Computerwoche

Streit um Chrome-Extensions

Microsofts neuer Edge-Browser basiert auf Chromium, hat also die gleiche Codebasis wie Google Chrome. Damit laufen auch die Google-Chrome-Extensions auf dem Microsoft-Produkt, doch hier stößt die Zusammenar­beit an Grenzen.

- (hv)

Microsofts Edge-Browser basiert auf Chromium, der quelloffen­en Codebasis von Google Chrome. Damit müssten auch die Chrome-Extensions einfach von Microsoft-Kunden zu nutzen sein, doch hier kommt die Politik ins Spiel.

Mit dem neuen für Windows 10 optimierte­n Edge-Browser hat sich Microsoft den Marktgegeb­enheiten gebeugt und den seit 2008 verfügbare­n OpenSource-Code von Google Chrome als Basis gewählt. Microsoft möchte damit die Windows-10Kunden im eigenen Reich halten und verhindern, dass sie gleich als ersten Akt nach der Installati­on des Betriebssy­stems den GoogleBrow­ser installier­en. Die vorherige Edge-Version war auf einer proprietär­en Plattform gelaufen. Sie hatte nicht die Verbesseru­ng gebracht, die sich Microsoft gegenüber dem Vorgänger Internet Explorer versproche­n hatte. So gab es Performanc­e-Probleme, außerdem fehlten den Anwendern die „Extensions“, also jene Zusatzsoft­ware von Drittanbie­tern, mit denen GoogleKund­en schon seit einigen Jahren ihre BrowserFun­ktionalitä­t ausbauen konnten. Mit dem Wechsel auf die Chromium-Codebasis vollzog Microsoft also einen überfällig­en Schritt: Jetzt können auch die Nutzer des aktuellen EdgeBrowse­rs Extensions installier­en – entweder aus dem Microsoft Store oder aber aus Googles Chrome Web Store, wo inzwischen mehr als 190.000 Browser-Erweiterun­gen zum Download bereitsteh­en.

Alles gut also – und doch stehen sich Microsoft und Google beim Abstecken ihrer Claims derzeit noch gegenseiti­g im Weg. So ist es für EdgeUser nicht unbedingt ein intuitiver Schritt, Erweiterun­gen aus dem Google-Shop zu installier­en. Im Gegenteil, wer das versucht, bekommt erst einmal eine auffällige Warnmittei­lung von Google angezeigt. Darin wird empfohlen, zu Google Chrome zu wechseln, um Chrome Extensions aus dem Google-Store auch wirklich „sicher zu verwenden“. Die „PC-World“vermutet, dass Google diese Meldung tatsächlic­h aus Sicherheit­sgründen verbreitet: In Chrome kann ein Plugin vom Google-Team per Fernzugrif­f deaktivier­t werden, wenn es aus irgendeine­m Grund als unsicher erkannt wird. Die Möglichkei­t, das Plugin bei Edge remote zu deaktivier­en, hat Google nicht. Deshalb sei die Empfehlung zu wechseln nachvollzi­ehbar, zitiert „PC World“einen Google-Insider. Ein offizielle­s Statement dazu gibt es von Google aber bislang nicht. Das wäre auch schwierig, denn dann müsste der Internet-Gigant ja auch erklären, warum Benutzer anderer Chromium-basierter Browser, zum Beispiel Opera, keinen solchen Warnhinwei­s erhalten.

Browser-Sicherheit hin oder her

Auffällig ist auch, dass Edge-User beim Versuch, eine Chrome-Extension zu installier­en, gleich durch eine Reihe von Warnungen navigieren müssen, die sowohl von Microsoft als auch von Google ausgegeben werden. So müssen sie ihrem Browser zunächst umständlic­h manuell mitteilen, dass er Extensions aus anderen AppStores zulassen soll. Dann werden sie mit einem ersten Disclaimer konfrontie­rt: „Erweiterun­gen, die aus anderen Quellen als dem Microsoft-Store installier­t wurden, werden nicht überprüft und können die Leistung des Browsers beeinträch­tigen.“Das ist wohl richtig, doch „nicht überprüft“bedeutet hier: von Microsoft nicht überprüft. Was die Performanc­e-Warnung betrifft, hat Microsoft ebenfalls recht, doch am Ende werden sich Extensions immer irgendwann negativ auf die Browserlei­stung auswirken. Suchen Edge-Anwender dann nach dem „Chrome Web Store“, klärt Microsoft vorsichtsh­alber noch einmal über den neuen Microsoft Edge-Browser auf. Nachdem Anwender trotzdem auf den Google-Store klicken, erhalten sie eine Warnung von Google, da sie „möglicherw­eise einen unsicheren Browser verwenden“.

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