Maturity-Studie: Hohe Gehälter sind das wichtigste Lockmittel
Entscheiden sich IT-Bewerber für einen Arbeitgeber, liegt das in den meisten Fällen am üppigen Gehalt. Bei den Unternehmen, die den Fachkräftemangel beklagen, ist oft noch nicht angekommen, dass es ums Geld geht.
Die Zahl der offenen IT-Stellen stieg laut Bitkom im Jahr 2019 um 51 Prozent auf den Rekordwert von 124.000. Binnen zwei Jahren hätten sich die unbesetzten IT-Stellen mehr als verdoppelt. Angesichts der Digitalisierung und einer seit Jahren steigenden Eigenleistung der Unternehmen im Applikationsbereich ist es kein Wunder, dass besonders häufig Entwickler gesucht werden.
Die Bitkom-Ergebnisse decken sich mit denen einer Studie des Beratungsunternehmens Maturity zum Thema IT-Skills aus dem gleichen Zeitraum. Demnach tun sich viele Unternehmen schwer, offene Stellen zu besetzen und stimmen der Aussage zu, dass sich die Situation sukzessive verschlechtert hat. Nur wenige glauben daran, dass sich der IT-Arbeitsmarkt entspannen wird. Das führt Maturity-Berater Gerd Hußmann darauf zurück, dass 51 Prozent der Befragten ihre IT-Organisation 2019 ausgebaut haben: „Geschrumpft ist die IT-Belegschaft nur in 14,4 Prozent der Fälle“.
Während der Bitkom die konkrete Skill-Nachfrage nach Funktionen geordnet hat (etwa Programmierer oder Projekt-Manager), fasst Maturity den Bedarf etwas breiter. Hier landen Themen vorn, die seit Jahren die Berichterstattung prägen: IT-Sicherheit, Digitalisierung, Agile, Cloud und DevOps bilden die Spitze der Nachfrage, Support und Helpdesk rangieren im unteren Drittel. Ganz am Schluss der Skala: Experten für Blockchain. SAP S/4 HANA liegt immerhin vor SAP ERP.
Bis eine Stelle besetzt werden kann, dauert es durchschnittlich fünf Monate, bei jeder fünften Vakanz geht sogar nahezu ein Jahr ins Land. Gerade in zeitkritischen IT-Projekten ist die Bremswirkung stark. In der Umfrage zeigt sich aber auch, dass der Besetzungsprozess in großen Unternehmen tendenziell schneller abläuft als in kleineren Betrieben.
Wer den Arbeitsvertrag unterschrieben hat, bleibt im Durchschnitt zehn Jahre in seiner ITOrganisation. Allerdings finden sich hier gravierende Unterschiede, etwa zwischen Beratungsunternehmen und dem öffentlichen Dienst. Sind IT-Experten nur 2,7 Jahre in einem Beratungshaus tätig, bleiben ihre Fachkollegen in Behörden 16,4 Jahre in ihrer Administration.
Niedriger Lohn schreckt IT-Profis ab
Bei der Frage, warum Kandidaten den Arbeitsvertrag bei einem Unternehmen nicht unterschreiben, zeigt sich in der Maturity-Umfrage des Pudels Kern: die Vergütung. Immerhin 44,5 Prozent der Befragten erachten das Lohnniveau als Grund dafür, dass IT-Profis eine offene Stelle ablehnen. Danach folgen die schlechte WorkLife-Balance und die geringe Bekanntheit des Arbeitgebers. Das widerspricht der gängigen Aussage, wonach IT-Experten in erster Linie an fachlichen Herausforderungen und Entwicklungspotenzial interessiert seien – letzteres landet am Ende der Gründe, die zur Absage durch den Kandidaten führen.
Im Gegenzug zeige sich, wie weit IT-Experten und Arbeitgeber auseinanderliegen, so Maturity-Berater Hußmann: „Bei den Maßnahmen der Firmen gegen den Fachkräftemangel landet eine höhere Vergütung auf dem letzten Platz, weit hinter flexibleren Arbeitsbedingungen und einer forcierten Weiterbildung.“Das Thema Löhne bleibt umstritten. Laut Bitkom beklagen 52 Prozent der befragten Unternehmen die zu hohen Gehaltsforderungen der Bewerber.
„Wer sich in den Bereichen IT-Sicherheit, Digitalisierung, Agile, Cloud und DevOps auskennt, gehörte 2019 zu den gefragtesten IT-Fachkräften. Experten für Blockchain waren dagegen am wenigsten gesucht.“
Gerd Hußmann, Maturity