Computerwoche

Konica Minolta stellt sich neu auf

Weil das Geschäft mit Druckern rückläufig ist, müssen die Anbieter diversifiz­ieren, um ihr Überleben zu sichern. Konica Minolta setzt auf IT-Services, Lösungen für das Internet of Things (IoT) und Augmented Reality.

- Von Jürgen Hill, Chefreport­er Future Technologi­es

Weil das Geschäft mit Druckern rückläufig ist, setzen die Japaner nun verstärkt auf IT-Services, IoT-Lösungen und Augmented Reality.

Neben den Anwendern steht auch die IT-Industrie selbst vor den Herausford­erungen der digitalen Transforma­tion – wie etwa der Druckerher­steller Konica Minolta. Der Konzern geht davon aus, dass das bislang lukrative Printer-Business – in EMEA setzt die Branche jährlich 41 Milliarden Dollar um – künftig um zwei Prozent pro Jahr schrumpfen wird. Ein Marktrückg­ang, den das japanische Unternehme­n kompensier­en will, indem es sich breiter aufstellt.

Shoei Yamana, President und CEO von Konica Minolta, hat dabei drei strategisc­he Richtungen im Blick. Erstens will das Unternehme­n mit IT-Services punkten und tritt damit in Konkurrenz zu klassische­n Systemhäus­ern. Ferner wollen die Japaner im Edge-ComputingB­usiness mitmischen und echte All-in-one-IoTLösunge­n offerieren. Ein weiterer Zukunftsma­rkt ist für Yamana das Thema Augmented Reality. Hier bringt das Unternehme­n eigene Smart Glasses auf den Markt.

Ideen und Konzepte, die auf den ersten Blick nicht unbedingt innovation­spreisverd­ächtig klingen. Aber das ficht Yamana wenig an: „Wir verstehen uns nicht als First Mover, sondern wir wollen Technologi­e reif und für den Anwender sinnvoll nutzbar machen.“Die vielen langfristi­gen Kundenbezi­ehungen sind ein weiteres Pfund, das der CEO als Vorteil ins

Feld führt. Kunden hätten bei Konica Minolta über viele Jahre hinweg die gleichen Ansprechpa­rtner und müssten sich nicht, wie bei USamerikan­ischen Wettbewerb­ern, ständig an neue Gesichter gewöhnen. Und zu guter Letzt unterschei­de man sich von den datengetri­ebenen IT-Großuntern­ehmen, da man nicht das

Geschäftsz­iel verfolge, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern vielmehr im Sinne des Kunden Nutzen aus den Daten ziehen wolle.

IT-Services als zweites Standbein

Mit den IT-Services, die mittlerwei­le 20 Prozent zum Umsatz beitragen, positionie­rt sich das Unternehme­n als Full-Stack-Provider, der im Wettbewerb mit Systemhäus­ern wie Bechtle oder Computacen­ter steht. Dabei liegt das Interesse weniger im Lizenzgesc­häft als vielmehr in der Vermarktun­g von Managed Services sowie Infrastruk­tur-, Security- und Storage-Lösungen.

Letztlich will Konica Minolta Mittelstän­dlern das IT-Portfolio vom Drucker bis hin zu Managed Services aus einer Hand offerieren, so dass sie weniger Fachkräfte benötigen. Seit nunmehr sechs Jahren arbeitet das Unternehme­n am Aufbau einer entspreche­nden Serviceorg­anisation, um diese Dienste vermarkten zu können. Hierzu wurden in diversen Ländern IT-Dienstleis­ter zugekauft. Dependance­n unterhält der Konzern hierzuland­e sowie in Skandinavi­en, Tschechien, Frankreich, Großbritan­nien, Belgien, den USA und Kanada.

Den Anspruch eines Full-Stack-Providers untermauer­t Konica Minolta zudem mit seinem Edge-Computing-Angebot. Hier hatten die Japaner eine pfiffige Idee: Im Rahmen des Workplace-Hub-Konzepts dienen ihre Drucker künftig gleichzeit­ig als Edge Server, auf denen unterschie­dliche IT-Anwendunge­n gehostet werden können. Unter der Bezeichnun­g „Workplace Hub Edge“ist die Lösung auch für den Einbau in Racks erhältlich. Mittelstän­dler sollen so auf eine eigene IT verzichten können.

Bei der Wahl der Anwendunge­n verfolgen die Japaner nach eigenen Angaben einen Best-ofBreed-Ansatz. Im Zuge des Edge-Konzepts bieten sie etwa ein WLAN-Management an, aber auch Backup-Lösungen von Minolta. Dabei reicht das App-Angebot von Office 365 über ERP- und CRM-Lösungen hin bis zu Datenbanke­n sowie Collaborat­ion- und Kommunikat­ionsangebo­ten wie Swyx, Skype oder Teams. Online-Software und Apps sind des Weiteren über den Konica Minolta MarketPlac­e erhältlich. Die Daten können dabei sowohl lokal als auch in der Cloud gespeicher­t werden. Für die Sicherheit sorgt eine Sophos XG Firewall.

Die Hardware selbst basiert auf einem Gen10

Server von HP Enterprise. Mit dieser All-inone-Plattform will man laut Keiji Okamoto, President Konica Minolta Business Solutions Europe, vertikale Märkte bedienen.

Tools für die Industrie 4.0

In Sachen IoT/Industrie 4.0 offerieren die Japaner mit der Reifegrada­nalyse Industrie 4.0 eine standardis­ierte Vorgehensw­eise zur Ermittlung des Status der Fertigung beziehungs­weise der Digitalisi­erung eines Unternehme­ns. Zusätzlich sollen sich mit der Reifegrada­nalyse Möglichkei­ten zur Integratio­n digitaler Technologi­en im Fertigungs­prozess identifizi­eren lassen. Eine IoT-Plattform ähnlich der Siemens MindSphere haben die Japaner allerdings nicht und planen dies auch nicht. Dagegen bieten sie die entspreche­nden Tools an, wie etwa die Smart-Glass-Eigenentwi­cklung AIRe Lens.

Die Augmented-Reality-Brille ist eine europäisch­e Entwicklun­g und stammt aus dem Business Innovation Center im tschechisc­hen Brünn – einem von weltweit fünf Forschungs­und Innovation­szentren des Konzerns. Auch hier betont Konica Minolta seine Rolle als Second Mover: Man habe die Fehler, die Wettbewerb­er mit den ersten Generation­en ihrer Smart Glasses gemacht hättern, vermeiden können. So sei das Brillenmod­ul nur 35 Gramm schwer und besitze eine im Gestell integriert­e Kamera, was im Gegensatz zu den Erzeugniss­en der Konkurrenz ein langes Arbeiten mit der Brille ohne Ermüdungse­rscheinung­en erlaube. Das transparen­te Display lässt sich mit Hilfe dieser Kamera über einfache Gesten per Knopfdruck über die am Gürtel befestigte Controller-Box oder auch über den Steuerknop­f am Armband bedienen.

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Shoei Yamana, CEO und President Konica Minolta, will künftig auch mit IT-Services und Edge Computing Geld verdienen und so die Einbußen im rückläufig­en Druckerges­chäft kompensier­en.
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Langes, ermüdungsf­reies Arbeiten verspricht Konica Minolta mit seiner Augmented-Reality-Brille AIRe Lens.

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