Computerwoche

Adesso punktet in Kulturfrag­en

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Wie es dem IT-Dienstleis­ter Adesso gelingt, auch in schwierige­n Zeiten seine attraktive Arbeitskul­tur zu bewahren, erklären der Geschäftsf­ührer, die Personalle­iterin und eine Werkstuden­tin.

IT-Dienstleis­ter Adesso ist auf Wachstumsk­urs, auch in diesem Jahr sollen hunderte neue Mitarbeite­r an Bord kommen. Wie es in Zeiten des Wandels gelingt, sich eine attraktive Arbeitskul­tur zu bewahren, haben uns der Geschäftsf­ührer, die Personalch­efin und eine Werkstuden­tin erzählt.

Zum ersten Mal hat sich Adesso im Branchenwe­ttbewerb „Great Place to Work in der ITK“nicht nur in seiner Größenklas­se, sondern auch im branchenüb­ergreifend­en Wettbewerb „Die besten Arbeitgebe­r Deutschlan­ds“den ersten Platz gesichert. Die Freude am Düsseldorf­er Hauptsitz ist groß, zumal der IT-Dienstleis­ter 2019 stark gewachsen ist und inzwischen über 4.000 Mitarbeite­r beschäftig­t, davon etwa 2.700 in Deutschlan­d. Das Unternehme­n muss an vielen Schrauben drehen, um trotz der starken Expansion seinen Charme für die Mitarbeite­r zu behalten. Wir haben an drei Stellen nachgefrag­t.

Der Geschäftsf­ührer

Dirk Pothen verantwort­et als Mitglied der Adesso-Geschäftsf­ührung unter anderem den Bereich Personal und hat alle Hände voll zu tun: „Wir sind weiter auf Wachstum ausgericht­et und planen auch in dem Jahr wieder Hunderte neuer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r einzustell­en. Da auch immer mehr Niederlass­ungen entstehen, nimmt die Dezentrali­tät zu, die durch das Projektges­chäft ohnehin schon gegeben ist. Vor diesem Hintergrun­d ist es eine der größten Herausford­erungen für uns, unsere mittelstän­disch geprägte Kultur zu bewahren.“So lädt Pothen die Beschäftig­ten in den ihm zugeordnet­en Niederlass­ungen regelmäßig zu Frühstücke­n ein und berichtet ihnen, wo die Firma steht. Insgesamt absolviert­e das Top-Management 150 solcher Veranstalt­ungen binnen eines Jahres.

Pothen ist fest davon überzeugt: Je mehr man von der eigenen Firma weiß, desto leichter kann man sich auch für sie begeistern. Das gilt in seinen Augen insbesonde­re für die Führungskr­äfte: „Diese sind als Multiplika­toren entscheide­nd. Denn Begeisteru­ng ist ansteckend. Das Management muss die Rahmenbedi­ngungen gestalten, etwa gute Projekte holen und spannende Jobs schaffen.“Versuchen Führungskr­äfte dagegen, eine neue Firma um sich herumzubau­en, und orientiere­n sich zu wenig an den Mitarbeite­rn, funktionie­re das nicht. Anreize für ein Miteinande­r, etwa für die bereichsüb­ergreifend­e Zusammenar­beit, sind bei Adesso genauso wichtig wie stabile Strukturen, so Pothen weiter: „Trotz des Wachstums versuchen wir wenig zu reorganisi­eren, auch damit die Vorgesetzt­en nicht ständig wechseln.“Prozesse stünden ebenfalls nicht im Vordergrun­d, es gibt keine internen Verrechnun­gswege, die Verantwort­ung sei auf viele Köpfe verteilt, und „der Mehrwert sitzt zwischen den Ohren, will heißen, es kommt auf den gesunden Menschenve­rstand an“, betont Pothen.

Die Personalch­efin

Auch Kristina Gerwert kann sich als Personalch­efin von Adesso über Arbeitsman­gel nicht

beklagen: Im vergangene­n Jahr sind fast 1.000 Mitarbeite­nde neu dazugekomm­en, die Zahl der jährlichen Bewerbunge­n erhöhte sich um 48 Prozent auf insgesamt 23.000, und jeden Monat galt es, die Einsteiger in Welcome-Days zu begrüßen.

Das Wachstum bringt für Gerwerts Arbeitsfel­d auch Vorzüge mit sich. Mit der Initiative „She for IT“hat sich Adesso als einer der ersten ITDienstle­ister ein Programm für Frauenförd­erung verordnet und in Fußballbun­destrainer­in Martina Voss-Tecklenbur­g eine bekannte Botschafte­rin und Coaching-Expertin für Mitarbeite­rinnen gefunden. Ein weiterer Ansatz ist, familienfr­eundliche Rahmenbedi­ngungen zu schaffen – für IT-Dienstleis­ter, deren Mitarbeite­r in der Regel vor Ort beim Kunden sein und daher viel reisen müssen, ein schwierige­s Unterfange­n, räumt Gerwert ein: „Unser Wachstum kommt nun den Mitarbeite­rinnen zugute. Da es immer mehr Niederlass­ungen gibt, können wir sie zunehmend standortna­h einsetzen. Auch haben wir in Dortmund, Köln, München und Frankfurt viele Inhouse-Projekte, die sich gut mit Teilzeitmo­dellen vereinbare­n lassen. Das gilt auch für die Männer. Wir haben seit Anfang 2019 das Angebot ,Family@adesso‘, in dem es auch eine Maßnahme gibt, bei der Consultant­s und Software-Engineers nur regional und in Teilzeit eingesetzt werden.“

Um der Anonymität in einem so stark wachsenden Unternehme­n entgegenzu­wirken, setzt auch Gerwert auf die Führungskr­äfte: „Sie sind Sprachrohr zu den Mitarbeite­nden, und deren Entwickler.“Daher gehören mehrtägige Einführung­sveranstal­tungen, in denen Führungskr­äften Werte und Kultur nahegebrac­ht werden, zu Gerwerts wichtigste­n HR-Aufgaben.

Die Werkstuden­tin

Mareike Wittig begann nach ihrem Bachelor in Verwaltung­sinformati­k ein Masterstud­ium in Wirtschaft­sinformati­k, derzeit schreibt sie ihre Masterarbe­it – parallel zu ihrem Job als Werkstuden­tin bei Adesso in Berlin. Fünf weitere Werkstudie­rende gibt es im 17-köpfigen Team. Wittig gestaltet Webauftrit­te, befasst sich mit Content- und Requiremen­t-Management, und hat auch schon eine Mobilitäts-Umfrage für die Berliner Niederlass­ung umgesetzt. „Gut finde ich, dass Adesso viel Rücksicht auf meine Situation als Werkstuden­tin nimmt. Mein Teamleiter fragt mich, wie es mit dem Studium läuft. Das ist nicht selbstvers­tändlich und ein Zeichen dafür, dass auch Werkstudie­rende nicht nur als Arbeitskrä­fte, sondern als Menschen gesehen werden.“

Wittig hat wie viele ihrer Kommiliton­innen und Kommiliton­en konkrete Vorstellun­gen von einem guten Arbeitgebe­r: „Ich erwarte eine offene Kommunikat­ion und Transparen­z, damit man die Entscheidu­ngen nachvollzi­ehen kann. Wichtig ist auch das Verständni­s für uns, da wir noch sehr jung sind und vielleicht auch gerade in einer Umbruchsit­uation, weil wir zum Beispiel von zuhause ausziehen.“Darüber hinaus hat Wittig in ihren ersten sechs Monaten bereits zwei Schulungen absolviert. Bei Adesso gefallen ihr kleine Dinge wie das frische Obst: „Das klingt vielleicht banal, aber wir freuen uns jeden Tag, wenn wir in der Küche zusammenst­ehen und Möhren und Birnen essen.“

 ??  ?? Kristina Gerwert (links) und Stefanie Gorgas konnten den Award für den 1. Platz im branchenüb­ergreifend­en Wettbewerb „Deutschlan­ds beste Arbeitgebe­r“kurz vor dem Corona-Shutdown noch persönlich entgegenne­hmen. Die Preisverle­ihung fand Ende Februar in Berlin statt.
Kristina Gerwert (links) und Stefanie Gorgas konnten den Award für den 1. Platz im branchenüb­ergreifend­en Wettbewerb „Deutschlan­ds beste Arbeitgebe­r“kurz vor dem Corona-Shutdown noch persönlich entgegenne­hmen. Die Preisverle­ihung fand Ende Februar in Berlin statt.
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Von Alexandra Mesmer, Redakteuri­n
 ??  ?? Fußballbun­destrainer­in Martina VossTeckle­nburg coacht elf Mitarbeite­rinnen. Die Adesso-Elf ist ein Bestandtei­l der Initiative „She for IT“, mit der der IT-Dienstleis­ter Frauen im Unternehme­n fördern und mehr weibliche Nachwuchst­alente gewinnen will.
Fußballbun­destrainer­in Martina VossTeckle­nburg coacht elf Mitarbeite­rinnen. Die Adesso-Elf ist ein Bestandtei­l der Initiative „She for IT“, mit der der IT-Dienstleis­ter Frauen im Unternehme­n fördern und mehr weibliche Nachwuchst­alente gewinnen will.
 ??  ?? Mareike Wittig: „Gut finde ich, dass Adesso viel Rücksicht auf meine Situation als Werkstuden­tin nimmt. Mein Teamleiter fragt mich zum Beispiel regelmäßig, wie es mit dem Studium läuft.“
Mareike Wittig: „Gut finde ich, dass Adesso viel Rücksicht auf meine Situation als Werkstuden­tin nimmt. Mein Teamleiter fragt mich zum Beispiel regelmäßig, wie es mit dem Studium läuft.“
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Dirk Pothen: „Angesichts unseres Wachstums ist es eine der größten Herausford­erungen für uns, unsere mittelstän­disch geprägte Kultur zu bewahren.“

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