu guter Letzt unterscheide man sich von den datengetriebenen IT-Großunternehmen, da man nicht das
Geschäftsziel verfolge, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern vielmehr im Sinne des Kunden Nutzen aus den Daten ziehen wolle.
IT-Services als zweites Standbein
Mit den IT-Services, die mittlerweile 20 Prozent zum Umsatz beitragen, positioniert sich das Unternehmen als Full-Stack-Provider, der im Wettbewerb mit Systemhäusern wie Bechtle oder Computacenter steht. Dabei liegt das Interesse weniger im Lizenzgeschäft als vielmehr in der Vermarktung von Managed Services sowie Infrastruktur-, Security- und Storage-Lösungen.
Letztlich will Konica Minolta Mittelständlern das IT-Portfolio vom Drucker bis hin zu Managed Services aus einer Hand offerieren, so dass sie weniger Fachkräfte benötigen. Seit nunmehr sechs Jahren arbeitet das Unternehmen am Aufbau einer entsprechenden Serviceorganisation, um diese Dienste vermarkten zu können. Hierzu wurden in diversen Ländern IT-Dienstleister zugekauft. Dependancen unterhält der Konzern hierzulande sowie in Skandinavien, Tschechien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, den USA und Kanada.
Den Anspruch eines Full-Stack-Providers untermauert Konica Minolta zudem mit seinem Edge-Computing-Angebot. Hier hatten die Japaner eine pfiffige Idee: Im Rahmen des Workplace-Hub-Konzepts dienen ihre Drucker künftig gleichzeitig als Edge Server, auf denen unterschiedliche IT-Anwendungen gehostet werden können. Unter der Bezeichnung „Workplace Hub Edge“ist die Lösung auch für den Einbau in Racks erhältlich. Mittelständler sollen so auf eine eigene IT verzichten können.
Bei der Wahl der Anwendungen verfolgen die Japaner nach eigenen Angaben einen Best-ofBreed-Ansatz. Im Zuge des Edge-Konzepts bieten sie etwa ein WLAN-Management an, aber auch Backup-Lösungen von Minolta. Dabei reicht das App-Angebot von Office 365 über ERP- und CRM-Lösungen hin bis zu Datenbanken sowie Collaboration- und Kommunikationsangeboten wie Swyx, Skype oder Teams. Online-Software und Apps sind des Weiteren über den Konica Minolta MarketPlace erhältlich. Die Daten können dabei sowohl lokal als auch in der Cloud gespeichert werden. Für die Sicherheit sorgt eine Sophos XG Firewall.
Die Hardware selbst basiert auf einem Gen10
Server von HP Enterprise. Mit dieser All-inone-Plattform will man laut Keiji Okamoto, President Konica Minolta Business Solutions Europe, vertikale Märkte bedienen.
Tools für die Industrie 4.0
In Sachen IoT/Industrie 4.0 offerieren die Japaner mit der Reifegradanalyse Industrie 4.0 eine standardisierte Vorgehensweise zur Ermittlung des Status der Fertigung beziehungsweise der Digitalisierung eines Unternehmens. Zusätzlich sollen sich mit der Reifegradanalyse Möglichkeiten zur Integration digitaler Technologien im Fertigungsprozess identifizieren lassen. Eine IoT-Plattform ähnlich der Siemens MindSphere haben die Japaner allerdings nicht und planen dies auch nicht. Dagegen bieten sie die entsprechenden Tools an, wie etwa die Smart-Glass-Eigenentwicklung AIRe Lens.
Die Augmented-Reality-Brille ist eine europäische Entwicklung und stammt aus dem Business Innovation Center im tschechischen Brünn – einem von weltweit fünf Forschungsund Innovationszentren des Konzerns. Auch hier betont Konica Minolta seine Rolle als Second Mover: Man habe die Fehler, die Wettbewerber mit den ersten Generationen ihrer Smart Glasses gemacht hättern, vermeiden können. So sei das Brillenmodul nur 35 Gramm schwer und besitze eine im Gestell integrierte Kamera, was im Gegensatz zu den Erzeugnissen der Konkurrenz ein langes Arbeiten mit der Brille ohne Ermüdungserscheinungen erlaube. Das transparente Display lässt sich mit Hilfe dieser Kamera über einfache Gesten per Knopfdruck über die am Gürtel befestigte Controller-Box oder auch über den Steuerknopf am Armband bedienen.