Das Ringen um Talente spitzt sich zu
Die Zahl der offenen Stellen für IT-Fachkräfte erreicht eine neue Rekordmarke. In Deutschland gibt es aktuell 124.000 offene Stellen für IT-Spezialisten. Das entspricht einem Anstieg um 51 Prozent verglichen mit dem Vorjahr (82.000).
Zwei von drei Unternehmen gehen davon aus, dass sich für sie die Situation am Arbeitsmarkt weiter verschärfen wird, wenn es um IT-Talente geht. Es gilt, Phantasie zu entwickeln, wie sich qualifiziertes Personal ansprechen lässt.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der unbesetzten IT-Stellen mehr als verdoppelt. Gab es 2017 noch 55.000 freie Stellen, so sind es jetzt schon 124.000. Das ist das Ergebnis einer Studie zum Arbeitsmarkt für ITFachkräfte, die der Digitalverband Bitkom jetzt vorgestellt hat. 83 Prozent der 850 befragten Geschäftsführer und Personalchefs suchen IT-Spezialisten, vor zwei Jahren waren es noch 67 Prozent. Zugleich erwarten zwei von drei Befragten, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird. „Der Mangel an IT-Experten betrifft längst nicht mehr nur die IT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft, Behörden und Wissenschaft“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
40 Prozent der Befragten geben an, dass es deutlich länger dauere, IT-Stellen zu besetzen als andere Positionen. Vor einem Jahr kamen mit 31 Prozent deutlich weniger Befragte zu dieser Erkenntnis. Auch die Zeit, in der eine offene IT-Stelle im Durchschnitt vakant bleibt, ist gestiegen – von fünf auf sechs Monate. In 18 Prozent der Unternehmen bleiben IT-Stellen in der Regel länger als ein halbes Jahr unbesetzt.
Entwickler verzweifelt gesucht
Besonders begehrt sind Softwareentwickler. Jedes dritte Unternehmen sucht Programmierer. Dahinter folgen IT-Anwendungsbetreuer (18 Prozent), Data Scientists (13 Prozent), Projekt-Manager (zwölf Prozent) sowie Berater und IT-Service-Manager (je zehn Prozent). Die Schwierigkeiten, die Unternehmen bei der Besetzung von IT-Stellen haben, sind vielfältig. Am häufigsten werden zu hohe (72 Prozent) und nicht den Qualifikationen entsprechende (52 Prozent) Gehaltsforderungen der Bewerber beklagt. Vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) berichten von fehlender fachlicher Qualifikation der Bewerber und mangelhaften Testergebnissen im Auswahlverfahren (27 Prozent). In einigen Fällen fehlt es auch an notwendigen Kenntnissen neuer Technologien wie KI oder Blockchain (neun Prozent).
Ansprache auf falschen Kanälen
Arbeitgeber wären aus Sicht des Bitkom gut beraten, Bewerber anders anzusprechen. So gibt eine breite Mehrheit an, dass Kandidaten sich per E-Mail (97 Prozent) oder schriftlich per Bewerbungsmappe (83 Prozent) an sie wenden können. Nur eine Minderheit setzt dagegen auf Online-Bewerbungs-Tools (26 Prozent) oder ermöglicht die Bewerbung mit einem Mausklick aus Business-Netzwerken heraus (sechs Prozent). Gerade einmal ein Prozent nutzt Bewerbungs-Apps. „Die Unternehmen müssen ihre Verfahren dringend an die digitale Welt anpassen. Eine knappe Mail mit Links zu erfolgreichen Projekten und deren Quellcode auf entsprechenden Plattformen ist da viel aussagekräftiger“, sagt Bitkom-Präsident Berg.
Die Personalsuche wird sich künftig stark verändern. So gehen sieben von zehn Unternehmen davon aus, dass Active Sourcing an Bedeutung gewinnen wird. Unternehmen gehen dabei in Business-Netzwerken oder auf OnlinePlattformen auf potenzielle Kandidaten zu. Ebenfalls wichtiger werden Kooperationen mit Hochschulen (59 Prozent), Headhunter und Personalvermittlungen (58 Prozent), Karrieremessen (54 Prozent), Online-Stellenbörsen
(52 Prozent) sowie Business-Netzwerke (51 Prozent). Dagegen verlieren klassische Kanäle zur Mitarbeitersuche wie die Printausgaben von Zeitungen oder Fachmagazinen weiter an Bedeutung.