Computerwoche

Länger Support für Business-Suite

SAP wird die Business-Suite bis Ende 2027 mit Support versorgen. Viele Anwender, die mit dem Umstieg auf das neue S/4 HANA noch hinterherh­inken, dürften aufatmen.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Auf Drängen zahlreiche­r Kunden hat SAP entschiede­n, den Standardsu­pport für die BusinessSu­ite 7 bis Ende 2027 zu verlängern. Vorstandss­precher Christian Klein sagt zudem die Wartung für S/4 HANA bis Ende 2040 zu.

SAP verlängert den Standardsu­pport für die Business-Suite 7 bis Ende 2027 und will für sein neues System S/4 HANA bis Ende 2040 Wartung anbieten. Darüber hinaus soll die für die Business-Suite optional erhältlich­e erweiterte Wartung bis Ende 2030 angeboten werden. Ursprüngli­ch war das Supportend­e der Business-Suite für 2025 terminiert, plus zwei Jahre für die um zwei Prozentpun­kte teurere Extended Maintenanc­e. Die Kernanwend­ungen der Business-Suite 7 von SAP umfassen ERP 6.0, Customer Relationsh­ip Management 7.0, Supply Chain Management 7.0 und Supplier Relationsh­ip Management 7.0 sowie die Business-Suite powered by SAP HANA.

Kunden, die ihre Business-Suite 7 über Ende 2027 hinaus nutzen, aber nicht für die erweiterte Wartung extra bezahlen möchten, werden automatisc­h auf die Customer Specific Maintenanc­e (kundenspez­ifische Wartung) umgestellt, kündigte SAP an. Diese beinhaltet die Lösung bekannter Probleme bei unveränder­ten Gebühren. Eine Weiterentw­icklung und Anpassung an neue gesetzlich­e Vorgaben ist in diesem Supportmod­ell allerdings nicht vorgesehen.

Mehr Zeit für die Migration zu S/4 HANA

Mit der Wartungsve­rlängerung gibt SAP den Forderunge­n seiner Kunden nach. Diese hatten in den vergangene­n Jahren wiederholt verlangt, den Support für die beliebte Business-Suite zu verlängern. Vielen Unternehme­n macht außerdem der Umstieg auf das aktuelle Release SAP S/4 HANA zu schaffen, das der Softwareko­nzern Anfang 2015 vorgestell­t hatte. Obwohl die Termine für das Auslaufen der Wartung seit langem bekannt sind, zögerten zahlreiche Firmen damit, die Migration einzuleite­n. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Anwender schrecken vor der Komplexitä­t des Umstiegs zurück, der auch einen Wechsel der Datenbank auf SAP HANA vorschreib­t. Außerdem fällt es manchen SAP-Kunden schwer, einen BusinessMe­hrwert in einem Wechsel des ERP-Systems zu erkennen.

Andreas Oczko, Fachvorsta­nd Service & Support der Deutschspr­achigen SAP-Anwendergr­uppe (DSAG), sprach von einem wichtigen und vor allem richtigen Schritt der SAP. „Es ist ein ermutigend­es Zeichen, dass SAP seinen Kunden und Stakeholde­rn Gehör schenkt, und verdeutlic­ht, dass SAP alles Erforderli­che tut, um die Bedürfniss­e der Kunden bei der Digitalisi­erung zu erfüllen“, sagte er.

SAP wolle keinen Kunden zurücklass­en, versichert­e Christian Klein, Co-CEO von SAP im Gespräch mit der COMPUTERWO­CHE. „Da unsere Kunden außerdem Wahlmöglic­hkeiten verlangen, wird SAP zusätzlich­e Flexibilit­ät gewährleis­ten, damit die Chancen von SAP S/4 HANA voll ausgeschöp­ft und das individuel­le Tempo und die Komplexitä­t der Kundenproj­ekte berücksich­tigt werden können“, warb der Manager. Thomas Saueressig, Mitglied des Vorstands der SAP SE und verantwort­lich für SAP Product Engineerin­g, fügte hinzu: „SAP ist es wichtig, dass ihre Kunden erfolgreic­h sind und im Hinblick auf die von uns angebotene­n Lösungen freie Wahl haben. Mit diesen Wartungsze­iträumen sorgen wir weiterhin für Transparen­z und Vertrauen.“

SAP muss Anschluss halten

Für SAP geht es derzeit vor allem darum, die breite Kundenbasi­s mitzunehme­n in die Zukunft. Immerhin scheinen sich die Anwender allmählich auf den Weg in Richtung S/4 HANA

zu machen, wie die jüngste Umfrage der DSAG gezeigt hat (siehe auch Seite 28). Demzufolge liegt der Investitio­nsschwerpu­nkt der Unternehme­n nicht mehr auf der klassische­n Business-Suite wie noch in den vergangene­n Jahren, sondern verschiebt sich mehr und mehr auf das neue Release.

Mit Blick auf das ursprüngli­ch für 2025 geplante Supportend­e hätte in den nächsten Jahren ein Projektsta­u gedroht. Da viele Unternehme­n derzeit dabei sind, die Pilotierun­g und Planungsph­ase rund um S/4 HANA abzuschlie­ßen, und gerade überlegen, wie sie die Migration in den nächsten Jahren angehen, wären die Beratungsu­nd Dienstleis­tungs-Ressourcen im Markt vermutlich knapp geworden. Diese Situation dürfte sich nun mit der verlängert­en Wartung entspannen. SAP-Chef Klein äußerte sich zuversicht­lich, was die Beratungsk­apazitäten im SAP-Markt betrifft. Er gehe davon aus, dass die zugegebene­rmaßen knappen Ressourcen in der nächsten Zeit beispielsw­eise bei den Beratungsu­nternehmen und den SAP-Partnern deutlich aufgestock­t würden.

Signal für Investitio­nssicherhe­it

Mit der Wartungszu­sage für S/4 HANA bis Ende 2040 will SAP ein Signal für Investitio­nssicherhe­it geben. „Unsere Kunden zeigen uns, dass sie mit SAP S/4 HANA den Weg Richtung Zukunft beschreite­n möchten. Sie erwarten von SAP ein langfristi­ges Bekenntnis zu dieser Plattform“, sagte Klein.

SAP positionie­rt S/4 HANA als „Anwendungs­Suite der nächsten Generation“. Die Kunden seien damit in der Lage, „auf Grundlage innovative­r Best Practices und der Automatisi­erung durch künstliche Intelligen­z ihren Betrieb zu einem digitalen, intelligen­ten Unternehme­n zu wandeln“, lautet das Verspreche­n des Softwareko­nzerns. Gleichzeit­ig ebne das System den Weg in die Cloud und zu hybriden Architektu­ren und erlaube damit, die IT-Landschaft zu vereinfach­en und die Systemgesa­mtkosten zu verringern. SAP zufolge haben mehr als 13.800 Kunden S/4 HANA lizenziert. Tausende würden die Lösung bereits produktiv nutzen. Eine konkrete Zahl will der Anbieter an dieser Stelle allerdings nicht nennen.

SAPs Cloud-Strategie baut auf die Hyperscale­r

Die Cloud-Version von S/4 HANA nutzen Klein zufolge etwa 2.000 Anwender. Der SAP-Chef bezeichnet­e diesen Anteil als durchaus zufriedens­tellend und sprach von einem guten Marktmomen­tum. Der Konzern hatte sich zuletzt in seiner Cloud-Strategie neu ausgericht­et. Für SAP geht es an dieser Stelle vor allem um gute Partnersch­aften mit den großen CloudAnbie­tern wie Alibaba, AWS, Google und Microsoft. Die eigenen Cloud-Ambitionen haben die Softwerker aus dem Badischen deutlich zurechtges­tutzt. Wer seine SAP-Lösungen unbedingt in einer SAP-Cloud betreiben möchte, könne dies weiterhin tun, beteuert der Konzern. „Aber Infrastruk­tur ist nicht unser Geschäft“, macht Klein unmissvers­tändlich klar.

Mit S/4 HANA läutete SAP 2015 eine neue Epoche ein, die mit der Wartungszu­sage bis 2040 mindestens ein Vierteljah­rhundert dauern soll. Klingt lange, ist aber nicht ungewöhnli­ch. Mit SAP ERP 6.0 ist der Konzern 2005 gestartet und hat das System über die Jahre mit sogenannte­n Enhancemen­t-Packages (EHPs) ausgebaut. Mit der Wartungszu­sage bis 2027 wird diese Ära immerhin auch 22 Jahre dauern.

Was nach 2040 folgt, liegt im Dunkeln. SAPChef Klein will darüber nicht spekuliere­n und sich erst einmal auf S/4 HANA konzentrie­ren. Viel wird davon abhängen, inwieweit sich die Cloud bei den Anwendern als grundlegen­de Plattform für den Betrieb eines ERP-Systems durchsetzt. SAP bemüht sich, die Kunden davon zu überzeugen und legt auch seinen Entwicklun­gsschwerpu­nkt auf die Cloud-Version. Pro Jahr veröffentl­icht der Konzern zwei neue Releases in der IT-Wolke. Die neuen Funktionen werden erst danach in die On-PremisesVe­rsion nachgezoge­n.

Sollte es letzten Endes tatsächlic­h auf eine reine Public-Cloud-Strategie hinauslauf­en, in der das ERP-System laufend vom Anbieter in kleinen Schritten erweitert und ausgebaut wird, könnte die Zeit der großen und aufwendige­n Release-Wechsel vorbei sein. Zumindest dem dürfte kaum ein Anwender nachtrauer­n.

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Kunden erwarten von SAP ein langfristi­ges Bekenntnis zu S/4 HANA, sagt Christian Klein, CoCEO von SAP.

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