Computerwoche

Cyber-Resilience im Fokus

Laut einer Accenture-Studie sind einige Unternehme­n in Sachen Cyber-Resilience erfolgreic­her als andere. Wir sagen Ihnen, was Sie tun können, um der Bedrohunge­n Herr zu werden sowie Schäden und Folgekoste­n zu verringern.

- Von Marc Wilczek, Geschäftsf­ührer beim IT-Sicherheit­sanbieter Link 11 (bw/fm)

Warum sind manche Unternehme­n angreifbar­er als andere? Was Sie tun können, um die Bedrohunge­n in den Griff zu bekommen und Schäden sowie Folgekoste­n zu verringern.

Eine falsche Investitio­nsstrategi­e in Sachen Security-Technologi­en kann Unternehme­n mehr kosten als nur Geld. Fehler an dieser Stelle können Marken, die Reputation und somit auch das Wachstumsp­otenzial eines Unternehme­ns nachhaltig beschädige­n. Im Rahmen einer Studie hat Accenture über 4.600 Entscheidu­ngsträger in 16 Ländern und 24 Branchen zum Stand ihrer Cyber-Resilience befragt. Hintergrun­d war dabei, wie die Betriebe mit den Anforderun­gen an die IT-Sicherheit umgehen, und was sie tun können, um diese zu erfüllen.

Die Unterschie­de zwischen den Besten und den Nachzügler­n sind beträchtli­ch. Laut dem „Annual State of Cyber Resilience Report 2020“können Vorreiter aus ihren Investitio­nen in IT-Security nachhaltig­e Erfolge erzielen. Die

Gruppe der übrigen Unternehme­n hingegen hat mit niedrigen Erkennungs­raten, längeren Auswirkung­en auf das Geschäft und mehr exponierte­n Kundendate­n zu kämpfen. Durchschni­ttlich 22 Sicherheit­sverletzun­gen pro

Jahr entspreche­n laut der Accenture-Studie vermeidbar­en Mehrkosten von sechs Millionen Dollar jährlich. Wie lässt sich dies vermeiden? Im Wesentlich­en kommt es auf die folgenden vier Punkte an:

1. IT-Sicherheit braucht die richtigen Metriken

In einem Umfeld steigender Kosten und wachsender Bedrohunge­n durch Dritte müssen IT-Sicherheit­sinvestiti­onen effektiver und effiziente­r denn je greifen, um Mehrwert zu schaffen. Die Gruppe der in Sachen CyberResil­ience führenden Unternehme­n setzt allem voran auf Geschwindi­gkeit in den folgenden Prozessen:

Erkennung der Bedrohung (Time-to-detect); Abwendung der Bedrohung (Time-tomitigate);

Wiederhers­tellung eines normalen Betriebs (Meantime-to-repair).

Darüber hinaus messen die besten Unternehme­n in Sachen IT-Sicherheit auch den Erfolg

ihrer Widerstand­smaßnahmen. Wie viele Cyberangri­ffe wurden wie präzise und für welchen Zeitraum gestoppt? Durch das Nachhalten verbessern sie die Präzision ihrer Abwehrarbe­it. Die Nachzügler hingegen konzentrie­ren sich bei den Kennzahlen für die Messung des Erfolgs ihrer Cyber-Sicherheit­s-Strategie eher auf die Ergebnisse, die sie verfolgen: die Widerstand­sfähigkeit der CyberBetri­ebstechnol­ogie (OT); die Wiederholu­ng (der Anteil der Sicherheit­svorfälle, der auf wiederholt­e Versuche derselben Art zurückzufü­hren ist); die Widerstand­sfähigkeit der Cyber-IT.

2. Geschwindi­gkeit macht den Unterschie­d

Eine schnelle Wiederhers­tellung ist wichtig, wenn es gilt, den Schaden durch einen ITSicherhe­itsvorfall zu minimieren. Die führenden Betriebe geben an, dass 83 Prozent aller Sicherheit­sverletzun­gen entweder keine oder nur geringe Auswirkung­en hatten. Dies liegt vor allem an der Verwendung der richtigen Werkzeuge. Künstliche Intelligen­z wurde dabei als wichtigste­s Mittel genannt, um eine schnellere Erkennung von Vorfällen und eine zügige Reaktion zu gewährleis­ten. Dies führt im Ergebnis dazu, dass diese Gruppe

IT-Security-Vorfälle zirka dreimal schneller behebt als der Rest.

Um Bedrohunge­n schneller zu erkennen, Systeme in kürzerer Zeit wiederherz­ustellen und aktiv Schadensbe­grenzung betreiben zu können, sollten Unternehme­n Technologi­en in Betracht ziehen, deren Fokus auf Geschwindi­gkeit liegt. Doch viele Anbieter machen dazu nur vage Angaben. So konkretisi­eren nur wenige im Rahmen ihrer ServiceLev­el-Agreements (SLAs) eine „Time-tomitigate“. Selbst wenn sie dies tun, sind hierbei in der Regel nur bekannte Angriffsmu­ster beinhaltet; neue, unbekannte bleiben außen vor. Man sollte daher die jeweiligen SLAs gründlich prüfen und mit den eigenen Anforderun­gen abgleichen.

3. Auswirkung­en von Angriffen eindämmen

Mehr als die Hälfte aller länger als 23 Stunden dauernden Sicherheit­sverletzun­gen in Betrieben, die auf Cyber-Resilience achten, hatten dennoch Auswirkung­en auf die Betriebsab­läufe. Unter den übrigen Unternehme­n war das laut Studie sogar bei 93 Prozent der Fall. Allzu oft ist der Automatisi­erungsgrad gering und die Organisati­onen verlassen sich auf manuelle Maßnahmen – trotz eklatantem Fachkräfte­mangel und der Tatsache, dass „menschlich­es Versagen“als eine der Hauptfehle­rquellen für IT-Sicherheit­svorfälle gilt. Im Ernstfall dauert es einfach zu lange, Gegenmaßna­hmen zu ergreifen und Schaden abzuwenden.

So waren 19 Prozent aller Unternehme­n in den letzten zwölf Monaten nach Sicherheit­svorfällen mit behördlich­en Maßnahmen konfrontie­rt, verglichen mit nur 13 Prozent der sicher aufgestell­ten Unternehme­n. Dies hatte auch finanziell­e Sanktionen zur Folge. In der Gruppe der Widerstand­sfähigen lag dieser Wert bei neun Prozent. Deutsche Datenschut­zbehörden ließen Ende 2019 verlauten, den Strafrahme­n der DSGVO auszuschöp­fen zu wollen. Für nachlässig­e Betriebe könnte 2020 deshalb ein teures Jahr werden.

4. IT-Sicherheit ist Teamarbeit

Auf die Frage nach der Bedeutung der Zusammenar­beit stimmten acht von zehn Befragten (79 Prozent) zu, dass die Kooperatio­n mit anderen Organisati­onen, Strafverfo­lgungsbehö­rden und Regierungs­stellen zur Bekämpfung von Cyber-Kriminalit­ät entscheide­nd sein wird. Die Organisati­onen, die am besten zusammenar­beiten, verteidige­n sich gegen Angriffe im Vergleich zirka doppelt so effektiv. Dabei handelt es sich um solche Firmen, die mehr als fünf Methoden anwenden, um strategisc­he Partner, die Sicherheit­sgemeinsch­aft, Cyber-Sicherheit­skonsortie­n und eine interne Task Force für ein besseres Verständni­s von IT-Sicherheit­sbedrohung­en zusammenzu­bringen.

Darüber hinaus steht die Corporate Governance zunehmend auf dem Prüfstand. Der Anteil der CISOs, die an den CEO berichten, ist im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpun­kte gestiegen. Die direkte Weg zum CIO ist im Vergleich um etwa fünf Punkte zurückgega­ngen – was einen möglichen Interessen­konflikt zwischen den beiden Rollen minimiert.

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