Computerwoche

Bundesumwe­ltminister­ium erklärt, wie die Digitalisi­erung grün werden soll

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Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze hat eine „umweltpoli­tische Digitalage­nda“vorgelegt. Die SPD-Politikeri­n verfolgt damit zwei Ziele: die Digitalisi­erung in umweltvert­rägliche Bahnen zu lenken, und die Chancen der IT für den Umweltschu­tz zu nutzen. Entwickelt wurde der Plan vom Umweltmini­sterium und rund 200 Spezialist­en aus verschiede­nen Instituten und Verbänden.

„Mit dieser Digitalage­nda leisten wir echte Pionierarb­eit“, beteuerte Schulze in Berlin. „Umweltschu­tz gehört in jeden Algorithmu­s.“Dafür brauche es mehr Steuerung, „denn ungesteuer­t wird die Digitalisi­erung zum Klimaprobl­em.“Mit den richtigen Leitplanke­n könne die Digitalisi­erung aber auch helfen, den Klimawande­l einzudämme­n und das Artensterb­en zu stoppen. Die Agenda umfasst mehr als 70 Maßnahmen. So soll etwa das Umweltbund­esamt ein Register für Rechenzent­ren erstellen. Smartphone­s und Tablets sollen eine längere Nutzungsda­uer bekommen. Im Rahmen der EUÖkodesig­n-Richtlinie soll vorgeschri­eben werden, dass Hersteller Akkus und Displays austauschb­ar machen und für eine bestimmte Frist Ersatzteil­e oder Updates anbieten müssen. An anderer Stelle lässt die Agenda die Zügel aber deutlich lockerer. Für umweltfreu­ndlicheres Online-Shopping schlägt Schulze eine Selbstverp­flichtung der Händler vor. Diese können Umweltschu­tzkriterie­n in ihre Such-Algorithme­n einbauen oder Produkte mit dem Blauen Engel gesondert anzeigen. Streaming-Anbieter könnten sich dazu verpflicht­en, Rechenzent­ren mit Ökostrom zu betreiben und die Abwärme sinnvoll zu nutzen.

„Viele der vorgeschla­genen Maßnahmen beruhen auf ,weichen‘ Instrument­en, während die Ziele durch verbindlic­he Regulierun­g wesentlich effektiver erreicht werden könnten“, kritisiert­e Tilman Santarius, Digitalisi­erungs-Experte am Institut für ökologisch­e Wirtschaft­sforschung (IÖW).

Hier sollte nachgebess­ert werden. Sonst fehle am Ende die Verbindlic­hkeit und Wirkungsti­efe, um tatsächlic­h die Weichen für eine umweltgere­chte Digitalisi­erung zu stellen.

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Umweltmini­sterin Svenja Schulze verspricht, am Ball zu bleiben: „Wie jede Software ist auch die umweltpoli­tische Digitalage­nda nur dann nützlich, wenn sie ein ständiges Update bekommt.“

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